KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE III. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 7. (Budapest, 1941)

III. Der Everyman-Todestanz

-112­Sterbens, welche durch den heissen Dampf ver­ursacht wird, erkennt der Beschauer im Schädel. 6). Ein Kranker sitzt im Bette und wälzt sich vor Schmerz. Neben ihm kniet sein Weib. Im offenen Fenster erscheint im Mondschein die winkend rufende Todesgestalt. Sie ist in ein Leichentuch gehüllt. 7). Dem Gefangenen, der grübelnd auf seinem Lager liegt, erscheint der Tod. Er ist als ein Wächter verkleidet, hält ei­ne Lampe in der Hand und weist mit der Rech­ten auf die Tür. Er allein kann den Armen aus seiner Bedrängnis befreien. 8). Eine kranke Frau wird von einem Weib gepflegt. Vor dem Bette disputiert der Arzt mit dem Tod, der sich als Mönch verkleidet hat. Mann könnte von der Mönchsgestalt des Todes vermuten, das sie zur teuflischen Mönchsgestalt des Reineke Fuchs Beziehungen hat. 9). Derselbe Mönshstod schaut gebieterisch und blutgierig von einer Stein­brücke in den reissenden Strom hinab, wo ein Mensch soeben ertrinkt. 10). Ein König stirbt, am Sterbebett und der Tod nimmt ihm Krone, Zepter und Purpurmantel weg. 11). Der Tod ru­dert mit einem Kahn, in dem ein Sarg liegt, zu einem Kirchhof. Die geschichtliche Bilderreihe ist nach die­sen Angaben der neuzeitlichen Totentanzent­wicklung eine logische Fortsetzung der Holbein­Todes-Bilder. „Todes-Tanz" wird zu „Lebenstanz". III. Der Everyman-Todestanz 1. Die Everyman-Todesgestalt im Rahmen symbolischer Motive 1 Das literaturgeschichtlich zwar nicht be­deutende Totentanz-Spiel von Marx M o e II er 2 ist ein moderner Everyman-Todestanz, in dem die Todesgestalt im Rahmen symbolischer Mo­tive auftritt. Wir bringen hier eine eingehen­dere Inhaltsangabe des Stückes, da es beson­ders geeignet ist, das Wesen des Everyman­Todestanzes vor dem Leser ins rechte Licht zu stellen. Wir befinden uns im Empfangszimmer einer mit­telalterlichen Burg. Auf der linken Seite der rückwärtigen Wand der Bühne führt eine Tür in einen Tanzsaal. Die Tür kann durch einen grossen Vorhang geschlossen wer­den. Rechts von der Tür steht eine grosse Uhr. Kurz nach der Eröffnung der Szene schlägt es elf Uhr und die Gräfin kommt aus dem Saal, in welchem die Burgeinwohner einen Maskenball veranstalten, in das Zimmer und setzt sich müde auf das in der Mitte des Zimmers stehende Sofa und nimmt gelassen ihre Maske vom Gesicht. Den Vorhang der Tür hat sie geschlossen und die Tanzmusik ist nur leise hörbar. Durch die Tür der linken Seitenwand, aus den weiteren Gemächern der Burg, kommt der Hof­arzt. Wie alle Personen, erscheint auch er in einer merk­würdigen, mittelalterlichen, langen, talarartigen Kleidung. Er ist über die Frivolität und Gottlosigkeit der Burgein­wohner sehr entrüstet, die zur Zeit der Pest einen Mas­kenball veranstalten. Im ganzen Land wütet die Pest. Was nützt es, dass man die Burg von der Aussenwelt voll­ständig abgesperrt hat ? Wer weiss, ob der Tod nicht ge­rade jetzt durch die geschlossenen Türen in die Buig schleiche ? Während der Arzt diese Bemerkung macht, tritt ein grosser schwarzer Domino durch die Korridortür in das Zimmer. Sein Haar ist fahl-aschenblond, mehr strähnig als gelockt. Von den beiden Sprechenden unbe­merkt eilt er mit schlauen Schritten in den Tanzsaal. Der Arzt erzählt weiter, dass man schon vor einigen Tagen geglaubt hätte, die Pest sei auch in die Burg gekommen. Der Affe des Königs war guter Laune, da der König ihm wieder Wein gegeben hat. Der Affe hat aus Übermut die Etikette verletzt und sprang in den Schoss der Kö­nigin. Dafür bekam er vom Junker Veit einen Schlag, dass er ächzend zu Boden fiel. Der Hofnarr erklärte laut, dass der Affe schon die Pest bekommen habe. Der König flüch­tete sich hierauf mit einigen Freunden aus der Burg und der Narr musste wegen seiner Keckheit, weil er gewagt 1 Tab. B. II. a. 1.2. 