KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE III. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 7. (Budapest, 1941)

I. Hans Holbein

sichtspunkt untersucht. Auch Goette hat den Gedanken, dass die Elemente des Holbeintoten­tanzes mit den wichtigsten Motiven des moder­nen Totentanzes auffällig übereinstimmen, nur flüchtig berührt und nicht praktisch angewendet. Da nach unserem Entwurf das Werk Hol­beins die Grundlage für die spätere Entwicklung des Totentanzes bildet, sollen hier die mit den Holbeinwerken in Verbindung stehenden Fra­gen, sowie der Inhalt der Bilder nach dem Vor­bilde Goettes eingehend untersucht werden. 1. Die Charakteristik der Totentanzszenen Holbeins Obwohl die Holbein-Totentänze mit den mittelalterlichen Darstellungen kaum etwas ge­I mein haben, so wurden sie doch ebenso, wie diese, nur in Erbauungsbüchern reproduziert und mit den üblichen Versen der „Heures" beglei­tet, welche aber in der Interpretation der Bilder wenig Rolle spielen. Die Satire, die Einführung der Todes-Sze­nen statt der mittelalterlichen Totenreihe wird von Wackernagel und Grüneisen als das be­sondere Kennzeichen der Originalität Holbeins hervorgehoben. Nach Goette hat Holbein kein einheitliches Leitmotiv oder Motto 1 für seine Bilderreihe gewählt. Im Bilde des alten Mannes, der alten Frau, des Abtes, des Edelmannes, des Narren wird weder die Lebensweise, noch der Beruf angedeutet. Die Vermehrung der Per­sonen in den Einzelszenen war auch kein all­gemein gültiges Prinzip in Holbeins Technik: die Bilder 14, 16, 23, 25, 27, 28, 31, 32, 33, 36, 37, 38, 43, 45, 46 zeigen überhaupt keine Ver­mehrung. Dagegen finden sich im Totentanz Manuels (Papst, Mönche, Krieger, Kind, Juden, Heiden), sowie anderer Totentanzmaler (H. Klau­ber ; Danse macabre :. Wucherer) schon vor Holbein Einzelszenen und Gruppen. Es ist nicht unbedeutend, dass auch im Holbein-Totentanz viele Skelettgestalten tanzen. Ebenso unpassend ist jene Meinung Wackernagels, dass Holbein eine Reihe von To­des-Szenen bildete, in denen die Katastrophe durch die personifizierte Todesgestalt herbeige­führt wird. Nach Goette sind diese „Todesge­stalten" keine Skelette, keine Gerippe und kön­nen auch nicht als „Sinnbilder des Todes", son­dern nur als Tote aufgefasst werden. In den Szenen „die Austreibung aus dem Paradies", „der arbeitende Adam", der Pfarrer (22), Arzt (26), Sterndeuter (27), Geizhais (28), das Ehe­paar (35), der Ackermann (38), Kärrner (46) und in der Szene vom Siechen (47) wird „der Tod" nur fern angedeutet, aber von einer Todes-Szene in der Art der alten Totentänze kann keine Rede sein. Goette meint, dass die Skelettge­stalten Holbeins Tote sind und nur der beglei­tende Text spricht vom Tod. Ursprünglich hat 1 Wie z. B. „Media vita in morte sumus . , ," 61 ­die Bilder Lützelburger nur mit Überschriften versehen. Diese Bilder ohne Text mussten grosse Verbreitung haben, denn die zweite Ausgabe 1542 (in Buchformat) weist schon kleinere Be­schädigungen auf, was auf die grosse Abnut­zung der Holzstöcke zurückzuführen ist. In der Lyoner Ausgabe 1538 gerieten die Bilder in ein Erbauungsbuch als Embleme mit den Versen Corrozets versehen, welche viel weniger wert­voll sind, als die Texte der mittelalterlichen To­tentänze, da ihnen die dramatische Dialogform fehlt. Nach Woltmann werden nur die Reichen, die Vertreter der höheren Stände vom Tod un­barmherzig dahingerafft, dieweil die Armen im Tod eine Wohltat finden. In diesem „demok­ratischen" Zug, sowie in dem gelungenen Spott über die grössten Vertreter der Geistlichkeit und in der Ironie des Todes, „der sich durch den gleissnerischen Schein der Heiligkeit nicht be­tören lässt und sie in derselben Minute ereilt, wo sie sich am höchsten fühlen", will Wolt­mann eine gewisse Shakespearische Kraft er­kennen. Dagegen muss aber als Tatsache be­tont werden, dass die Holbein-Bilder kaum einen rein menschlichen Wert haben könnten, wenn nur die Vertreter der höheren Stände als Sün­der dargestellt und die Armen als gute Men­schen charakterisiert wären. „Wäre Holbein tatsächlich so vorgegangen — sagt weiter Goette — wie es Woltmann schildert, so verdiente er die ihm gezollte Anerkennung nicht ; ein reli­giöser und socialer Fanatiker kann auf Shake­spearischen Geist und edle Humanität keinen Anspruch machen, und triviale Moral (z. B. dass nur die oberen Stände sündhaft sind) ist noch lange keine befreiende Ironie". Dabei scheint nach seiner abwehrenden Haltung ein Vertreter der unteren Stände, der Krämer die Wohltat des Todes nicht zu erkennen und einige höhe­ren Stände, der Bischof, Domherr, Priester sind die ruhigsten Gestalten der Reihe, die gelassen, sogar freudig mit dem Tod gehen. Holbein wollte sein Vorbild, den Basler Totentanz und in ihm die mittelalterliche Toten­tanzliteratur nicht vervollkommnen, sonst hätte er die unbestimmt auslegbare Toten-Todes-Ge­stalt des Mittelalters erkannt und anstatt ein Zwischenglied, das weder Totenleichnam, noch Todesskelett ist. zu schaffen, hätte er in die Gestaltung der Todesperson volle Klarheit ge­tragen. Die französischen Totentänze verbildli­chen vorwiegend die Mahnung, die oberdeut­schen Grossbasler Werke liessen die Mahnung an den Zuschauer weg und griffen zur Szenerie (Manuel). Bei Holbein geniesst die Vergänglich­keits-Ermahnung wieder ihre vollen Rechte, aber die bloss herkömmlichen Szenen verwandeln sich in Lebensbilder. Da zu Holbeins Zeit der Prediger am An­fang des Grossbasler Totentanzes noch fehlte, hat auch Holbein die Reihe nicht mit der Ge­stalt des Predigers begonnen und sie erst spä­ter — wahrscheinlich nach den Vorbildern der

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