KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE II. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 5. (Budapest, 1944)
Zweiter Abschnitt: Romanische Weltanschauungs-elemente im Totentanz
scnen Namen Christi. Dreimal wiederholt bedeutet es die Dreifaltigkeit, während VII auf die „heilige Siebenzahl", u. a. auf die „sieben Tage" der Schöpfung und auf die „sieben Gaben" des hl. Geistes hinweist. Für den Theologen kann also die Zahl XXXVII viel sagen, für den Mathematiker ist sie aber eine sog. einfache Zahl, welche sich ausser mit Eins und sich selber mit keiner anderen Zahl restlos dividieren lässt. Multipliziert man aber diese Zahl mit Drei oder mit den Vielfachern von Drei, so entsteht jedesmal entweder 111 oder 222 oder 333, je nachdem man mit einmal drei, zweimal drei oder dreimal drei das Multiplikationsverfahren durchgeführt hatte. Im Wiener Stephandsom macht die Breite des Mittelschiffes 3-mal 37, d. h. 111 Fuss aus, während man in der Länge der Kirche (3-mal 3-mal 37, d. h. 333 Fuss Länge) und in der Höhe des Turmes (4-mal 3-mal 37. d. h. 444 Fuss Höhe) ebenfalls die Vielfacher der Grundzahl 37 erkennen darf. Fünfzig ist die Grundzahl des Kölner Doms und auch andere Dome zeigen ähnliche Spuren mittelalterlicher Zahlensymbolik. Aber nicht nur die Bauform der Kirchen und Dome selbst, sondern auch der innere Bildschmuck, die Fresken und ihre Einteilung in geometrisch systematisierte Mauerflächen und in konzentrische Kreissysteme verrät die Bestrebung der Freskenmaler, auch durch die Zahl und räumliche Einrichtung der Fresken und ihrer Formen jene mystisch deutbare Zahlenspielerei geltend zu machen. Das interessanteste Beispiel dafür liefern die Berichte über die einstigen Deckenmalereien der St. Emmeram-Kirche in Regensburg . Eine sehr wertvolle Abhandlung darüber schrieb J. A. Endres in der Zeitschrift für christliche Kunst 1 unter dem Titel „Romanische Deckenmalereien und ihre Tituli zu St. Emmeram in Regensburg". 2 Endres zitiert vor allem 3 das uns schon bekannte Werk von Swarzenski über die Regensburger Buchmalerei des X. und XL Jahrhunderts. 4 Nach Swarzenski wirkte im frühen Mittelalter in Regensburg, u. zw in St. Emmeram eine Buchmalschule, deren Blütezeit am Ausgange des X. Jahrhunderts in die Zeit des grossen Bischofs Wolfgang und in die Regierungszeit des Abtes Ramwold in St. Emmeram fällt. Während der Regierung Kaiser Heinrichs II. entstanden besonders in den ersten Dezennien der XI. Jahrhunderts die schönsten Werke 1 Hg. von Dr. Alexander Schmützen. 1902. XV. Jg. Düsseldorf. Verl. L. Schwann, 1903. 2 In vier Lieferungen erschienen: I. Sp. 206 — 210, Heft. Nr. 7; II. Sp. 235-240, Heft. Nr. 8: III. Sp. 275-282, Heft Nr. 9; IV. (Schluss) Sp. 297-306, Heft Nr. 10. 3 I. Sp. 205. 4 In den „Denkmälern der süddeutschen Malerei des früheren Mittelalters", I. Theil. Leipzig, Hiersemann, 1901 ; dieser Arbeit entnahmen wir noch im ersten Bande der GTT und hier das Bild der Kreuzdarstellung im Evangeliar der Nonnenkönigin Uta und die im ersten Band gegebene Erklärung des Bildes, welche wir mit weiteren wichtigen Elementen der Interpretation jetzt ergänzt haben I dieser Buchmalschule, welche aber schon gegen Ende des XI. Jahrhunderts ihre Bedeutung verlor. Nach Endres sind zu jener Zeit, als der berühmte Schreiber und Buchmaler Abt Ellinger von Tegernsee (1017—1026 und 1031 — 1040) die schönsten Buchillustrationen schuf und auch die Krypta seiner Klosterschule mit Wandgemälden ausstattete, 5 und als einer seiner Nachfolger, der Abt Eberhard (t 1091) auch nach dem Bericht der Chronik von Tegernsee 0 den Dom mit Fresken und gemalten Fenstern schmückte, auch in St. Emmeram monumentale Kirchendekorationen entstanden.'Der Freskenzyklus in St. Emmeram befand sich auf der flachen Holzdecke der Abteikirche und war mit Aufschriften versehen, mit den sog. „Tituli", welche man häufig aufgezeichnet hatte. In einer Papierhschr. des XV. Jahrhunderts im Besitze des Zisterzienserklosters Wilhering bei Linz Cod. VI, 3 befinden sich diese Abschriften der „Tituli" auf den Plafondgemälden der Abteikirche St. Emmeram. 8 Nachdem die unter dem Abt Reginward (1049—1061) erbaute Emmeramskirche in den Jahren 1166 und 1642 zwei Brandkatastrophen zu überstehen hatte, kann angenommen werden, dass jene Tituli, welche man im XV—XVI. Jahrhundert kopiert, jene Fresken, welche man zu derselben Zeit beschrieben hatte, dem XII. Jahrhundert angehört haben mussten. Leider lässt es sich nicht mehr entscheiden, ob die vor 1166 in der Kirche St. Emmeram verfertigten Malereien auf die neuen, nach der ersten Brandkatastrophe entstandenen, einen Einfluss hatten. Soviel aber lässt sich auch heute noch mit Sicherheit feststellen, dass die im XII. Jahrhundert gemalten Fresken der Kirche mit den Darstellungen in den zeitgenössischen Prachthandschriften , und insbesondere mit den Bildern des Utaevangeliars, in einem sehr engen Zusammenhange standen 1 Wenn sich also die romanisch-mittelalterliche Zahlenmystik auf dem Kreuzbilde der Utahandschrift geltend machte, so hat auch der Freskenmaler der Kirche aller Wahrscheinlichkeit nach aus demselben Prinzip ausgehend seine Bilder nebeneinander geordnet. Es bestand schon zwischen dem Utaevangeliar und den Bildern des Evangelienbuches Heinrichs II. in der Vatikanbibliothek 9 ein näheres Verhältnis. In beiden Handschriften zeigte sich dasselbe dekorativ-ornamentale System ineinander 6 Schwarzenski. a. a. 0. S. 128. 6 Chron. mon. Tegerns . Ijez, Thes Anecd. t. III, III. 516 ; vgl. „Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern". München. Jos. Albert. 18. Lieferung. 1900, S. 1498. 7 Endres zählt eine Reihe von zeitgenössischen Bildwerken in Obermünster. Perschen, in der Magdalenen-Kapelle von St. Emmeram, in der bischöfl. Burgkapelle von Donaustauf, in der Allerheiligenkapelle im Domkreuzgang zu Regensburg usw. Sp. 207 auf. 8 Endres, a. a. 0. Sp. 208 ; daselbst werden noch Abschriften aus 1503, 1560, 1686 und 1740 erwähnt. 9 Schwarzenski, a. a. 0. S. 124, besonders Taf. 14 Nr. 33; Taf. 15, Nr. 34.