KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)
ZWEITER TEIL. Entstehungsgeschichte der Grundmotive des Totentanzes
- 83 Gestalt auftritt und die den Ker-Tod schon als ein bewegliches Totenskelett symbolisieren, sind vielleicht ebenso Illustrationen dieser Mysterien-Spiele, wie es die Skelettgruppen jenes der BoscorealeKrüge durch die Vermittlung der Totengespräche Lukians geworden sind. 1 Ebenso wichtig ist auch das Motiv des Urteils vor Rhadamanthus, die Anklage des Tyrannen durch den Cyniskus. Das Urteil der Seele ist eine unverbleibliche Szene der Gesamt-Everyman-Legende. Das Erscheinen aller vom Tyrannen Ermordeten am Urteilsspruch und der Hinweis auf die grösste Strafe der Gewissensbisse entbehren nicht einen wahren tragischen Sinn. Die mehrmals christianisierte Formulierung einiger Sätze lässt auch den Einfluss der seinerzeit noch ganz neuartig wirkenden christlichen Sittenund Glaubenslehre nicht ausschliessen, da sie auch auf jene genannten Mysterien nicht vollständig einflusslos blieb. Zwar einen innigeren Zusammenhang mit der neuen Religion zu suchen, wäre noch früh. Es folge nun der genaue Inhalt des Werkes : Die Überfahrt oder der Tyrann. Klotho und Charon warten auf den „holden Totenführer" Merkur und auf die Toten, die er mitbringt. Dieser wurde aber wegen eines toten Königs aufgehalten, der ihm, als er dem Aeakus Rechenschaft über die volle Zahl der Toten geben musste, entschlüpft ist. Als ihn „Atropos in seine Hände übergab", wehrte und sträubte er sich. Wenn ein Cyniskus dem Merkur nicht geholfen hätte, so hätte man ihn nicht finden können. Nach der Ankunft Merkurs werden die Toten in das Schiff befördert. Erst die Kinder und die unbeweinten Alten, dann die im Gefechte Gestorbenen, Liebestod Begangenen, wegen Thronzwist Ermordeten, zum Tode Verurteilten, Strassenräuber, Weiber, die Schiffbrüchigen, an Fieber Gestorbenen samt ihrem Arzt Agathokles. Endlich folgt der Philosoph Cyniskus, welcher der Klotho Vorwürfe macht, warum sie ihn solange auf der Oberwelt liess. Sie hat ja ihre ganze Spindel voll gemacht allein mit seinem Leben. Klotho erklärt, dass sein langes Leben der Menschheit sehr vorteilhaft gewesen sei, weil er ein Beobachter und Arzt menschlicher Torheiten war — er solle einsteigen. Cyniskus will aber nicht eher einsteigen, als der gebundene Tyrann, Megapenthes, des Lacydes Sohn, an Bord gebracht wird. Megapenthes ersucht Klotho um die Erlaubnis, auf die Oberwelt noch einmal zurückkehren zu dürfen, da er seinen Palast beenden will ; nur einen einzigen Tag braucht er, um seiner Frau Bescheid zu geben und ihr zu zeigen, wo sein Schatz begraben liegt — dann wolle er ungerufen wiederkommen. Klotho beruhigt ihn, dass sein Vetter Megakles es finden wird, den Megapenthes zu feig war, aus dem Leben zu schaffen ; und er wird noch 40 Jahre seine Beischläferinnen und Kleider zu seinem eigenen Nutzen ungestraft besitzen. Megapenthes meint, dass es eine grosse Ungerechtigkeit sei, seinen Reichtum 1 Schreiber: Kulturhistor. Bilderatlas, Taf. 14; Lobeck : Aglaophamus, Königsb. 