RÉVHELYI ELEMÉR: A TATAI MAJOLIKA TÖRTÉNETE / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 8. (Budapest, 1941)
Tartalomjegyzék - INHALTSVERZEICHNIS - III. Die Glanzzeit der Fabrik (1772-1788).
III. DIE GLANZZEIT DER FABRIK (1772-1788). Die Unsicherheit dauerte jedoch nicht lan ge, und — wofür es wenige Beispiele in der Geschichte der Keramik gibt — eine Frau nahm die Leitung der Fabrik in die Hand : die Witwe von Dominik Cuny und später von Alexander Hermann, mit ihrem Mädchennamen Christine Frank. Und sie tat dies mit solchem Schwung und so viel Entschiedenheit, dass ihre Leitung tatsächlich die Blütezeit der Fabrik bedeutete, und ihre Begeisterung veranlasste Holies, zurückzutreten, beziehungsweise zur Fabrikation von Stenigut überzugehen. Und obschon die Tataer Fabrik auch noch lange Zeit hindurch ihren Ruf zu erhalten wusste, bedeuten die späteren Zeiten, die Leitung ihres Schwiegersohnes Schlögl, doch nur die Nachblüte jener Glanzzeit, die durch die hingebende Tätigkeit der Frau Hermann herbeigeführt wurde. Der Vertrag des Gatten der Frau Hermann hatte auf drei Jahre gelautet, doch mit seinem Tode erlosch seine Gewerbelizenz. Sicherlich hätte sich ein Unternehmer für die Übernahme der Fabrik, die einen guten Namen hatte, gefunden, wenn nicht anders, so wie das im XVIII. Jahrhundert gebräuchlich war — durch Heirat. Aber die Frau, die nun schon zum zweiten Male Witwe geworden war und tätigen Anteil an den Werkstattarbeiten hatte, fühlte sich auch allein stark genug zur weiteren Führung der Fabrik. Die ihrem verstorbenen Manne zugesicherten Rechte liess sie noch im November desselben Jahres durch die Herrschaft bekräftigen, zugleich bat sie um die Erlaubnis, seine Kunst, sein Handwerk frei ausüben zu dürfen. 1 Da die Witwe Hermann und die bisherigen Arbeiter der Fabrik genügende Sicherheit für die ungestörte Tätigkeit des sich schön entwickelnden Betriebs bie1 Gr. Esterházysches Arch. Protoc. Offic. Praeiect. (Inv. Nr. 20.) Instantia Christinae Herman Alexandri quondam Herman Majolica fabricantis relictae Viduae. S. 124. ten konnten, erfüllte die Herrschaft die Bitte der Witwe bereitwillig. 2 Die allererste Aufgabe der Witwe Hermann war die Vergrösserung der Fabrik. Die Erweiterungsarbeiten wurden wiederum durch Fellner besorgt. 8 Die Ausdehnung war wahrscheinlich durch die gesteigerte Erzeugung notwendig geworden. Unter der Leitung durch die Witwe wuchs auch die Zahl der herrschaftlichen Bestellungen, und im Tataer Schloss wird im Jahre 1774 ein besonderer grosser Schrank aufgestellt, in dem die schöneren Majolikastücke aufbewahrt und behütet werden. 4 Diese Bestellungen standen im Zusammenhang mit den in den siebziger Jahren immer häufiger werdenden Tataer Festen, Tanz- und Gartenunterhaltungen, Theatervorstellungen und Konzerten, an denen ausser den Mitgliedern und Verwandten der Familie Esterházy sehr zahlreiche vornehme Gäste teilnahmen. 6 So bestellte zum Beispiel im Jahre 1787 der Pariser Botschafter Graf Franz Esterházy für die Familienfestlichkeiten im englischen Park ein feinbemaltes Tafelservice für 12 Personen beim Tataer Betrieb. 6 Bei solchen Gelegenheiten machte die Herrschaft nicht nur Bestellungen und übernahm grosse Mengen von Gefässen zu eigenem Gebrauch, sondern auch zur Beschenkung ihrer Gäste. Eine bessere Propaganda für die Tataer Fabrik konnte es kaum geben, denn die beschenkten Aristokraten wurden neue Kunden und Gönner des heimischen 2 Gr. Esterházysches Arch. Proioc. Contract. (Inv. Nr. 1359.) S. 329. 3 Gr. Esterházysches Arch. Assignation. A° 1772. (Inv. Nr. 151.) S. 158. — Ausgaab Buch. Ao 1773. (Inv. Nr. 154.) 4 Gr. Esterházysches Arch. Assignation. A° 1774. (Inv. Nr. 151.) S. 11. 6 Révhelyi E. a. a. 0. S. 19. 6 Gr. Esterházysches Arch. Assignations Buch. (Inv. Nr. 167.) S. 29.