KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

ZWEITER TEIL. Entstehungsgeschichte der Grundmotive des Totentanzes

sibinicensis" (im Münchner Rosenthal-Antiquariat 1925 ausgestellt) wird das Glücksrad von „der Zeit", von einem Greis (mit Sanduhr) gedreht. „Die Zeit" steht an einem Grabe, in dem ein toter König liegt. Auch das Motiv des Every­man-Todes und des Teufels blieb hier (wie im Malerbuch zu Athos) nicht weg. Auf dem Ra­de der Zeit werden die Stände gedreht und nicht die Lebensalter. Die Stände sind mittels eines Garnes an den Tod (mit Sense) und an „die Sünde" (Teufel) gebunden und werden von diesen beiden in das Grab, neben den toten König hinuntergezogen. Auf der anderen Seite, wo sie in das Grab fallen müssen, wer­den sie von einem Engel und von der Ecclesia (mit Kreuz) empfangen. Auf einem Gothaer niederländischen Holzschnitt von 1558 schiesst der Tod auf Menschen, die sich auf dem Le­bensrade drehen. 1 Über dem Lebensrad thront hier Christus. Auf einem prachtvollen Stich des Meisters aus 1464 2 liegt in der Mitte des Blat­tes eine Leiche in einem Grabe ; als Auschrift Verse aus Boethius : De consolatione philoso­phiae Buch 5. Fortuna (mit verbundenen Augen) dreht das Glücksrad, auf dem Könige aufstei­gen und auf der anderen Seite hinunterfallen. „Ullamne humanis rebus constantiam in te pu­tas cum ipsum / sepe hominem velox hora dissol­uat" (Boethius). Oben thront Christus eine Welt­kugel und Siegesfahne haltend. In seiner Rech­ten hält er eine an der Kurbel des Rades be­festigte Schnur. Aufschrift : „Ecce ego mitto angelum meum ... etc. exodi XX1V°. ca°." Vom Rade rechts steht der „Lebensbaum", in dessen Asten die einzelnen Stände (beider Ge­schlechter) sitzen. Der Tod zielt mit Bogen und Pfeil auf sie. Das Motiv des Lebensbaumes ist eine Variation des Lebensrades. Die einzelnen Lebensalter scheinen am Lebensrad aus einan­der herauszuwachsen. Dies gab den Gedanken, sie überhaupt in der Form des Wachstums darzustellen. Einige Stellen der hl. Schrift, so­wie der Gebrauch des „Stammbaumes" der adeligen Familien musste mehr zur Entstehung des Lebensbaumes beitragen, als etwa ein „ger­manisch-mythologisches" Emblem. Auf das „dissoluat" des Zitats von Boethius scheint ein anonymes Blatt der Ausstellung des Münchner Rosenthal-Antiquariats hinzudeuten, auf dem die Stände in eine Mühle geworfen werden, aus der sie auf der anderen Seite als Engel oder Teufel herausfallen. Beim Fenster der Mühle schaut der auf einem hageren Ross rei­tende Tod herein. In der Ausstellung des Münchner Ro­senthal-Antiquariats im J. 1925 fand sich ein grosses französisches Blatt mit dem Monogramm E. L. unter einer Krone, auf dem ebenfalls das 1 Helene Henze : Die Allegorie bei Hans Sachs mit besonderer Berücksichtigung ihrer Beziehungen zur gra­phischen Kunst. Hermes XI. Halle 1912. 2 Helene Henze : S. 75, 81. Brit. Mus. London. Bartsch. S. 85. Nr. 874: s. bei H. Sachs: 4. 158; 1, 425. fi. Keller-Goetze. Glücksrad dargestellt wurde. Auf die Achse des Rades stützt sich die Weltkugel. Auf der Weltkugel steht das Glück, ein Weib mit Fah­ne und mit flatternden Haaren. Auf den Spei­chen sind die Namen der Stände aufgeschrie­ben : Noblesse, Guerre, Jevnesse, Viellesse, Pavvrete, Decorde, Incertitvde, Laevr, Hon­nevr, Dignite, Richesse. Wie aus diesen Auf­schriften ersichtlich ist, werden hier die Stände, die Alter mit den sog. Nichtigkeiten vermischt. Das Rad wird von den verschiedenen Ständen umgeben. Jeder Vertreter eines Standes wird von einem primitiv gezeichneten Skelett ge­führt, das auf einen Turm zeigt. Dieser Turm ist durch ein Glockengehäuse als der Turm einer Kirchhofskapelle gekennzeichnet. Ein Ske­lett läutet. Aufschrift : Acoures 4- Mortelo + Vostr Hevre 4- Est Venve. Die Reihe der Stände von rechts oben nach links : 1. Sekretär des Pap­stes oder Chorherr (Jenay 4 Poin + Damy ; alle Geistlichen mit . Bart). 2 Papst mit Tiara und Kreuz (II 4 Favlt -I- Rendre 4- Conte.) 3. Kaiser mit Schwert und Reichsapfel (Tovt 4- Est + Pe­rissable). 4. König (Je + Vain 4- Les + Rois). 5. Ritter (Rienne 4- Wesponnente). 6. Edelfrau (Je + Te 4- Favlt + Venir). — Von rechts oben nach unten: Die niederen Stände: 1. Unter dem Sekretär : Der Bauer mit Sense (Tonte 4­Vest + Fv). 2. Schiffsmann mit Anker (To + Port + Assvre). 3. Pfarrer (Mort 4 Fini + Tovt). 4. Bettler (Te + Te + Deiyvre). 5. Bäuerin (Voila 4­Ton 4- Hevre). 6. Kind mit Rose in der Hand (Espere + Meivx). Entstehungszeit : vor 1500. Die bisher besprochenen Formen der Everymanliteratur enstanden während des Ent­wicklungsganges der Everyman-Gestalt. Als diese aus dem Gisant-Typ-Rad entspross, zer­fiel sie durch das Zeitrad in eine Reihe von Altersstufen und durch das Glücksrad in eine Folge von Ständen. Die Grundlage des Gisant­Typ-Rades, sowie auch des Zeit-, Glücks- und Lebensrades ist aber das unveränderliche Natur­gesetz der Übergänge, Veränderungen und Ver­nichtungen, ohne Rücksicht auf die Beschaf­fenheit des einzelnen Menschen. Der Vergäng­lichkeit muss jeder Stand gleichsam seine Tri­bute bezahlen. Dabei lebt aber jeder Stand „ahnungslos" dahin, ohne an die Vergänglich­keit zu denken. Hat jemand seine Standes­pflichten erfüllt, odernicht, das istvomStandpunkt des allgemeinen Gesetzes gleichgültig. Ebenso ist in den bisherigen heidnischen For­men dem noch nicht gestorbenen Lebewe­sen gleichgültig, ob es ein Weiterleben gibt. Der Mensch denkt nicht daran, was nach dem Tod kommen soll. Das Gisant-Typ-Rad, Lebensrad und das Glücksrad wollen nur die Geschichte des Körpers verbildlichen (ausser der Illustration des Malerbuches von Athos, deren Form schon eine Mischung enthält). Die Unveränderlichkeit des Vergehens zwang aber schon seit uralten Zeiten daran zu denken, wie dieses unerbittliche Naturgesetz zu hintergehen wäre. Wenn im Tod der Mensch

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