RÉVHELYI ELEMÉR: A TATAI MAJOLIKA TÖRTÉNETE / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 8. (Budapest, 1941)

Tartalomjegyzék - INHALTSVERZEICHNIS - III. Die Glanzzeit der Fabrik (1772-1788).

-106­Gewerbes. Aber auch die Fabrik legte sich bei solchen Gelegenheiten ins Zeug und verfertigte zu solcher Zeit Gelegenheits-Schaustücke, sog. Uberraschungs-artige Tischzierden, grosse Ge­fässe von spezieller Form und Bemalung. Die Witwe Hermann, die in den Schriften nur „Frau Porzellanerin Hermann", meistens sogar nur „Porzellanerin" genannt wird, erwei­terte im Jahre 1776 die Fabrik von neuem; zur Zerstampfung und betriebsfähigeren Aufar­beitung der mineralischen Stoffe, liess sie über dem Wasser-Abzugskanal neben dem Garten, bezw. dem Hof eine Stampfmühle erbauen. 7 Es ist interessant, dass die Tataer Majolikafabrik ebenso wie bei ihrer ersten Gründung im Jahre 1758, auch später in der örtlichen Umgangs­sprache und in den Protokollen der Herrschaft sehr häufig „Porzellanfabrik" genannt wird, wie übrigens diese Bezeichnung auch in Holies ge­bräuchlich war. Danach erhielt auch die Witwe Hermann ihren oben erwähnten volkstümlichen Ehrennamen. Im Jahre 1777 bekam der Betrieb eine neue Arbeitskraft. Es gelang der Witwe Her­mann, einen alten und zugleich den geschick­testen Maler von Holies, Johann Radiel ver­traglich für die Fabrik zu verpflichten und mit dieser Berufung war nun eine solche Künstler­gemeinschaft in Tata vereinigt, mit welcher Ho­lies nicht weiter konkurrieren konnte. Von da an lebte Holies nur mehr von seinem alten Ruhm, während Tata jetzt zu Ruhm gelangte. Radiel hatte seit 1754 im Dienste der Holicser Fabrik gestanden. 8 Er war als Lehrling in die Fabrik gelangt und hatte neben Cuny, später neben Hermann die sogenannte Feinmalerei besorgt. Sein Arbeitskreis stand also auf höherer künstlerischer Stufe und deshalb wurde er mit der Bemalung der speziellen und wertvollen Stücke betraut. Radiel malte die hauchfeinen, beinahe Miniatür-artigen holländischen oder chinoise-Landschaften bevölkernden Menschen­gestalten, Jäger- und Hirtenszenen. Wie früher Paul Deutscher und Alexander Hermann den Motivenbestand und die künstlerische Malerei von Holies nach Tata verpflanzt hatten, so setzte nun Radiel die begonnene künstlerische Aufgabe fort und brachte den Reichtum der naturalistischen Darstellungen mit sich. Alle, die bisher der Ansicht waren, die Tataer Fabrik könne nur wenig Originelles aufweisen und habe 7 Ebendort. Protoc. Offic. Praefect. (Inv. Nr. 20.) S. 317. 8 C. Schirek. a. a. 0. S. 105. nur Holies kopiert, urteilen also unrichtig. Denn Tata hat Holies nie nachgeahmt, vielmehr ha­ben die Holies befruchtenden besten Arbeits­kräfte ihre eigene Kunst mit sich nach Tata gebracht und diese hier weiterentwickelt. Jene Rolle, die die von Holies weggezogenen wert­volleren Angestellten spielten, macht es offen­bar, dass wir von der Befolgung der nämli­chen Formen noch nicht auf sklavische Nach­ahmung schliessen dürfen, wie dies die Litera­tur der Geschichte der Keramik über Tata ver­kündet. Ganz im Gegenteil bedeutet Tata das Weiterleben und die stufenweise Entwicklung der unter dem Einflüss westlicher Einwirkungen ins Leben gerufenen Formen, und sein Betrieb war die gerade und unmittelbare Fortsetzung der von Holies ausgehenden heimischen Fa­yencekunst. Radieis Tätigkeit ist ebenso wie jene des Bildhauers Schweiger zeitbestimmend für die Datierung sowohl der Holicser, als auch der Tataer Gegenstände. Die Anfertigung künstle­risch bemalter Stücke dauerte — eben in Ver­bindung mit der Person Radieis in Holies bis 1777 — in Tata bis ungefähr 1805. Auch über die Abstammung Radieis besitzen wir keine be­stimmten Daten. Er wurde 1730 geboren und 1754, im Alter von 24 Jahren, finden wir ihn schon in der Holicser Fabrik. Er verlegt den Sitz seiner Tätigkeit 1777 nach Tata und hier starb er auch — im Alter von 79 Jahren am 29 September 1809. 9 Er lebte stündig im Kreise der kleinen elsass-lothringischen Gruppe und wählte sich aus dieser auch seine Gattin. 1761 hielt er in Holies seine Hochzeit mit Marianne Boulanger. 1 0 Seine Frau war — dem Namen nach zu urteilen — französischer Abstammung und stand vielleicht in entfernter Verwandtschaft zu der Familie Boulanger in Rouen. Wir ken­nen nämlich in der Majolikafabrik zu Rouen mehrere Angestellte desselben Namens ; so die Maler Pierre Boulanger, Jacques Boulanger und Thomas Boulanger, ja um die Mitte des Jahr­hunderts war ein weibliches Mitglied der Fa­milie, Anna Boulanger, Leiterin der Fabrik. 1 1 Die Malmanier Radieis und der Gegen­stand seiner Darstellungen stand dem Strass­burger Stil am nächsten. Wahrscheinlich hatte 9 Pfarramt in Tata. Lib defunct. A° 1809. 29. sept, sepultus est Radiel Joannes Pictoris in Majolica, annor. 79 1 0 r. k. Pfarramt in Holies. Lib. Copul. S. 422. 1 1 A. Poltier. Hisloire de la Faience de Rouen. (1870.) S. 136. 186.

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