RÉVHELYI ELEMÉR: A TATAI MAJOLIKA TÖRTÉNETE / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 8. (Budapest, 1941)

Tartalomjegyzék - INHALTSVERZEICHNIS - IV. Die weiteren Erfolge der Fabrik (1788–1820)

- 113 — Eben auf Grund der Vielseitigkeit von Ra­diel glauben wir, dass auch die auf Pergament gemalten Miniaturbildnisse des Ehepaars Schlögl, die sich im Besitz der Familie Pasteiner befin­den, von seinem Pinsel stammen Als alter Ma­ler der Fabrik lebte er unter ihnen und während seiner fast 30 jährigen Wirksamkeit in Tata konnte er wohl aus Dankbarkeit seine Brotge­ber verewigt haben. Er stellte die Ehegatten je­den für sich in ovalem Rahmen, im Profil dar, bemüht sich um das Porträthafte und gibt ein getreues Bild der damaligen Tracht. Soweit wir aus den Gesichtszügen auf ihr Alter schliessen können, darf die Entstehungszeit der Miniatűrén ungefähr auf die Mitte der neunziger Jahre ge­setzt werden. 7 Noch zur Zeit der Witwe Hermann, in den achtziger Jahren, beginnt seine Tätigkeit neben dem Vater der Sohn von Johann Radiel, Jakob. Er erlernte die Malerei von seinem Vater und stand bis zu seinem 1819 eingetretenen Tode im Dienste der Fabrik. 8 Das Talent seines Vaters hat er nicht geerbt ; dies zeigt am besten der Niedergang der Dekorationen, die zweifellos von ihm stammen, auf den Erzeugnissen des XIX. Jahrhunderts. In der zweiten Hälfte des Jahres 1791 mel­dete sich ein neuer Maler, Emanuel Model, in Tata, samt seiner Familie. Auch er kam aus Holies oder vielmehr war er von dort durchge­gangen, wie ein Holicser Verzeichnis bemerkt. Er hatte sich im ganzen nur 3/4 Jahre in Holies aufgehalten, und war aus der 1783 gegründeten Fayencefabrik des Fürsten Dietrichstein in Mäh­risch-Weisskirchen herübergekommen. 9 Bei sei­ner Ankunft in Holies wurde er mit Argwohn aufgenommen, denn die Fabrik in Mährisch­Weisskirchen machte eben damals Versuche, die Fabrikation englischer Steingutgefässe ein­zuführen, und so hatte man ihn im Verdacht, das wahre Ziel seines Kommens sei, sich das Geheimnis der Holicser Erzeugung von engli­schem Steingut anzueignen. Man gab so scharf auf in ihn acht, dass er nicht einmal in die Nähe der Brennöfen kommen durfte. Diese stän­dige Kontrolle und die übereifrige Vorsicht, die aus der Eifersüchtelei zwischen den Fabriken enstand, waren wohl Modet zu viel geworden, 7 Vergl. Petrik L.: Adatok a magyar agyagipar tör­ténetéhez. (Művészi Ipar. Jahrg. 1889. S. 10—11.) — C. Schirek a. a. 0. S. 70—71. 8 Geboren in Holics'(1762), gestorben in Tata (1819). » C. Schirek a. a. 0. S. 108. als er, ohne Abschied von Holies zu nehmen, nach Tata zog. Uber seine Abstammung wissen wir nichts, und auch von seiner Tätigkeit in Tata zeugt nur eine Aufzeichnung in den Orts­Matrikeln (Emanuel Modet Pictor in Majolicae), ferner eine gegen Schlögl eingereichte Zahlungs­Aufforderung. 1 0 Laut der Zahlungsaufforderung konnte „der Maler in der Fabrik weisser Ge­fässe zu Tóváros" als er zur Zeit seiner Ansie­delung verschiedene Dinge einkaufte, nur auf Grund der Bürgschaft von Schlögl Kredit erhal­ten. Diesen hatte er durch Abzug seines Ar­beitslohns getilgt. Es scheint jedoch, dass Schlögl mit der Arbeit des Malers und seiner unsteten Natur nicht zufrieden war, und Modet es des­halb für angezeigt hielt, Tata zu verlassen. Wie in Holies, so hinterliess er auch hier Schulden. Auf Grund der Entscheidung des herrschaftli­chen Gerichts wurde Schlögl, da „Modets Gläu­biger die bei ihn gekaufte Bettwäsche gepfän­det" hatte, der Bürgschaftspflicht entbunden, um so eher, da er den Maler nicht in seiner Fabrik behalten wollte. Mit diesen und noch anderen, uns bisher unbekannten Arbeitskräften wirkte Frau Schlögl, geb. Therese Hermann, deren ganzes Trachten dahin ging, die Majolikafabrikation auf jener Höhe zu erhalten, wie sie diese von ihrer Mut­ter übernommen hatte. Am 27. März 1796 wur­de dem Betrieb eine hohe Auszeichnung zuteil. Erzherzog Josef, der königliche Statthalter und spätere Palatin von Ungarn, besuchte Tata und während seines hiesigen Aufenthalts besichtigte er auch die berühmte Fabrik. 1 1 Die Bedeutung des Tages wurde von der Fabrik durch eine Majolikagedenktafel verewigt, die das ungari­sche Wappen mit der Krone und Blumengewinde zierten. Dieses bedeutsame Gedenkstück, das in einem einzigen Exemplar hergestellt wurde, wird heute im Kunstgewerbemuseum aufbewahrt. Der Ruhm der Fabrik zog auch andere nach Tata, unter anderen besichtigte der englische Naturforscher Robert Townson im Jahre 1793, 12 der Direktor der Holicser Fayence- und Stein­gutfabrik Albert Mayer im Jahre 1809 den Be­trieb. 1 2» Die rühmlichst bekannte Fabrik wurde durch die Ereignisse in den Jahren nach der 1 0 Gr. Esterházysches Arch. Protoc. Sedium Dom. (Juv. Nr. 1298) S. 422. 1 1 História Domus Tatensis Scolarum Piarum. pag. 76. 1 8 Townson : Travels in Hungary. (London, 1797.) , 8 a C. Schirek a. a. 0. S. 89. 90.

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