KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE II. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 5. (Budapest, 1944)

Zweiter Abschnitt: Romanische Weltanschauungs-elemente im Totentanz

welche ich schon im ersten Band meiner GTT besprach, durch klassische Vermittlung auch in das Bereich der mittelalterlichen Weltanschau­ungselemente aufgenommenen worden. Dass die Planeten auf die Geburt eines jeden Menschen grossen Einfluss haben, diese These hängt eben­falls mit jenen Vorstellungen zusammen, nach denen Adams und Everymans Körper aus den verschiedensten makrokosmischen Elemen­ten des Weltalls geformt wurde. Der Mensch bekommt nach Notker „vom Mond" den Kör­per ! Ja, aber wenn der „Körper Everymans" mit dem Mond identisch ist, der Mond aber wieder mit dem urmenschlichen „Welt- und Le­bensrad",- so ist dann freilich auch die Todes­gestalt des Mittelalters eigentlich die am „Mon­des-Rad" entwickelte Leichenform Everymans, und seine Waffe, die Sichel, — ist freilich die „Mondsichel" ! Aber hören wir weiter, was Hoff­mann noch über die kosmische Weltanschauung Notkers berichtet, welche also durch eine Mi­schung der altgermanischen Auffassung mit klas­sischen Vorstellungen entstand : „Blut wurde dem Mars von seiner rötlichen Farbe her zugeschrieben. 1 An Jupiter rühmte man „die milde Mitte am Himmel, weil er nicht so rot wie Mars, noch so bleich wie Saturn ist". 2 — Wir haben dann später in Wolframs Parzival­Epos ebenfalls eine eigenartige Darstellung der Einflüsse verschiedener Planetenkräfte ! — Der bleiche Saturn bedeutet auch „Tod". Aber Jupiter ist der Planet der „Heiterkeit", — wie di§s auch in Dantes Divina Commedia festgestellt wird. — „Seine langsame, silberne Bahn ist „der Milch und dem weissen Wetter" gleich ; 3 daher die ihm zugeschriebene Heiterkeit. Saturn ist kalt und frostig, weil ihn die Sonnenwärme nicht zu erreichen vermag. 4 Er ist Künder alles Unheils. 5 Sein Weg ist bezeichnend : kalt, blau, nebelreich, träge. ( l Merkur und Mond haben einander ähn­liche Bahnen „in engen Kehren und in kleinem Umschweif".' Der Mond brachte Tau,* die Milch­strasse war „der Götter Sitz". 1' Die Fixsterne an sich aber hielt man für einflusslos auf die Ge­schichte der Menschen : „Sie kümmern sich nicht darum, was auf der Erde geschieht, und ver­lassen deswegen nicht ihre Fährte." 1 0 „Notker selbst steht jedoch diesem Sternen­glauben sinnlich fern. Der Sternenglaube war Gut der Antike, nicht des Christentums ; er war Glaube, der nicht mehr allgemein geglaubt wird, war „Aberglaube" geworden..." — Wie wir aber sehen, und noch sehen werden, lebt dieser „Aber­glaube" in dem esoterischen Volksglauben des mittelalterlichen Christentums noch lange weiter 1 1 I. 707, 9—12. 2 1. 725, 4-8. 3 1. 707, 3-4. 4 I. 837, 12-13. 5 1. 837, 23-24; vgl. auch in Wolframs Palzival ! B 1. 706, 28. 7 1. 708, 18-24. 8 I. 709, 1. , J I. 841, 26 ; denken wir an das Bild am sieben­ten Stein in Kivik I 1 U 11. 393, 14-16. „Tiefer berührt worden ist Notker von der Zahlenmystik. Die Ordnungen, Verhältnisse, Ge­setzmässigkeiten, die in den Zahlen verborgen sind, die zugleich das ganze Leben geheimnis­voll und sicher durchziehen, waren dem den­kenden Geist ins Blut übergegangen. Von den Pythagoreern ward Zahlenmystik über Augustin und Isidors Werk „De numeris" in die Jahr­hunderte Notkers getragen. In Gregors „Moralia", die Notker ins Deutsche auf seine Art übertrug, konnte er etwa ein Beispiel dafür lesen, in wel­che Verästelungen sich Zahlengeheimnisse ver­loren : Hiob wird, wie schon ausgeführt, als Christus gedeutet. Wenn es heisst, Hiob habe sieben Söhne, so besagt das erstens : Christus besass Vollkommenheit ; denn die Zahl Sieben bedeutet Vollkommenheit. Dann weist es auf die zwölf Apostel : Sie sind auch vollkommen, weil in der Zahl Sieben als Grundzahlen drei und vier Stecken. Dreimal vier ist aber zwölf. Ferner : von der heiligen Dreifaltigkeit seien die Apostel ausgesandt, um in den vier Weltteilen zu predigen ..." „Nach Notker entspricht die ungerade Zahl dem Manne, die gerade dem Weibe ; denn der Mann ist „stärker als gleich" und „unspaltig, dagegen gleich den Weibern um ihrer Weich­heit willen zugemessen ist". 1 1 Die Zahl Eins wird bei Notker nicht gedeutet ; nach andern ist es das Symbol Gottes, der am Anfang alles Seienden steht. „Wie die Eins, mit sich selbst multipliziert, immer Eins bleibt, so bleibt der Vater, wenn er den Sohn zeugt, doch ein einiger Gott." Die Zahl Drei ist unteilbar ; das macht sie zum Sinnbild der heiligen Dreieinigkeit. Von Drei und Vier kommen „alle planae figurae", von Drei alle ungeraden, von Vier alle geraden. Sie bedeuten deshalb Fülle. 1 2 Die vollkommenen Zahlen sind Drei, Sechs, Neun : „Verdoppelt er­gibt Drei die Sechs, verdreifacht die Neun. Sechs ist vollkommen, weil sie von ihren Teilen erfüllt wird. Neun ist vollkommen, weil sie von Drei ihren Ursprung nimmt, die er (d. h. Martianus Ca­peila) zuvor vollkommen nannte". Der Zehner entsteht aus den Grundzahlen 1+243 4 10. Aus der Zerlegungsmöglichkeit grösserer Zahlen ergibt sich dann deren Bedeutung. Die Anzahl der Stufenpsalmen beträgt 15. Entsprechend den Kombinationsmöglichkeiten der Zahl 15 aus 12 4 3, 10 5, 9 t 6 usw. ergibt sich eine Fülle von symbolischen Deutungen : Notker nennt ihrer sieben. Er bespricht die Zahl Fünfzehn der Stu­fenpsalmen zwei Buchseiten lang. Fünfzehn bezeichnet er als „kompakt durch in vielem offenbares Geheimnis". 1 4 Er nennt die Zahl „in diesen Sieben Arten der Zierden des heiligen Geistes voll". „Am heiligsten aber bleibt die Siebenzahl. Sie galt den Alten als jungfräulich und war die Zahl der Göttin Athene. St. Benedikt ordnete 1 1 I. 776, 31 ff. 1 2 I. 780, 1—5. 1 3 II. 515.

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