2 Totentanz. (Bildschmuck von Fidus : Musik von Baeker : Druck v. Emil Freter, Leipzig. 1898. hat, vor dem König die Pest zu erwähnen, die Burg so­fort verlassen. Der König hat seinen Affert lieber, als seine eigene Frau. Er ist auch jetzt nicht wegen der Königin, sondern wegen seines Affen besorgt. Dann beruhigt der Arzt die Gräfin mit der Erwähnung eines Lebenselixiers, das er erfunden hat und das gegen jede Krankheit schützt und jeden Menschen verjüngt. Die Burgeinwohner haben nichts zu befürchten. In diesem Augenblick erscheint der schwarze Domino mit der Königin. Der Arzt und die Gräfin fühlen sich gestört und verlassen eilends das Zimmer. Der Arzt hat die Flasche Lebenselixier, die er bevor auf den Tisch gestellt hat, zufällig dortgelassen. Die Königin be­klagt sich, dass der Domino zu schnell und übermütig tanzt. Sie sei sehr ermüdet und will jetzt ein bisschen al­lein bleiben. „Ihr seid entlassen . . ." — meint die Königin und gibt dem schwarzen Domino mit einer Handbewe­gung zur Kenntnis, dass er sich entfernen soll, „ihrwisst wohl nicht, mit wem ihr sprecht ?" — meint der Domino und erklärt, dass er kein Vasall sei und man könne ihn nicht dann entlassen, wenn man ihn will. Die Königin — erzürnt über diese Keckheit — verlangt von ihm, seine Maske herunterzunehmen. Aber auch diesen Befehl der Königin will er nur dann erfüllen, wenn die Musiker Tusch gespielt haben, früher nicht. Die Königin nimmt ihn in Ver­dacht, dass er ein Fremder, ein Eindringling sei, den man ohne ihre Erlaubnis in die Burg hereingelassen hat, und befielt ihm sich vorzustellen, da der Eintritt in die Burg für Fremde strengstens verboten ist Der Domino versichert ihr, dass ihm den Eintritt niemand verwehrt habe. Die Königin ergreift hierauf die auf dem Tisch liegende Hand­glocke, um die Dienerschaft herbeizurufen und den Fremd­ling hinauswerfen zu lassen. Aber der schwarze Domino berührt die Glocke und diese verstummt. Entsetzt fragt die Königin, ob er ein Magier sei ? Er bejaht es. Er kann zaubern und oft brachte er schon stumme Glocken zum Läuten. Er sei aber eigentlich ein unbekannter, mächtiger König, der gekommen ist, um das Land und die Krone des hiesigen Königs, der sich feig geflüchtet hat, zu er­obern. Bevor aber dieses Volk seine königliche Macht an­erkennt, will er um die Hand der Königin werben. Er kniet vor ihr nieder und fleht um ihre Liebe. Im milden Ton ersucht ihn die Königin, die Maske herunterzunehmen. A­ber das Hoforchester spielt erst punkt zwölf Uhr Tusch. Damit die Königin seinen wahren Charakter erkennen kann, erzählt der Domino von jenem Hofnarren, den man aus der Burg getrieben hat und den er auf den Strassen der Stadt gesehen hat. Die vielen Leichen liegen auf of­fener Strasse und niemand will aus Furcht die Toten be­graben. Da erscheint plötzlich der Narr als ein Mönch verkleidet unter dem falschen Namen „Pater Expulsus" und erzählt dem Volk, dass ihn der Sultan vertrieben und dass er trotzdem der Stadt ein sehr wertvolles Geschenk

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