KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)
ANHANG
Fig. 2. — Le Fatum et Nigidius. — Collection de M. H. Leclerc. Liv. V. ca. 1395. — Das Glücksrad wird von einem Weib, vom Fatum gedreht. Oben sitzt ein König in voller Pracht und Macht. Links eine steigende, rechts eine fallende Gestalt. Unten liegt die Todesgestalt der Paradiesszenen, welche uns aus den französischen Handschriften des Gottesstaates vom hl. Augustinus wohl bekannt ist. Sie ist ein verwester Leichnam, dem alle Menschen gleich werden müssen, der Leichnam desselben Everymans, welcher am Lebens- oder Glücksrad emporsteigt und hinabstürzt. Ein Zwischenstadium der Entwicklung vom Glücksrad zum Gisant-Typ-, bzw. Lebensrad. — Phot, aus Le Comte A. de Laborde, Les Manuscrits ä peintures de la Cilé de Dieu de Saint Augustin. Tome III. Paris 1909 ; Planche XIX. (Descript. 22.) — Vgl. hier S. 77. Fig. 3. — Das französische Lebensrad. — Eine Zeichnung aus Paris ca. 1400. — Eine Verbindung des Glücksrad-Motivs mit dem Volksspruch „Zehn Jahr'ein Kind, usw." Das Rad, auf dem der Mensch rechts als ein Wickelkind, Jüngling bis zum Mannesalter aufsteigt und links als ein Greis hinabstürzt, wird unten von der Mutter Natur gehalten. Oben steht Frau Glück, die Zeit (s. dieselben Motive auch in den Trionfi von Petrarca), die Menschen mit reichen Gaben lockend. Die liegende Leichnam-Todesgestalt der Sündenfallszenen, sowie der vorangehenden Glücksrad-Bilder wird hier schon zu einer würgenden Dämonengestalt, welche mit ihrer Sense den durch die Altersstufen wandelnden Everyman vom Lebensrade herabholt. Aus dem Gisant-Typ-Toten, aus dem eigenen Leichnam Everymans, entstand der Tod Everymans. Dieses Lebensradsystem ist mit dem Seelenleiter-Diagramm des Celsus (vgl. S. 194, 196 ff.), mit dem Schilde des Hephaistos (S. 200 ff.), mit der Proportionenreihe Piatons (S. 188— 189), und mit dem Lebensrad der Athos-Mönche (S. 212) zu vergleichen. Den sieben Altern verstellt der achte Zustand, das Totsein, den Weg. Das Rad ruht auf den Schultern des neunten, unbeweglichen Weltstadiums, der „Mutter Natur", welche — wie die Parzen — das Weltrad dreht. Am Höhepunkt des Rades steht eine andere Personifikation der drei Parzen (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft) und überschüttet mit den verschiedensten Menschenlosen den emporsteigenden und fallenden Everyman (vgl. Piaton, Politeia X, 13, 16 ; S. 243 ff.). — Phot, nach R. Forrer, Unedierte Miniaturen, Federzeichnungen und Initialen des Mittelalters. Bd. II. Strassburg i. E. 1907. Taf. LX. — Vgl. Tab. A IL. und S. 76. Fig. 4. — Der Tod, das Grab, als ein wildes Tier. — Volterra. Guarnacci-Museum. Ein Bogenbild der antiken Kirche des hl. Justus mit der Darstellung des Grabes, als eines gefrässigen, wilden Tieres, das den menschlichen Leichnam verzehrt. Eine symbolische Darstellung der Verwesung, welche sogar einzelne Mythen des klassischen Altertums zu ihren Vorbildern zählt. Romanische Epoche. - Phot, nach Alinari. Nr. 34706. - Vgl. S. 185. Fig. 5. — Der „Tanz der Blinden" und der Tod auf einem Ochsen reitend. — La Danse aux aveugles. Paris, Bibl. Nat. ms. fr. 1989. fol. 34. — XV. Jahrhundert. — Der Dichter des Textes, Pierre Michault (geb. im XV. Jh. — t 1466 als Sekretär des C. de Charolais) hat wahrscheinlich die Volksgewohnheit der Kirchhofstänze zur Grundlage seines Werkes gewählt ; die Todesgestalt ist jene der Petrarca-Illustrationen und wird auch noch mit dem Motiv des Glücksrades (Atropos) verbunden. Die Stände (Einfluss des Totentanzes), die auf die Töne der Todesmusik tanzen, werden von den aus den Gräbern steigenden Toten unter die Erde geschleppt, was auch auf die aufkommenden Varianten der Basler Totenlegende zurückzuführen wäre (vgl. den Toten-Todes-Irrtum der Todtentänze !). Im Vordergrund stirbt ein Jüngling, dessen Seele in Kindesgestalt aus seiner Brust emporsteigt. Hinter dem betenden Geistlichen grinst der Tod. Die Ars-moriendi-Szene der apokryphen História Josephi wurde hier mit dem TodesTanz der Johannesakten vermengt, da doch die Stände unter der Anführung einer Parze in einem