KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE III. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 7. (Budapest, 1941)

I. Hans Holbein

nur mehr starres Behalten der Tradition und Mode. 29. Der Papst (6) und 30. Der Kaiser (7). Beide sind historische Szenen. Am Papst­bilde wird die Kaiserkrönung dargestellt, wo­nach jeder Papst gestrebt hat und die das Sym­bol der ganzen mittelalterlichen Geschichte ist. Als der Papst das stolzeste Ziel seines Lebens erreicht hat, erscheint neben ihm der Tod, der sich als ein gebrechlicher Mann benimmt und sich auf einen ötock stützt. Den gebrechlichen, alten Papst versucht er sanft fortzuziehen. Diese Todesgestalt ist eigentlich die Darstellung des gebrechlichen Alters eines Papstes. Was su­chen also die Teufelsfratzen am Bilde, die doch im Mittelalter nur dann erscheinen, wenn ir­gendein Sünder stirbt ? Man kann die Erklä­rung Woltmanns nicht annehmen, dass die Teufelsfratzen auf die Seele des „herrschsüchti­gen" Papstes warten, da doch der Tod den Papst nicht einmal töten kann, — er personifi­ziert ja nur „das Alter". Zu jener Zeit war es Mode, ein Papstbild mit Teufelsfratzen zu zie­ren. Vom katholischen Standpunkt aus hatte dies seinen Sinn, denn der Papst, als der rich­tige Stellvertreter Christi, muss vom Teufels­fürslen ebenso versucht werden, wie der gött­liche Meister. Der erste Adam ist der Versu­chung des Teufels unterlegen. Der zweite, der Christus-Adam musste diese Versuchung auch über sich ergehen lassen, aber überwinden. Sein Stellvertreter, der Würdenträger des zwei­ten, sieghaften Christus-Adam muss also unauf­hörlich mit der Urschlange kämpfen. — Die protestantische Zeit benützte diese Papst-Teu­fel-Bilder für eigene Zwecke. Man kann sich also vorstellen, dass auch Holbein — als guter Protestant — diese Mode beachtete. Dass Hol­bein improvisatorisch arbeitete, bewiesen die Szenen der Einleitung, aber dass er auch in­nerhalb einer Szene — etwa im Sinne der mit­telalterlichen Handschriftendrollerien — „nur Arabesken" zeichnet, beweist das Papstbild, da bei einem Kardinal eine als Kardinal verklei­dete Totengestalt angebracht wird. Holbein kannte die deutschen Totentanzholzschnitt-Aus­gaben, wo den Kardinal der Tod ebenfalls als Kardinal gekleidet davonschleppt. Holbein woll­te also im Papstbilde trotz der abweichenden Darstellung des Skeletts beim Papst einen äus­serlichen Kontakt mit den alten Totentänzen behalten. Während das Papstbild ein Stück Welt­geschichte ist, kann das Kaiserbild weniger als ein Geschichtsbild und eher als eine selbstän­dige Darstellung betrachtet werden. Es hat mit dem Kaisertum des Mittelalters wenig zu tun. Nach Massmann stimmen die Gesichtszüge des Kaisers mit denen Maximilians des Ersten über­ein. Holbein wollte aber in dem Kaiser des Bil­des keineswegs „den gerechten Kaiser" als ein Gegenstück des Papstbildes darstellen, u. zw. einen Kaiser, der einen Armen gegen sei­nen vornehmen Unterdrücker beschützt. Denn die Papstszene soll ja nach manchen Interpre­tationen „den Gipfel der Vermessenheit" des „herrschsüchtigen" Papstes versinnbildlichen. Man kann kaum ernst und wissenschaftlich be­haupten wollen, dass eine Kaiserkrönung im Mittelalter „eine Vermessenheit" sei. Holbein arbeitete improvisatorisch und zum Kaiserbild benützte er als Quelle Dürers und Burgkmairs Holzschnitte, welche Verherrlichungen Maximi­lians I. sind. Während also das Papstbild eine Darstellung aus der Geschichte ist, kann das Kai­serbild als eine dem Andenken an den kurz vorher verstorbenen Maximilian gewidmete Hul­digung aufgefasst werden. Vor dem Kaiser kniet ein Leibeigener und betrachtet entsetzt den Kai­ser, hinter dessen Thron eine Totengestalt er­scheint und die Krone des Kaisers von seinem Haupte nimmt. Der Kaiser hält ein zerbrochenes Schwert in der Hand und spricht mit seinen Rä­ten. Zu seinen Füssen eine Sanduhr, ein Zepter (auf einem Polster) und der Reichsapfel. 31. Der Prediger (21) steht auf der Kanzel und predigt. Hinter ihm erscheint der Tod mit einer den Geistlichen bezeichnenden Stola und hält in der rechten Hand einen unerkennbaren Gegenstand oder das Haupt des Predigers. Nach Woltmann soll hier die „Gleissnerei" des Geist­lichen durch den Tod bestraft werden, der ihn mit einer „Kinnlade" niederschlagen will. Aber das Motiv des Tötens ist hier nicht motiviert, denn die Stola bezeichnet doch einen friedlichen Menschen, dabei ist die Armhaltung des Todes zu lässig, als dass er mit dieser Hand jeman­den niederschlagen könnte. — Es ist zu beach­ten, dass es im Mittelalter Gebrauch war, wäh­rend der Predigt hinter den Prediger einen jun­gen Kleriker zu stellen, der von Zeit zu Zeit einen Totenschädel in die Höhe heben musste. 1 Holbein hat also eine glückliche Änderung vor­genommen, als er den Schädel und Kleriker wegliess und den Tod als einen Geistlichen verkleidete, der irgendeinen Knochen in die Höhe hält, um die Lehre des Predigers zu ver­sinnbildlichen. Der Prediger des Berner Toten­tanzes hält auch einen Totenkopf in der Hand. Prachtvoll ist die künstlerische und charakteri­stisch folkloristische Darstellung der Hörer in dieser Kirchenszene. 32. Keinen Anlass zu einem Missverständnis bietet das Bild des ungerechten Richters (18). Er lässt sich von einem Wohlhabenden beste­chen und entscheidet gegen den daneben ste­henden armen Mann. Der Tod will aber dem ungerechten Richter das Abzeichen seiner Wür­de, den Richterstab entreissen. Der Tod hat hier Attribute, die von Goette zuerst beachtet wur­den : den eisernen Halsring und die über den Rücken hinabhängende Kette, — der Stola des Geistlichen-Todes entsprechend. Der Tod ist hier also ein Gefangener, den der Richter un­schuldig verurteilt hat. 1 Langlois. 1, 156.

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