KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

ZWEITER TEIL. Entstehungsgeschichte der Grundmotive des Totentanzes

Mort suy le terme qui trop blesse En morant ou ie monde laisse La mort deudra son durement Jusques au jour du jugement. Links und rechts vom Rad, in den vier Ecken des Blattes werden die vier Weltweisen dar­gestellt. Weitere Verse z. B.: Entre toutes bestes vraiement L'öme naist le plus pauvrement Aulx bestes soit 1er cuir rendu Et aulx brebis leur couvrement A chascun ainsi proprement Quaura il dont, que n'ait recupt Pour quoy donques s'en orguelist l'öme Dont l'engendrure est vitte somme Le naistre tritresse et misere Et la vie en paine consomme Puis fault por le mors d une pomme Morir en angousse et tritresse. Horns corruptible et transitoire De la tiene ame aies memore Ton regime et si bn disposes Ja ne seras pechie notoire Et de ta fin daremere encore Ramenbre toy sur toutes choses Sachant que penser a la mort Est vng frain qui tout homme mort De discourir et le Reffraint Soit qnt il velle out qnt il dort Par les vanites du monde ort Tant que ses volluptes enfaint. Die Gestalt Everymans entstand durch das schon erwähnte „Gisant-Typ-Rad". Das Glücks­rad, sowie das Lebensrad sind nur parallele Auflösungen des Begriffsinhaltes vom „allge­meinen Menschen" in die einzelnen Standes­stufen bzw. Lebensalter, verbunden mit den allegorischen Gottheiten des „Glückes" oder der „Zeit." Da also das Glücksrad, sowie das Lebensrad nur Variationen des „allgemeinen Menschen" sind, muss auch die Entstehung der mittelalterlichen Todesgestalt, des „allge­mein menschlichen Todes", mit der Weiterent­wicklung des Lebens- und Zeitrades in Ver­bindung stehen. In dieser Vermutung unter­stützt uns die Gisant-Typ-Gestalt des mittelal­terlichen Todes ; sie ist entweder eine volle Mannes-, oder eine Jünglingsfigur mit schlaffer Haltung und mit Gesichtszügen eines soeben Gestorbenen, 1 ein halbverwester Leichnam 2 oder eine vollständig verweste, als Skelett ge­gliederte Gestalt, wie auch auf dem soeben besprochenen französischen Blatt. In der Urform des Glücksrades liegt unter dem Rade kein Leichnam. Auf dem Glücksrad der St. Gallus-Pforte am Basler Münster 3 sitzt am Höhenpunkt des Rades der König und das ganze Rad (auf das sich die einzelnen Stände an­klammern) wird vom Bauer (mit Schaufel) gehal­1 struppiges Haar usw. s. Tai. IV. Fig. 6—7. 2 z. B. Tal. V. Fig. 12. 3 s. Tai. VI. Fig. 1. ten (aus dem Jahre 1200). Der unter dem Rad liegende Tote (wie z. B. im Malerbuch zu A­thos) ist nur als die Fortsetzung des Gisant-Typ­Rades (röm. Terrakotta-Lampe) oder des Le­bensrades logisch. Dieser Leichnam ist aber nicht eine von den auf dem Rad dargestellten Per­sonen verschiedene Gestalt, sondern das Kind, oder der Mann, der Greis, sowie auch der Tote sind ein und dieselbe Person, Everyman, nur in verschiedenen zeitlich nacheinander geordneten, aber räumlich nebeneinander ge­stellten Lebensstadien. Die einzelnen Lebens­alter sind voneinander zeitlich abgesonderte Szenen und das Lebensrad mit dem Gisant­Typ-Toten darunter ist die Darstellung des Le­benslaufes desselben „Jedermanns". Wie die Everyman-Todesgestalt aus dem Gisant-Typ­Toten des Lebensrades, aus dem Leichnam Everymans entstand und durch welche Vermitt­lung sie schon im Malerbuch zu Athos ne­ben dem Gisant-Typ-Toten so selbständig dargestellt werden konnte, ohne mit „dem To­ten" verwechselt werden zu können, darauf soll in der Ikonographie hingewiesen werden. Hier wird nur betont, dass die Entwicklung des Gi­sant-Typ-Toten zur Everyman-Todesgestalt des Mittelalters im Rahmen der sog. „Everyman­Legende von den drei Nichtigkeitsvisionen" ab­lief. Das Glücksrad und Lebensrad hat, als eine Variation der Dastellung Everymans, das in dieser „Everyman-Legende" entstehende Motiv der Eve­ryman-Todesgestalt erst später assimiliert. Auf einer Miniatur aus ca. 1395, die als Illustration des V. Buches von Augustins „De ci­vitate Dei" diente, liegt ein halb verwester Gisant­Typ-Toter nicht mehr unter einem Lebensrad, son­dern unter einem Glücksrad. Auf dem Höhepunkt sitzt eine königliche Gestalt, links steigt ein Mann am Rad empor und rechts sinkt einer in die Tiefe, d. h. derselbe Everyman (als Vertreter eines Stan­des) erreicht die höchste Würde und verliert sie. Wenn er stirbt, wird er zu einem Leichnam. 4 Es ist kein Lebensrad, denn es wird nicht von der Zeit, sondern von der Göttin des „Fatums" gedreht. Auch auf einer Miniatur der Bibliothéque Nat. Ms. fr. 6272, fol. 203 zum VI. Buch „De civi­tate Dei" aus ca. 1405 5 wird das Rad vom Fá­tum gedreht ; unter dem Rade liegt die volle (Jünglings-) Gestalt eines soeben gestorbenen Menschen (Everymans). Die Umwandlung dieser passiv liegenden Totengestalt zur tötenden To­desmacht des französischen Lebensrades (so­wie auch in Athos) ist gerade aus den Illustra­tionen zum XIII. Buch des Werkes,, De civitate Dei" des hl. Augustinus ersichtlich. In den „Sün­denfall-Darstellungen" wird der liegende Tote allmählich beweglicher, bis er endlich aufsteht und tötet. Auf einem Stich von „Martinus Rota 4 Le Comte A. de Laborde : Les Manuscrits a peintures de la Cité de Dieu de Saint Augustin. Tome III. Paris, 1909. Planch XIX. Descript. 22.; Collection de M. H. Leclerc. Liv. V. Le Fatum et Nigidius ; s. Taf. VI. Fig. 2. 6 Laborde : Pl. XXII. D. 26.

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