KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

ZWEITER TEIL. Entstehungsgeschichte der Grundmotive des Totentanzes

-86 ­seinem Fluge sich kein Merkmal findet, sondern nur das Rauschen der Fittiche, das die leichte Luft peitscht ; in gewaltigem Fluge die Luft tei­lend, fliegt er dahin mit flatternden Schwingen, und nachher findet sich kein Merkmal seines Fluges mehr./ Oder wie wenn ein Pfeil nach dem Ziele abgeschossen wird, und die Luft sich teilt und sofort wieder zusammenschliesst, so dass man seinen Durchflug nicht erkennt./ So sind auch wir, kaum geboren, sofort wieder da­hingeschwunden und vermögen kein Merkmal der Tugend aufzuweisen, sondern sind inmitten unserer Bosheit dahingerafft worden. ""— So sprechen die Sünder in der Hölle /" Im alten Testament bleibt die Darstellung vielfach beim lehrhaften Zweck stocken. Auf den Wert der guten Taten in der Todes­stunde wird in Bezug auf die Sterbeszene des Reichen nur nebenbei hingewiesen : EccI. Jes. Sir. 11, 19-20; 28; 30. (19)..." (der Reiche) sagt: Nun habe ich Ruhe gefunden, und nun will ich allein meine Güter geniessen. (20) Und er weiss nicht, dass die Zeit vergeht, der Tod heran­kommt, und er alles anderen zurücklassen und sterben muss ... (28) denn Gott ist ein Leichtes einem jeden am Tage des Todes nach seinem Wandel zu vergelten. (30). Vor dem Tode lobe keinen Menschen . . ." Erst im neuen Testament wird die Szene des sterbenden Reichen im Sinne der Every­manlegende erweitert. Der Stolz und die Hof­färtigkeit des Reichen äussert sich in Monolo­gen. Und, wie später in den Sterbeszenen der Gesamtlegende, tritt schon hier Gott auf, um den Sünder an den nahen Tod zu erinnern : Luk. 12 16—20 (16) „ . . . Eines reichen Mannes Ak­ker trug reichliche Früchte. (17) Da dachte er bei sich selbst und sprach : Was soll ich tun, da ich nicht Raum habe, wo ich meine Feld­früchte unterbringen könnte ? (18) Und er sprach : Das will ich tun : Ich werde meine Scheunen abbrechen und grössere bauen ; daselbst werde ich alles, was mir gewachsen, und meine Güter zusammenbringen. (19) Dann werde ich zu mei­ner Seele sagen : Meine Seele ! du hast viele Güter liegen auf sehr viele Jahre ; ruhe aus, iss, trink, lass es dir wohl sein! (20) Gott aber sprach zu ihm : Du Tor ! in dieser Nacht fordert man deine Seele von dir ; was du nun bereitet hast, wessen wirdes sein?" (vgl. Altercatio a. et c.) Einen grossen Fortschritt macht die Mo­tivvariation in der bekannten Parabel vom Rei­chen und vom armen Lazarus. Die Völlerei des reichen Prassers und das Elend des armen Bett­lers, dem die Hunde eher helfen als seine Mit­menschen, endet mit dem Tod der beiden. Es erscheint der Tod noch nicht. Der Arme wird von Engeln „in den Schoss Abrahams", d. h. unler die Seligen des alten Bundes getragen und der Reiche wird selbstverständlich, auch nach der Auslegung der späteren Darstellungen, von den Teufeln in die Hölle „begraben". Das Ge­spräch des Reichen mit Abraham, sowie die ganze Parabel, wirkte mit ihrer grossen Origi­nalität als die Darstellung der Nichtigkeit des Reichtums auf die Entstehung der Gesamtle­gende. Auf einer Miniatur des XIII. Jahrhunderts holt der Teufel die Seele des Reichen. 1 Auch auf einem Stich von Corn. Bos wird der Reiche vom Höllendrachen entführt. Auf dem Stich des Egid Sadeler (nach J. Palma) wird der Reiche in der Gesellschaft von Teufeln dargestellt ; er bittet Lazarus um die traditionelle Erquickung. 