mit Planken umzäunten Zauberkreis tanzen. Trotz seines jüngeren Alters liefert dieses Bild werte Beweise für die Entstehungsweise des Todes-Tanzes der Sterbenden mit dem Tod der altchristlichen Apokryphschriften. — Phot, aus Comte A. de Laborde, La Mort chevauchant un boeuf dans les Livres d'heures de la fin du XV 8 siécle. Paris 1923. Planche X. — Vgl. Tab. A I 2+lli+III,. und S. 151, 185. Fig. 6. — Der Tod auf einem Ochsen reitend. — Livre d'heures, Chantilly, Musée Condé ms. 1513. — La Danse aux aveugles. — Unter dem Einfluss der PetrarcaTrionfi und des Totentanzes wird hier der Tod, der auf einem Ochsen reitet, als Mittelpunkt der Volkssage vom Kirchhofstanz aufgefasst. Das Reittier des mittelalterlichen Todes, die wilde Kuh oder ein Ochse, soll das gehässige, nimmersatte Grab symbolisieren (vgl auch hier die Aufschrift: Sepulchrum). Ein wichtiger Beweis für die apokryphe Entstehung des Todes-Tanzes. — Phot, aus Comte A. de Laborde, a. a. 0, Planche X. Fig. 7. — Der Tod auf einem Ochsen reitend. — Livre d'heures, Vienne, Bibl. Particuliére tf. 49. — Der Tod tötet hier mit seinem Spiess einen Geistlichen und einen Jüngling. — Phot, nach Comte A. de Laborde, a. a. 0. Planche III. Tafel VII. — Die Todesgestalt in den Everymanszenen Fig. 1. — Der körperliche Tod und Everyman. — „Fabliaux, dits et contes", Hschr. Bruxelles kgl. Bibl. Nr. 9411, 26. fol. 21v. - Ende des XIII. Jahrhunderts. — Als Titelbild für den Abschnitt über den Tod wird hier ein kranker Jüngling dargestellt, zu dessen Sterbebett sich der körperliche Tod nähert. Seine Gestalt ist ein verwester Leichnam, dessen halb skelettierle Glieder ein langes Leichenhemd umhüllt. Er ist ein Toter, der soeben aus seinem Grabe stieg, er bringt ja den Deckel seines Sarges und die Schaufel des Totengräbers mit. Die Augen seines skelettierlen Schädels sind mit einem Tuch zugebunden. Ursprünglich galt diese Binde dem herabgefallenen Kinn des Toten, dessen Gestalt man bei der Darstellung des Todes verwendete. Das Motiv der Binde wird hier aber mit der Augenbinde der blinden, in ihren alten Gesetzen erstarrten Synagoga vermengt. — Originalaulnahme der Brüsseler kgl. Bibl. — Tab. A III 4: 5ab: 6. 7. und S. 163. Fig. 2. — Everyman und der Tod. — In einer Handschr. eines Werkes von Thomas von Slítné: Sechs Bücher von den allgemeinen christlichen Dingen. Perg. Cod XVII. A 6. anno 1367. fol. 148b Universitätsbibl. Prag. — Der körperliche Tod erwürgt einen Jüngling (Everyman), den er auf seinem Krankenbett überrascht. Er tritt hier in der Gestalt einer halb skelettierlen Leiche auf und, wie die Todesangst die Kehle des Kranken zuschnürt, so umschliesst der Tod mit beiden Händen krampfhaft den Hals des Sterbenden und lässt solange nicht ab, bis der Körper Everymans nicht leblos liegen bleibt. — Phot, nach Theodor Frimmel, Beiträge zu einer Ikonographie des Todes. Wien 1891. S. 65. - Tab. A Il 4. 5ab. 6. 7. Fig 3. — Der Tod und die Nonne. — Budapest, Nationalmuseum. Im Cod. germ. 33. in einem Nonnengebetbuch, zwischen fol. 40 und 41 nachträglich eingeklebt. — XV. Jahrhundert. — Der Tod überrascht eine Dominikanerin. Er hält eine Sanduhr in der Hand, um seinen leichenhalten Körper winden sich Schlangen. Die Darstellung, ein später Zweig der Everyman-Dialoge, welcher schon unter dem Einfluss der Totentänze steht, bringt auch die Reste einer deutschen Fassung des sog. Everyman-Dialoges. Die Nonne spricht : „0 todt du mir nachent pist ich kan dir nit entrinnen got hellt mir gege dir mit gnaden vber winden". Der todt spricht :_woll aulf die stund ist hye mit mir vo hyene mustu schir. — Originalaufnahme des Budapester Nationalmuseums. — vgl. S. 28. Fig. 4—5. — Ars Moriendi, die Everyman-Szene der frühchristlichen Apokryphliteratur. — Darstellungen eines in den Niederlanden um 1450 gedruckten Blockbuches, das sich jetzt im Britischen Museum befindet. — Auf Fig. 4 bringen die Teufel dem Sterbenden die Krone der weltlichen Macht und irdischen Freude, während Golt Vater, Christus, die hl. Jungtrau und die Heiligen auf die Freuden der Seligen hinweisen. Auf Fig. 5 sehen die häss-