KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE II. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 5. (Budapest, 1944)

Zweiter Abschnitt: Romanische Weltanschauungs-elemente im Totentanz

— 78 — Sowie auch der beiden Diagonalen, jedesmal 15 ausmacht. Es ist ein „magisches Quadrat", ähnlich wie das lo-schü genannte Zahlensystem in China, welches nach der vor­geschichtlichen chinesischen Überlieferung der weise Kaiser Yü auf dem Rücken einer göttlichen Schildkröte erblickt haben soll. Kröten und Schildkröten sind nach altorienta­lischer Weltanschauung Vermittler der göttlichen Geheim­wissenschaften. und es ist sehr leicht möglich, dass man auf mittelalterlichen Leichnams- und Skelettbildern auch aus diesem mystischen Grunde die Kröte angebracht halle, um die geheimnisvolle Macht der Skelettdarslellung an­zudeuten. Das chinesische Zahlensystem sieht so aus : f 1 8 3 4 1 5 9 6 ? 2 Abb. 12. Das chinesische Zahlenquadrat. Mit diesem chinesischen System' stehen auch jene magi­schen Quadrate zu 9. 16, 25, 36, 64 und 81 Zellen in einem näheren Verwandtschaftsverhältnisse, weiche nach der Encyclopädie der „lauteren Brüder" 2 die Araber kannten und als Talismane verwendeten. Nicht nur mit den mathe­matischen Problemen des Zaubervierecks 1 befassten sich die Araber, sondern auch mit der Zauberwirkung der ma­gischen Verwendung der Quadrate, wie z. B. Ahmed ben 'Ali el-Büni in Algier (t 1225) und die spanischen Araber Abü-I-Hasan, Ibn Arfe 'Räs it 11 06) und Mohji ed-dín ben l-'Arabi (1" 1 240). Eine später ins Persische übertragene griechische Schrift des Teukros soll die Quelle dieser ma­gischen Versuche sein, 4 welche sich durch mohammeda nische Vermilllung bis nach Indien und Siam verbreilet hatten und von den Mohammedanern „Huwas", d. h. „Evas Zauberviereck'' genannt wurden. Das Zauberviereck konnte nach dem Zeugnisse Boltes 3 nach den vier Elemenlen und den Planeten umgestellt werden und hängt auch mit den sog. „Planeten-Amuletten" zusammen. Abb. 13. Die zwölf Planetenhäuser. 6 Sehr interessant ist es. dass diese Zahlenspielerei in dem Hickelspiel der Kinder weiterlebt. Joseph Dillnumn bespricht im 26-sten Jahrgang der Zeilschr. des Vereins für Volkskunde 7 das Frankfurter Hickelspiel, indem er auf 15 Abbildungen auch die einzelnen Spielformen veran­1 Vgl. Cantor, Geschichte der Mathematik. Bd. 1. S. 576. 1880 ; Perny, Grammaire de la langue chinoise. 1876. Bd. II. S. 5; Himmel und Erde 27, 282. 1915. 2 Dieterici, Die Propädeutik der Araber im 10. Jahr­hundert. 1865. S. 43, Abb. 1 - 4 ; Steinschneider, Die hebräi­schen Übersetzungen des Mittelalters. 1893, S. 861. 3 Vgl. H. Suler, Die Mathematiker und Astronomen der Araber. 1900, S. 36, 93, 136 ff., 146, 139, 218 : Täbit ben Quorrah el Harráni t 901 — El-Hasan von Basra t 1039 — Muhammed ben Abi Bekr el-Färisi t 1231 — schaulicht. Uns könnte besonders die Spielform B (Abb 6) interessieren, da hier acht Kreise in die Runde auf den Erdboden gezeichnet werden und die Kinder durch die einzelnen Felder hüpfen müssen, ohne die Striche zu be­rühren, — und in die einzelnen Kreise bekannte Namen nus der Geschichte der Gegenwart geschrieben werden, 3 während das von den Kindern auf die Erde gezeichnete Zahlensystem mit dem obigen Zauberorganiolus überein­stimmt. 9 Über weitere Einzelheiten der Geschichte dieser Zahlenspielerei und Magie, teils antiken, teils orientalischen Ursprungs berichtet das sehr interessante und wertvolle Werk „Aberglaube und Zauberei von den ältesten Zeiten an bis in die Gegenwart" von Alfred Lehmann. 1 0 Hier können wir die Zusammenhänge mit den kabba­listischen Zeichen, 1 1 mit der antik-klassischen und orientalischen Astrologie (S. 137 ff. und S. 149 ff.) und mit der Zahlspekulation der okkulten Phi­losophie 1 2 näher beobachten. Die magischen Wissenschaften aber 1 4 und die praktische An­wendung der Kabbala 1 4 kamen im Mittelalter sogar dort zur Geltung, wo man es nicht einmal warten würde. Die Zahlensymbolik und -Mystik, deren Uranfänge eigentlich in Ägypten und Ba­bylon zu finden sind und die im Mittelalter auch den in der Bibel vorkommenden Zahlen (3, 7, 12, 40 und 666) eine tiefe, geheimnisvolle Be­deutung zuschrieben, haben sogar die mittel­alterlichen Baumeister der Kirchen und Dome in ihren Bann gelockt. Der bedeutende Wiener Professor Dr. Eduard Castle hat unlängst gezeigt, dass sogar der Grundriss des Wiener Stephans­doms die Spuren dieser mittelalterlichen Zahlen­spielerei aufweist. Der Entwurf dieses mächtigen Kirchenbaus beweist, dass sein unbekannter Meister ein tief denkender Theologe und Mathe­matiker sein musste. Die meisten Dome haben eine Kalkulationsgrundzahl, welche sozusagen zu allen Massen des Gebäudes einen Schlüssel bietet. Der Baumeister des Wiener Stephans­doms wählte als eine solche Grundzahl die Zahl XXXVII. Das X ist ja ein Kreuzsymbol und zugleich auch der erste Buchstabe im griechi­Müsä ben Jünis, Kemäl ed-din t 1242 — Jahjä ben Mu­hammed. Ibn el-Lubúdi t 1268. 4 Vgl. F. Boll, Sphaera. 1903, S. 416; im HäggfCha­llfa ; vgl. unser Zahlsystem in arabischen Zcichen auf einem silbernen Ringe, auf einem glückbringenden Amulett aus Nordafrika, wo es Fürstengunst und Mut verschaffen, vor Feinden. Krankheiten und Gefahren schützen sollte. 3 Vgl. Bolle, a. a. O. S. 309-312. 6 Vgl. Lehmann : S. 149, Fig. 8; vgl. auch die 4 „Mütter" und 4 „Töchter" in der Punktierkunst : Lehmann, S. 183. 7 Vgl. a. a. 0. S. 237-240. 8 Vgl. Abb. 6 : Kaiser. Hindenburg, Kronprinz usw. 9 Vgl. bei Dillmann, a. a. 0. S. 239, Abb. 10-11, mit den Zahlen : 7 8 9 4 5 6 12 3 1 0 Ich kenne es in deutscher Obersetzung, welche nach dem dänischen Original Petersen in Stuttgart 1898 veröffentlichte. " S. 116 ff. 1 2 S. 172 ff. 1 3 S. 176 [f. 1 4 S. 188 ff.

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