KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

ZWEITER TEIL. Entstehungsgeschichte der Grundmotive des Totentanzes

nit autem ei vox : Ecce mitto David cum cithara, et omnes Deo psallentes in Jerusalem, ut audiens psalmum ad vocem ipsorum egrediatur. Cumque descendissent omnes in circuitu animae illius can­tantes hymnos, sic exiens anima ilia sedit in mani­bus Michael, et assumpta est cum gaudio. 14. Dixit iterum qui supra, de quodam sene, quia venit aliquando in civitatem, ut venumdaret vasa quae operatus fuerat. Et cum explicuisset ea, contigit eum sedere ante januam cujusdam divitis, qui jam moriebatur. Sedens ergo senex ille, vidit equos nigros, et ascensores eorum nigros et terri­biles, habentes singulos baculum igneum in manu sua. Cum ergo jam pervenissent ad januam illam, statuerunt equos suos foras, et intravit unusquisque cum festinatione. Infirmus autem ille videns eos, clamavit voce magna, dicens : Domine adjuva me. At illi dixerunt ei : Nunc memor factus es Dei, quando tibi sol obscuratus est ? quare usque in hodiernum diem non exquisisti eum, dum adhuc tibi splendor erat diei ? Nunc autem in hac hora non est tibi portio spei neque consolationis." Die auf die Frage „Nomen est quod sal­vat, aut opus" vom Eremiten gegebene Antwort ist ein sicheres Zeichen, dass der Grundgedan­ke der Everymanlegende, die Bedeutung der „Werke", schon in dieser Fassung der Sterbe­szene des Guten und des Sünders im Mittelpunkt der Handlung steht. Jene Szenen aber, in denen die Engel, sowie der Teufels-Tod erscheinen, sind schon mächtige Wellen des Einflusses der überaus reichen orientalischen Quelle der Apokryphliteratur. Der scharfe Gegensatz der guten Taten zur Sünde wird zwar auch im Alten Testament hervorgehoben, aber nicht mit der Sterbeszene vereinigt. Dies letztere Motiv ist sogar eher auf einem etruskischen Fresko zu erkennen, das aber die Wahl zwischen dem Guten und dem schlechten Genius der Seele überlässt. 1 Der Kampf des Guten und des bösen Genius, d. h. des Engels und des Teufels um die Seele in der Sterbestunde, ist die Grundlage dieser Darstellung (s. auch den Kampf der Engel und Teufel Offb. 12. 7-10.). Die als ein Kind gezeichnete Seele wird von dem dunklen Genius nach rechts gezogen, der sein Recht, dass die Seele ihm zuteil werden muss, mit dem Hinweis auf einen rechts seitwärts gezeich­neten Mann bestärkt, der einen grossen Stein am Kopf schleppt. Dieser Stein ist das Symbol der Sünden, welche diese Seele im Leben beging und so am Haupt trug; es sind die Sünden, wegen de­rer die Seele des Menschen dem bösen Genius anheimfallen muss. Aber auch nach links wird die Seele von einem kleinen beflügelten Kinde gelockt, dessen Gestalt jenem Amor entspricht, der die Seele des Menschen in der Form eines Schmetterlings überall begleitet und auch auf den mehrmals erwähnten Intaglien — ebenfalls einem Toten (dem Toten-Symbol des Todes) — die guten Gedanken und Taten zuflüstert. 2 Im Hintergrunde der etruskischen Freske harrt sehn­1 s. Tai. I. Fig. 10.; Weege : Etruskische Malerei. Halle 1921. Abb. 34. 2 s. Taf. I. Fig. 17-18-19. suchtsvoll der ebenfalls beflügelte gute Genius, auf die Freuden der Seligkeit hinweisend, die in ei­nem Tor symbolisiert werden, durch das eine ge­rettete Seele ruhig in die Überwelt schreitet. In der christianisierten Form der Sterbe­szene des Guten und Sünders der Migne-Legen­de erscheinen die Engel nur dem sterbenden Guten und die Teufel nur dem sterbenden Sün­der. Wie es aber aus dem besprochenen e­truskischen Bilde hervorgeht, erscheinen die En­gel, sowie die Teufel gleichzeitig am Sterbebett eines Guten oder eines Sünders. Und erst nach einem Kampf der Engel mit den Teufeln wird die Seele diesen oder jenen übergeben, je nach­dem die eine Partei oder die andere gesiegt hat. Den Sieg der Teufel entscheidet die Zahl der Sünden und den Sieg der Engel die Zahl der guten Taten. Heidnischer Zug ist die Vermengung des seelischen und körperlichen Todes. In der oben mitgeteilten Migne-Legende gibt es keinen „körperlichen Tod", der Körper stirbt nicht dadurch, dass er von irgendeiner perso­nifizierten Gestalt getötet worden wäre. Der Körper hört von selber auf zu leben, wenn die Seele eines Guten von den Engeln, oder die Seele eines Sünders von den Teufeln davon­getragen wird. Dagegen ist schon bei Lukianos die Parze Atropos der Tod eines jeden Men­schen, durch sie stirbt der gute Micyllus, sowie der sündhafte Tyrann. Der Teufel aber der er­sten Vision über den sterbenden Sünder bei Migne tötet auch den Körper, indem er sei­nen Dreizack in das Herz des Sterbenden stösst. Zu demselben Zweck dient in der dritten Vision die flammende Lanze der schwarzen Reiter. Nur der Körper des guten Menschen stirbt, während der Sünder einen zweifachen Tod, den Tod des Körpers und der Seele erleiden muss. Der Teufel übernimmt bald die Arbeit des personi­fizierten, körperlichen Todes. Vor diesem, auch den Körper tötenden Teufelstod gab es noch keine andere Todesgestalt, die nur den Körper getötet hätte. Diese Arbeit wird in den verschie­denen Mythologien immer einem anderen über­irdischen Wesen zugeschrieben, der sie nur ne­bensächlich vollführt. Aus demselben Grund werden auch das Grab und die Hölle miteinan­der verwechselt. Dem Prinzen Josaphat 3 erschei­nen „schreckliche Männer" („seipsum a qui­busdam horrendis viris arripi videt"), die ihm erst die ewige Stadt der Seligen zeigen und ihn dann in die Hölle tragen, wo er nicht nur die Höllenflammen bemerkt, sondern auch die den Leichnam zerfressenden Würmer sieht („Car­nificum vermium genus serpebat"). Dabei soll nur auf den „carnifex"-Tod der Höllenfahrt­Darstellung des Markus-Doms in Venedig 4 hin­gewiesen werden, der seine eigene Hand, also den Körper Everymans verschlingt und neben dem 3 Migne : Patr. Lat. LXXIII. saec. VI. Cap. XXX. Sp. 566-567. 4 s. Taf. IV. Fig. 7.

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