RÉVHELYI ELEMÉR: A TATAI MAJOLIKA TÖRTÉNETE / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 8. (Budapest, 1941)
Tartalomjegyzék - INHALTSVERZEICHNIS - IV. Die weiteren Erfolge der Fabrik (1788–1820)
- 115 — behandelt : allein die österreichischen Kunsterzeugnisse werden bei der Einfuhr nach Ungarn, als einheimische angesehen, daher zahlen jene 30, diese nur 3 Prozent. Auf diese Weise müssen Fabriken und Manufakturen in den österreichischen Provinzen aufblühen und wie sie immer seyn mögen, in Ungarn einen sichern Absatz finden. Mit einem Wort, durch diess Dreissigst System ist Ungarn in einen wahren Colonial-Zustand herabgesetzt. Aus allen diesem erhellet, dass diess System dahin abzweckt, dass in Ungarn keine Fabriken und Manufakturen, überhaupt keine Industrie entstehen soll; sondern wie alle Fabrikate von den österreichischen Provinzen zu kaufen gezwungen seyn sollen." 2 0 Dies war damals die wahre Lage (1802). Die Farben- und Glasurstoff konnte man kaum bezahlen. Die Fabrik stand beinahe am Rande des Ruins, aber sowohl Schlögl, der die Verantwortung trug, als seine treue Lebensgefährtin, die Leiterin der Fabrik, hatten in ehrlicher Absicht alles getan, um den Betrieb zu retten. Zum Ausführen der Drohung kam es allerdings nicht, denn besonders wegen der noch schwereren, stürmischen und fast katastrophalen Ereignisse der folgenden Jahre hätte sie die Herrschaft — selbst wenn sie gewollt hätte — nicht verwirklichen können. Die Inbetriebsetzung einer neuen Fabrik war schon deshalb nicht zu befürchten, weil es im Jahr 1802 endlich gelungen war, das alte leerstehende Gebäude der Majolikafabrik, das Eigentum der Herrschaft war, an den Tuchwalkermeister Michael Kugyelka zu verkaufen. 2 1 Doch konnte die Herrschaft ja in diesen Krisenzeiten auch gar nicht daran denken, ein neues Gebäude zweckmässig einzurichten, noch weniger hätte sich ein fremder Unternehmer gefunden. Der Schrecken war gross, denn die vordringenden französischen Truppen waren bis in die Nähe der Stadt gelangt. Tata war voll Militärs und Flüchtlinge, und um die Stadt wurden in fieberhafter Eile Schutzschanzen angelegt. Erst der Frieden von Schönbrunn brachte der Stadt wieder die Ruhe. Hier ist hervorzuheben, dass die Majolikafabrik in diesen sorgenschweren Zeiten sozusagen ununterbrochen im Betrieb war, und Hofrat Albert Mayer, der Direktor der Holicser Fabrik, der während des Stilliegens seines Betriebs die 1 0 Berzeviczy G. ; a. a. 0. S. Capitel VI. 2 1 Gr. Esterhézysches Arch. Protoc. Offic. Exactor. (Inv. Nr. 1350). Nr. 3408.. 3409. ungarländischen Fabriken besuchte, auch in Tata vorsprach. In seinem Briefe vom 9. Oktober 1809 äusserte er sich lobend über die Fabrik, wo den Holicser ähnliche weissglasierte Gefässe hergestellt werden, die sein besonderes Gefallen fanden (Ebenso habe ich die Fabrique in Dottis gesehen, wo sie meistens ein schönes ordinari weisses Geschir wie wir machen, das mir sehr gefahl.") 2 2 Wenn der Direktor der Holicser Fabrik Albert Mayer, als Fachautorität in der Frage der Fayenceherstellung über die Erzeugnisse der Tataer Fabrik in diesen krisenhaftigen Zeiten ein derart günstiges Urteil fällte, dann konnte der angebliche Niedergang, den die Herrschaft schon für so bedenklich hielt, dass sie Schlögl in einer energischen Aufforderung auf die Folgen aufmerksam machte, vermutlich doch nicht besonders schwer gewesen sein. Ebenfalls im 1809 erschien auch die Statistik von M. Schwartner und in diesem Werke tut er noch des weiteren Aufschwungs und der Blüte der Tataer und Budaer Fabrik Erwähnung, während der gleichen Zeit bemerkt, dass die Holicser Fabrik trotz ihrer vornehmen Gründung dem Verfallen entgegengehe. 2 3 Es ist nicht zu leugnen, dass nach dem Tode der beiden stärksten Kräfte der Fabrik des Bildhauers A. Schweiger und des Mahlers J. Radiel was die Originalität und künstlerische Ausbildung belangte, ein Rückfall eintreten wurde. 2 4 In ihrer Qualität aber dürfte die Tataer Majolikafabrikation auch weiter ihr altes Niveau aufrechterhalten haben, und nur in Menge und Umsatz der Produktion verursachte von Zeit zu Zeit der Stillstand der Fabrikation feinerer Gefässe, der durch die schwierige Beschaffung des Schmelzes und des Farbenmaterials entstand, ferner die Entwertung des Geldes und die damit verbundene allgemeine Stagnation des Handels kleinere oder grössere Störungen im Leben des Betriebs. Der Verfall in Tata war also um nichts schwerer als die allgemeine Lage des Gewerbes der damaligen Zeiten in Ungarn. Jedenfalls musste auch Schlögl spüren, dass in der Majolikafabrikation sich nicht nur die Formen, der Stil und der Zeitgeschmack geändert hatten, sondern 1 2 C. Schirek a. a. o. S. 89. 2 3 Schwartner M. : Statistik des Königreichs Ungarn. (1809.) 1. Th. S. 382. 2 4 Schweiger gestorben am 13. VI. 1802. — Radiel gestorben am 29. IX. 1809. r. k. Pfarramt in Tata. I ib. Defunct. *