RÉVHELYI ELEMÉR: A TATAI MAJOLIKA TÖRTÉNETE / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 8. (Budapest, 1941)

Tartalomjegyzék - INHALTSVERZEICHNIS - II. Neuerliche Inbetriebsnahme der Fabrik (1768-1772)

- 104 — Eine höhere Anerkennung, ein schöneres Lob konnte damals Hermann und der Tätigkeit der in Entwicklung begriffenen Tataer Fabrik nicht zuteil werden, wenn man bedenkt, was es be­deutete, eine sozusagen Monopolstellung genies­sende, über mächtige Kapitalsanlagen verfü­gende kaiserliche Gründung wie Holies mit be­scheidenen Mitteln im fortwährenden Kampf mit Hindernissen zu überflügeln. Bei diesem kühnen Unternehmen, in dieser starken Willensanspannung finden wir dort neben Hermann auch seine helfende Gefährtin, seine Gattin Christine, die mit ihrem Manne zu­sammen in der Werkstatt arbeitet. Ihre gemein­same, harmonische Tätigkeit, ihre Ausdauer gab dem Betrieb die wahre Grundlage seiner Existenz. Die Erzeugnisse ihrer Werkstätte sind jetzt keine vergeblichen Anstrengungen unge­schickter Pfuscherei mehr, keine zur Irreführ­ung geeigneten sklavischen Nachahmungen, son­dern mit Kunst und bewusster Technik zustan­degekommene Schöpfungen, erfolgreiche Ergeb­nisse selbständiger, kunstgewerblicher Bestreb­ungen. Hermann und die Seinen brachten in der Majolikafabrikation einen neuen Namen und eine Marke in Verkehr, die jede keramische Fabrik in der Monarchie aufmerken liessen, den Namen und die Marke „Tataer Majolika­fabrik". (T) Der neue Betrieb fand, wie schon erwähnt, eine kräftige Unterstützung von seiten der Herr­schaft, und auch bei den Bestellungen ging die Herrschaft mit gutem Beispiel voran, oft genug auch durch Vermittlung fremder Bestellungen. Unter den Ausgaben der Herrschaft finden wir als fast ständige Rubrik den Kauf von Tataer Majolikagegenständen für ihre Schlösser in Tata, Cseklész, Csákvár und Pápa und für die Palais in Pozsony und Wien, ferner als Geschenke an hohe Aristokraten und Kirchenfürsten. Auch im Kreise des ungarischen Käufer-Publikums ver­breitete sich der Ruf der Fabrik rasch genug. Ihre Volkstümlichkeit konnte sie hauptsächlich dem Umstand verdanken, dass man in der Tätigkeit der Tataer Majolikafabrik im XVIII. Jahrhun­dert eine erfolgreiche Initiative zu ungarischen gewerblichen Unternehmungen sah. Denn — und dies muss besonders hervorgehoben wer­den — im Gegensatz zu dem kaiserlichen Un­ternehmen Holies, das an der mährischen Grenze lag und unter Wiener Einfluss stand, war die Tataer Majolikafabrik schon eine un­garische Gründung und einer der Vorkämpfer des sich entwickelnden ungarischen Gewerbes. Der Name Esterházy und die dem Herzen des Landes näher liegende transdanubische Stadt Tata gaben der Fabrik ihren ungarischen Cha­rakter. Und wenn auch Tata nicht über viel Kapital und grosse Lager verfügte, und wenn es auch einstweilen die Holicser Waren noch nicht von den grossen, ihnen durch Patente der Königin gesicherten Märkten verdrängen konnte, so überschritt sein Umsatz und Ruf doch beiweitem die Rahmen des kleinen Unterneh­mens. Leider besitzen wir keine Angaben über den Umsatz und die Einnahmen des Betriebs. Die Rechnungsbücher, Aufzeichnungen und übrigen Schriften der Fabrik gingen bei ihrer späteren Auflösung gänzlich verloren. Wir ken­nen lediglich aus vereinzelt im Kassenbuch der Herrschaft verzeichneten Posten die Höhe der Summen, die für an die Familie Esterházy gelieferte verschiedene Majolikagegenstände aus­bezahlt wurden. Und obschon unter den Be­stellungen oft auch Posten von 300 Gulden vor­kommen, lassen sich daraus nur beiläufige Schlüsse auf den Umsatz der Produktion und ihre Steigerung ziehen. In der 1771 angeordneten Landes-Gewer­bezusammenschreibung finden wir auch den Tataer Betrieb. 4 0 In der vom 8. November da­tierten Zusammenschreibung bezeichnete der Stuhlrichter Stefan Nedeczky jedoch nicht Ale­xander Hermann als Leiter des Betriebs, son­der dessen Gattin, geb. Christine Frank, die ge­wessene Ehefrau von Dominik Cuny. Auf Grund des Verzeichnisses können wir auf eine schwere Erkrankung Alexander Hermanns schliessen, denn die gutgehende Fabrik wurde tatsächlich am 31. Januar 1772 von einem schweren Ver­lust betroffen. Ihr Leiter Alexander Hermann starb nach zweijähriger Tätigkeit in Tata noch jung, im Alter von 44 Jahren. 4 1 Schon seit ihrer ersten Gründung war die Fabrik beinahe kata­strophal vom Schicksal verfolgt, aber dieser letzte Schlag war vielleicht der empfindlichste, denn es schien so, als ob dadurch das in der Entwicklung begriffene Unternehmen, dessen Zukunft man mit Vertrauen entgegensah, in seinen Wurzeln erschüttert würde. 4 0 Siklóssy L. a. a. O. S. 18., 19. 4 1 R. k. Pfarramt in Tata. Lib. Defunct.

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