2 In allen Fassungen dieser Parabel wird der Gegensatz zwischen dem Tod des Sünders und des Guten betont ; Lukas 16, 19-31 : (19.) „Es war ein rei­cher Mann, der kleidete sich in Purpur und feine Leinwand, und hielt alle Tage herrliche Gelage. (20.) Es war auch ein Armer, mit Namen Lazarus, der lag vor dessen Türe voller Geschwüre, (21.) und er hätte sich gerne von den Brosamen gesättiget, die von des Reichen Tische fielen, und niemand gab sie ihm ; allein auch die Hunde kamen, und leckten seine Geschwüre. (22.) Es geschah aber, dass der Arme starb, und von den Engeln in den Schoss A­brahams getragen wurde. Und es starb auch der Rei­che und wurde in die Hölle begraben. (23.) Als er nun in den Qualen war, und seine Augen erhob, sah er Abraham von ferne, und Lazarus in seinem Schosse. (24.) Und er rief, und sprach : Vater A­braham ! erbarme dich meiner, und sende den La­zarus, dass er die Spitze seines Fingers in's Was­ser tauche und meine Zunge abkühle ; denn ich leide grosse Pein in dieser Flamme. (25.) Abraham aber sprach zu ihm ; Gedenke, Sohn 1 dass du Gu­tes empfangen hast in deinem Leben, und Lazarus hingegen Übles ; jetzt aber wird dieser getröstet, du hingegen wirst gepeiniget. (26.) Und über dies alles ist zwischen uns und euch eine grosse Kluft gesetzt, dass die, welche von hier zu euch hinübergehen wollen, es nicht können, und die, welche von dort hierher herüberkommen wollen, auch nicht können. (27.) Und er sprach : So bitte ich dich Vater ! dass du ihn in das Haus meines Vaters sendest ; (28.) denn ich habe fünf Brüder, dass er ihnen Zeugnisse ge­be, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen. (29.) Und Abraham sprach zu ihm : Sie haben Moses und die Propheten, diese sollen sie hören ! (30.) Er aber sprach : Nein, Vater Abraham ! aber wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, so werden sie Busse tun. (31 ) Aber er sagte zu ihm : Wenn sie Moses und die Propheten nicht hören, so werden sie auch nicht glauben, wenn jemand von den 1 Abb. bei Aginc. Mal. Taf. 103. 2 Die Väter über Dives et Lazarus bei Migne : Patr. lat. S. Tertullianus I, 630; S. Ambrosius XV, 1768. 1771 ; S. Hieronymus XXIX, 921, 923; S. Petrus Chrysolog. LII, 529—532; Victor Capuan. LXVIII, 308; Greg. Magnus LXXVI. 1301; LXXIX. 1222. Isidorus Hispal. LXXXIII. 126; Ven. Beda XCII, 533; XC1V, 268 ; Paulus diacon. XCV, 1362 ; Smaragdus Abbas CIL 348—352 ; Rabanus Maurus CX, 294—297; CXI, 81; Haymo CXVIII 589-595; Radul­phus Ardens CLV 1962 ; S. Bruno Astens. CLXV. 422, 793 : Hugo de S. Victore CLXXV, 822 ; Robertus Pullus CLXXXVI, 824, 825 ; Zacharias Chrysopolit. CLXXXVI, 337-340 ; Tho­mas Cisterciens. CCVI, 833, 834. vgl. Univ. Bibl. Heidel­berg, Cod. 341. fol. 167a saec. XIV. „Ditz ist von dem ri­ehen mann und von Lazaro alsam." Auch im sog. Kolo­czaer Codex und unter Codices Palatini latini Bibl. Vati­cana Nr. 337. Sol. 235b fi. weiter Dreves. Anal. hymn. XLVI. S. 383Nr. 329. De Divite et Lazaro. Collect, ms. incert. orig. saec. XV. Cod. Oxonien. Canon. Miscell. 523. Inc. „0 tu, qui miseros spernis nec nutris egenos, . . . [22 Zeilen] Expl. Non aliter, crede, poteris super astra sedere."

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