KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

ZWEITER TEIL. Entstehungsgeschichte der Grundmotive des Totentanzes

- Eö ­auf welches die Menschen ihr Vertrauen setzen, und das sie ruhelos zu erwerben trachten ; die Silber ver­arbeiten und darum besorgt sind, und deren Bemü­hungen unergründlich sind ? (19.) Sie sind vertilgt, in die Unterwelt hinabgestiegen und andere sind an ihre Statt getreten !" Der Nichtigkeit des Reichtums wird das beruhigende überirdische Los der Guten gegenübergestellt: in den Sprüchen Salomons 11,4, 7. s: „(4.) Nichts nützt Reichtum am Tage des Strafge­richtes ; aber Gerechtigkeit rettet vor dem Tode. (7.) Stirbt ein böser Mensch, so ist alle Hoffnung dahin ; und die Erwartung der ängstlich besorgten wird zu­nichte. (8.) Der Gerechte wird aus der Bedrängnis befreit und der Gottlose wird an seiner Statt preis­gegeben." Psalm. 48 (49), 1 1 —12 : „(11.) Nicht hat er (der Reiche) das Ende vor Augen, wenn er Weise sterben sieht ; Toren und Unverständige kommen mit­einander um und hinterlassen Fremden ihre Reich­tümer. (12.) Ihre Gräber sind ihr Haus auf immer, ihre Wohnungen von Geschlecht zu Geschlecht, man pries ihren Namen in ihren Ländern." An diese Stelle erinnert die schon besprochene Gisant-Typ­Legende von Alexander, der sein grosses Reich für die enge Wohnung des Grabes hergeben muss. Die Kunst, die Schrecken des Todes zu mildern, besteht aber nicht nur in der negati­ven Vermeidung der nichtigen Freuden der Welt. Schon in der hl. Schrift werden „die guten Werke" betont, die später als ein Weib perso­nifiziert den durch die Enttäuschung noch.früh­zeitig bekehrten Everyman allein in die Über­welt begleiten dürfen. Ecclesiastes, Pred. 8,8-10: (8.) „Es steht nicht in des Menschen Gewalt, den Hauch aufzuhalten, und er vermag nicht über den Tag des Todes zu gebieten ; auch lässt man ihn nicht reden, wenn der Kampf beginnt, noch rettet Gottlosigkeit den Gott­losen .... (9.) .... Zuweilen herrscht ein Mensch über den anderen zu seinem Unglück. (10.) Ich sah, wie Gottlose zu Grabe getragen wurden ; so lange sie noch lebten, waren sie selbst an heiliger Stätte und wurden in der Stadt gepriesen, als hätten sie gerechte Werke getan ; aber auch dies ist Eitelkeit." Zur Darstellung der Enttäuschung eines zum Sterben unvorbereiteten Menschen in der Todesstunde hat auch manches geschichtliche Ergebnis beigetragen. Wie später über den plötz­lichen Tod Alexanders des Grossen viel geschrie­ben wurde, so war es auch möglich, ähnliche Ge­danken auch an den Tod der früheren Herrscher anzuknüpfen. In der hl. Schrift wird erzählt, wie der Prophet Isaias dem plötzlich erkrankten Eze­chias seinen nahen Tod verkündet. Dieser aber bittet um einen Aufschub der letzten Stundé, um Zeitfrist — wie später in der Everyman­Legende Everyman vom Tod dasselbe erfleht. Dem König Ezechias werden von Gott noch 15 Jahre Lebensfrist bewilligt und die Sonnenuhr des Achaz geht mit zehn Linien zurück. Ein interessanterZug des Monologes des Königs nach seiner Wiedergenesung ist die Erwähnung der Pforten der Unterwelt, die uns auch aus der spä­teren etruskischen Malerei bekannt sind. Dabei wird das Leben des Königs wie vom Weber abge­schnitten, währenddessen es noch am Weben ist. Unwillkürlich erinnert dieses Gleichnis an das Gewebe der drei Parzen der antiken Mytholo­gie (s. Lucian : „die Überfahrt .... usw."). Der Tod ist aber nicht nur ein Weber des Men­schenlebens, der sein Gewebe frühzeitig ab­schneidet, er ist auch ein Löwe, der die Gebeine der Menschen zermalmt. Die Unterwelt und der Teufel werden also samt dem Tod zu gleicher Zeit als ein Löwe symbolisiert. Die Illustration dieser Sterbeszene und ihres Inhaltes (Hauptsächlich Vs. 18, vgl. Ps. 6. 