1829, 2 Bde. ; Preller : Demeter und Persephone, Hamburg 1837 ; A. Mommsen : Heortologie. Antiqu. Untersuchungen über die städtischen Feste der Athener, Leipzig 1864; Rohde : Psyche, 2 Bde. Freib. i. Br. 1898 2 ; Rubensohn : Die Mysterienheiligtümer in Eleusis und Samothrake, Berl. 1892 ; Bloch : Der Kult und die Mysterien von Eleusis, Hamb. 1897 ; E. Gerhard : Über Orpheus und die Orphiker, Berl. 1861 ; Gruppe : Die griech. Kulte und Mythen, I. Leipzig 1887. seinem ärgsten Feind zu schenken. Klotho wirft ihm vor, dass er mit seinem Vorfahren dasselbe gemacht hat, als er seine ganze Familie ausrottete und sich seines ganzen Reichtums bemächtigte. Megapenthes will der Klotho diskret, unter vieren, ohne dass es jemand von den Anwesenden hören könnte, versprechen, dass sie, wenn sie ihn heimlich entfliehen lässt, tausend Talente zum Lohn bekommt und noch zwei goldene Pokale dazu. Endlich wird aber Megapenthes noch mutiger und zudringlicher und verlangt Zeitfrist, bis er die Pisidier bezwungen, den Lydiern einen Tribut auferlegt und sich selbst ein prächtiges Monument hat erbauen lassen. Anstatt eines Tages verlangt er jetzt 20 Jahre I Sogar seinen Sohn will er als Stellvertreter gern hersenden, für dessen Leben er so vielmal heuchlerisch gebetet hat. Endlich verlangt er nur sehen zu dürfen, wie es in seinem Hause zugeht. Klotho aber bleibt unbeugsam bei ihrem Entschluss und Befehl, den feigen Tyrannen in den Kahn Charons zu zwingen und teilt ihm mit, dass sein Weib sich dem ehemaligen Sklaven, Midas, hinzugeben gezwungen wird. Seine Tochter wird unter die Beischläferinnen des jetzigen Königs gereiht ; alle seine Brustbilder, Statuen werden vom erzürnten Volk verpönt und vernichtet. Megapenthes staunt, dass dies alles von seinen Freunden ohne Widerstand zugelassen wird. Die Ansicht Klothos ist aber niederschmetternd. Es gibt keine Freundschaft und Freunde, denn die Menschen suchen die Freundschaft eines Höheren nur, um von ihm etwas zu erhalten. Ist er gestorben, so ist er für sie gleichgültig geworden, da er weder nützen, noch schaden kann. Die Freunde haben sich nur aus Furcht oder Hoffnung bis zur Erde gebückt und ehrten im Tyrannen nur „den Fürsten". Hierauf folgt die (arabische) Freundschaffsprobe : Megapenthes : „Und bei den Banketten, die ich ihnen gab, war immer ihr erstes, eine Libation auf meine Gesundheit auszubringen und mit grossem Geschrei mir alles mögliche Gute zu wünschen ! Da war nicht einer, der nicht bereit war an meiner statt zu sterben, wenn's anginge; Kurz sie hatten keinen anderen Schwur, als, bei meinem Leben' 1" — Und doch, der König verlor sein Leben durch den letzten Becher gerade bei einem dieser Freunde, als er bei ihm geschmaust hat. Da Klotho sein Geschwätz weiter nicht anhören will, hat der Tyrann zuletzt eine einzige Bitte, Karion, seinen Sklaven und seine Beischläferin Glycerion noch einmal treffen zu dürfen, um sie gehörig zu bestrafen. Als er nämlich schon im Totenbette starr und unbeweglich lag und Glycerion nachts bei seinem Leichnam wachte, erschien der Sklave Ksrion und, da er die Gelegenheit sehr günstig fand, „schloss er die Tür ab, machte sich ohne alle Scheu (weil sie ganz allein zu sein glaubten) über das Mädchen her, das scheinbar schon lange so vertraulich mit ihm gelebt haben musste". Nachdem der Schurke seine Lust gebüsst hatte, sah er nach ihm, dem Toten hin und sagte : Da nimm das, du verdammter Kerl, für die Schläge, die du mir so oft unverdienter Weise gegeben hast ! Und damit zupfte er den Tyrannen beim Barte, gab ihm Maulschellen, dann räusperte er sich und spuckte ihm ins Gesicht. Aber jetzt kann sich der Tyrann nicht mehr rächen, denn Klotho nötigt ihn, sofort in den Kahn zu steigen und mit ihr vor Gericht zu treten. Aber der Tyrann protestiert dagegen, dass sich jemand unterstehen will, über ihn, den Souverän, zu urteilen. Klotho gibt keine weiteren Erklärungen. Rhadamanthus' Unerbittlichkeit wird ihn schon eines Besseren