KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE II. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 5. (Budapest, 1944)

Zweiter Abschnitt: Romanische Weltanschauungs-elemente im Totentanz

tuna, wie er es Vs. 3262—3268 beschreibt „0 Unglück, was ihr Leids mir Ihut 1 Gar launisch ist Forlunas Weise : Ihre Scheibe geht im Kreise ; Sie hilft dem Schelm, wenn's ihr gefiel, Den Reichen hat sie oft zum Spiel ; Ihr Rad, im Schwünge dreht sich das. Es fällt oft, der da sicher sass. Der Pfaffe Lamprecht richtet sich also in diesem Radbilde ganz nach den klassischen Vorbildern, während schon bei dem Helianddichter und bei Otfrid die christlich-orientalische Tradition mit germanischen Vorstellungen (das Schicksal bei dem Helianddichter !) vereinigt hatte ! Dass das Bild des Lebensrades mit dem Bilde des Mondes im Zusammenhange steht, wurde, glaube ich, mit der Hille der hier zi­tierten Stelle aus dem Heliand zur Genüge un­terstützt. Und der deutsche Volksaberglaube zeugt auch von diesem Zusammenhange des Mondes mit dem menschlichen Leben, 2 wie ja der Volksglaube auch Fortunas Rad wohl kennt. 3 Inwiefern die Lebensrad-Darstellungen die wei­tere Geschichte unserer Motive beeinflussen, möchte ich erst im Zusammenhange mit den Va­domorigedichten zeigen. Aber dass die spätere Geschichte der Todes- und Totenmotive mit dem einstigen Glauben an die Seelenwanderung und mit einer naturwissenschaftlichen Vorstellung vom Kreislaufe der ganzen Natur zusammen­hängen, darauf weist schon Konrad Burdach in seinem mächtigen Werke über das Ackermann­gespräch hin.' Paul Th. Hoffmann hat in seinem sehr wertvollen Werke „Der mittelalterliche Mensch"" an mehreren Stellen auf die Tatsache aufmerk­sam gemacht, dass Notker Labeo oder der Deutsche, und im allgemeinen der ganze St. Galler Kulturkreis die alten Traditionen der Astrologie und der Zahlenmystik, welche ich auch im ersten Bande meiner GTT geschildert habe, in Europa verbreitet hatten. Einen Grund zur Verbreitung der Zahlenmystik im Mittelal­ter boten freilich vor allem die Schriften der Kirchenväter. Wenn z. B. Gregor der Gr. das Buch des Hiob interpretiert, so benützt er bei der Erwähnung der „sieben Söhne" des Hiob gleich die günstige Gelegenheit, um sich in eine nähere Erklärung der Bedeutung verschiedener Zahlen einzulassen. 6 Gregor stellt gleich fest, 1 Vgl. die Uberselzung von Eduard Cllmann, er­schienen in Halle, S. 132. - Vgl. Grimm, Mythologie. Bd. III. S. 46S. Nr. 856. 3 Gamm. Mythologie Bd. III. S 444. Nr. 307. 4 Vgl. Vom MitteUller zur Reformation von Kon­rad Burdách III. Bd 1. Teil: Der Ackermann aus Böh­men. Berlin 1917. S. 385 ff.; vgl. dort ein Zitat von Se­neca, Nat. quaest. 111. 10, 1. 3: fiuni omnia ex omnibus, ex aqua aér, ex aére aqua, ignis ex aere. ex igne aer . . . nihil deficit quod in se redit : omnium elemenlorum al terni recursus sunt ; quicquid alteri perit, in olterum tran­sit et natura partes suas velut in ponderibus constitutes examinai, ne porlionum aequitate tuibata mundus prae­ponderet, omnia in omnibus sunt; vgl. bei Piaton und im „Somnium Scipionis" G1T. Bd. 1. S. 243 -246. 6 Gotha, 1922. 6 Vgl. Hoffmann, a. a. 0. S. 248-249. dass „Sieben die Zahl der Volkommenheit" sei, denn am siebenten Tage habe Gott von seinen Werken geruht. Die „sieben" Söhne bezeichnen nach ihm sogar die „zwölf" Apo­stel. Sieben besteht ja aus Drei und Vier. Drei­mal vier ist aber zwölf. Dabei weise die Zahl Drei auf die Heiligkeit der Apostel : dreifach ist ja die heilige Dreifaltigkeit. Vier bedeutet die vier Weltgegenden, in welche die Apostel aus­gesandt werden. Was die Auffassung Notkers über die Astro­logie und Zahlenmystik war, darüber berichtet Paul Th. Hoffmann auf S. 277—280 seines zi­tierten Werkes. Ich möchte diese Stelle bei Hoffmann wörtlich zitieren, weil sie vom Stand­punkte jener Zahlenmystik, welche ich schon im ersten Band meiner GTT im Zusammenhan­ge mit dem Oxforder „organiolus" und mit dem Kreuzbilde des Evangeliars der Nonnenkönigin Uta eingehend untersucht hatte, von ungemein weittragender Bedeutung sind : „Nach Kant ist der gestirnte Himmel über uns eines der grössten Wunder. Dass wir die Sterne sehen, das verbindet uns schon mit ih­nen. Der nach Tiefe verlangende Mensch der Vergangenheit fühlte sich aber noch inniger mit ihnen verknüpft. Er verband sein Schicksal mit dem der Sterne : Astrologie. Notker zitiert häu­fig aus dieser Disziplin. Wir erfahren von ihm, dass nach alter Anschauung der Raum zwi­echen Himmel und Erde in vierundachtzig Be­zirke geteilt ist, die von den „Liturgi" verwal­tet werden.' Er erzählt von der Sphärenharmo­nie des Pythagoras. Die Weltkörper tönen bei ihrem Umschwung um das Zentralfeuer. Ihr Klang ist nur göttlichen Ohren vernehmbar. Für die Sterblichen unterdrückt ihn Jupiters Wille. Der Schall der kosmischen Gewalten ist einer neunsaitigen Lyra zu vergleichen : „Sieben Sai­ten (gibt es) der singenden Planeten ; die achte ist die der melodischen Himmelssphäre, die neunte des Schalles der Wasser hier auf Erden. Nur diesen einen Schall hört man ; die andern sind so erdrückt, dass sie niemand hört. 8 Konstellation der Sterne ist massgebend für Schicksal der Menschen : „Wer immer in der Zeit geboren wird, da der Jupitei aufgeht, dass dem Glück beschieden sei. Wenn aber der Mars währenddem aufgeht, dass ihm Un­glück beschieden sein müsse. Ebenso wollen sie (die Astrologen), wenn die Zwillinge sich inzwischen zu zeigen beginnen, dass (der Mensch) schön werde ; und wenn der Stier auf­geht, dass er ein guter Landsmann werde. 6 Ve­nus schenkt Sinnenlust, Sonne Seele, Mond Körper, Mars Blut, Merkur Klugheit, Juppiter Heiterkeit, Saturn Trägheit". 1 0 Wie wir es also sehen, ist die gnostische Lehre von der „siebensaitigen Lyra" am Him­mel, sowie die Lehre von der Sphärenmusik, 7 Ausg. Piper I. 839, 3-9. 8 Ausg. Piper. 1 741, 19—23; Lehre des Macrobius. 8 1. 780, 18-27. 11 1 I. 708, 9-14.

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