6.) ist das Bild : Taf. IV. Fig. 2. Isai. 38, 1-8 .7 —10, 12—'3, 17-18: (1.) In jenen Ta­gen erkrankte König Ezechias bis zum Tode. Da kam Isaias, der Sohn des Arnos, der Prophet, zu ihm und sprach zu ihm : So spricht der Herr : Be­stelle dein Haus, denn du wirst sterben und nicht leben. 1 (2.) Ezechias aber wandte sein Angesicht zur Wand und betete zu dem Herrn, (3.) und sprach : Ich flehe dich an, Herr 1 Gedenke doch, wie ich vor dir in Wahrheit und mit ganzem Herzen wandelte, und tat, was in deinen Augen gut ist. Und Ezechias brach in lautes Weinen aus. (4.) Da erging das Wort des Herrn an Isaias, also : (5.) Gehe hin und sage zu Ezechias : Also spricht der Herr . . . . : Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen gesehen ; siehe ich will zu deinen Tagen noch fünfzehn Jahre hin­zufügen (21.) Und Isaias befahl, einen Feigen­kuchen zu bringen und auf die Wunde zu legen, damit er gesund würde. (22.) Ezechias aber sprach : Was wird das Zeichen sein, dass ich hinaufgehen werde in das Haus des Herrn ? (7.) Das aber soll dir zum Zeichen sein von dem Herrn, dass der Herr das Wort tun wird, welches er geredet : (8.) Siehe, ich werde den Schatten um zehn Linien, welche er an der Uhr des Achaz durch die Sonne hinabge­gangen ist, zurückgehen lassen. Und die Sonne kehrte zehn Linien an den Graden zurück, die sie heruntergegangen war. (9.) Schrift des Ezechias, des Königs von Juda, als er krank geworden und von seiner Krankheit wieder genesen war: (10.) Ich sprach : In der Mitte meiner Tage soll ich zu des Totenrei­ches Pforten gehen. Ich misse den Rest meiner Jahre. (12.) Meine Lebenszeit wird hinweggenommen und zusammengerollt vor mir wie ein Hirtenzelt : abge­schnitten wie vom Weber wird mein Leben ; Da ich noch am Weben bin, schneidet er (der Tod und durch ihn Gott) mich ab, vom Morgen bis zum Abend bringst du mich zu Ende. (13.) Ich hoffte bis morgen, aber wie ein Löwe, so zermalmt er alle meine Gebeine .... (17) .... du aber hast meine Seele errettet, dass sie nicht umkomme .... (18.) denn nicht die Unterwelt preist dich ; und die in die Grube hinabsteigen, harren nicht auf deine Treue .... (Ps. 6. i>). 2 Aus derartigen Vorstellungen bildete sich schon frühzeitig die Form des Sterbemonologes heran : „Der Jammerruf des Sterbenden". Zwar wurde dieser Mo­nolog später mit dem Monolog des Gisant-Typ-Toten vermengt, wurde er doch ein wesentlicher Bestand­teil der Everyman-Legende. Im 21. Psalm wird der Tod des Heilandes in der Form des Monologes des sterbenden Erlösers beschrieben, trotzdem enthält er Motive, die später auch auf Everyman übertragen wurden, da doch Jedermann so sterben sollte, wie Christus starb. „Ich aber bin ein Wurm und nicht ein Mensch ; der Leute Spott, und die Verachtung des Volkes" (7.) —sagt auch später der Greis in der „Gesamt-Everyman-Legende". Zunächst folgt dann 1 4. Kön. 20, 2; Par. 32, 24. 2 vgl. Taf. IV. Fig. 10.

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