KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

ANHANG

-336 — Ein Philosoph hält eine Vorlesung über Leben und Tod. Das Leben wird als ein Wickelkind, der Tod aber als das Skelett eines Toten personifiziert. Dabei ist es eigent­lich eine Darstellung des Lebenslaufes der Menschheit nach der Art des Gisant-Typs. Die Kreisform der Lampe lässt einen Hinweis auf den Kreislauf des Lebens von der Kindheit an über das Mannesalter bis zum Totsein vermuten. Das Kind wird zu einem starken Mann und dieser wieder zu einem Skelett, auf das er mit seiner Hand hinweist. — Phot, nach Weber-Holländer, Des To­des Bild. Berlin 1923. S. 234, Fig. 107. - Vgl. hier S. 42, 46. 75 und 121. Fig. 2. — Etruskische Urne. — Chiusi, Prov. di Siena. Museo Etrusco. — Auf dem Deckel der Urne liegt eine weibliche Gestalt mit übereinander geschlagenen Füssen. Die Tote wird dargestellt, wie sie zu Lebzeiten aussah. Ihr Körper ist also kein Leichnam, sondern der Körper einer Lebenden. Die Sterblichkeit, die Tatsache, dass sie schon tot ist, wollen — wie das auch die wei­teren Darstellungen dieser Talel beweisen — die überein­ander geschlagenen Füsse andeuten. Auch der Philosoph der Terrakotta-Lampe schlug seine Füsse übereinander zum Zeichen seines Sterbezustandes, der baldigen Ver­wandlung in ein Skelett. Auf der unteren Vorderseite der Urne zeigt ein Relief den Weg der Seele in die Unterwelt. Sie wird vom beflügelten Todes-Dämon (mit Fackel) und vom teuflisch charakterisierten Merkur (mit Hammer) in das Totenreich getrieben. Diese Gegenüberstellung des Le­benszustandes und des Seelenloses ist eigentlich eine Er­weiterung des Lebensradbegriffes. — Phot, nach Alinari Nr. 37527. Vgl. hier S. 113 Fig. 3. — Die Lehre des sprechenden Gisant-Typ­Toten. — Mosaikplatte eines Grabes der Via Appia aus der Kaiserzeit. Rom, Museo Nazionale. — Dieses Hautske­lett eines Lemurs ist mit jenen Holzfiguren der Ägypter zu vergleichen, welche als ein „Beispiel" der Verwesung den Zuschauer ergreifen sollten. Hervorzuheben ist, dass hier die Vergänglichkeitslehre das erstemal in den Mund des sprechenden Toten gelegt wird und dass die an den Zuschauer gerichtete Lehre des Toten „yvwíh aeavróv" hier das erstemal aufgezeichnet wird, wie später im Fal­le der Gisant-Typ-Toten der Legende von den drei Leben­den und Toten. Der spätere sog. Legendenspruch ist ja auch eigentlich nur eine Variante der hier verkündeten Wahrheit: „Erkenne dich selbst". Dieser Tote, der zum Zeichen seines Totenzustandes seine Füsse ebenfalls über­einander schlägt, ist kein „Symbol des Todes", wie das Skelett der Terrakotta-Lampe, sondern ein bestimmter Toter, der in den primitiv gezeichneten Flammen des Tartarus lie­gend den vorübergehenden Lebenden anspricht. — Phot, nach Alinari P. a 2? Nr. 8074. — Vgl. Näheres auf S. 46, 63, 113. 213. Fig. 4. — Gisant-Typ und Kreislauf des Lebens. — Der Sarkophag einer jungen Dame im Museo Capito­lino zu Rom aus dem III. Jahrhundert. — Auf den vier Seitenwänden des Sarkophags wird das menschliche Le­ben von der Geburt bis zum Tod in reihenartig ineinan­der geflochtenen, von links nach rechts vorwärtsschreiten­den Szenen inszeniert. Auf der vorderen Langseite wird der Mensch unter den Auspizien der Götter, des Glückes und der Parzen geboren. Auf den Einzeldarstellungen der von hier nach rechts fortlaufenden Bilderreihe tritt das Kind mit der Führung der Genien ins Leben, dann folgen Parallelszenen aus dem Leben des Jünglings und der Jungfrau, des Mannes und Weibes (vgl. z. B. die Darstel­lung der „Mannesarbeiten" auf der linken Seitenwand), bis die Reihe auf der anderen Seite mit den charakteri­stischen Merkmalen des Greisenalters schliesst. Auf dem Deckel des Sarkophages liegt endlich die Tote, ein Mäd­chen mit übereinander geschlagenen Füssen, dasselbe Mäd­chen, dessen Lebensgang auf den Seitenwänden des Sarko­phags dargestellt wurde. Die volle Fleischfigur des weiblichen Leichnams im Zustande knapp nach dem Eintritt des Todes und im Zusammenhang mit den Szenen der stufenartig emporschreitenden Lebensalter des Lebensrades ist ein Glied der Gisant-Typ-Gegenüberstellung des Lebenszustan­des mit dem Totsein. — Phot, nach Alinari P. e I s Nr. 6019. Fig. 5. — Der mittelalterliche Gisant-Typ. — Grab­mal des Erzbischofs Chichele (t 1443) in der Kathedrale zu Canterbury. — Der antike Gisant-Typ der vorhergehen­den Darstellungen wurde im Mittelalter bis zu einer be­stimmten Form ausgeartet. Die Eigenart dieser typischen Form ist an der Hand dieses Grabmals leicht feststellbar. Derselbe Bischof wird oben im vollen Ornat, in einem Zustande knapp nach dem Eintritt des Todes als eine volle Fleischfigur, und unten als ein halb verwester, ske­lettartig gegliederter, eingeschrumpfter Totenkörper, liegend dargestellt. Aufschrift : „Quisquis eris qui transieris, rogo memoreris. Tu quod eris mihi consimilis qui post morieris Omnibus horribilis, pulvis, vermis, caro vilis". Dieser Text, eine Ansprache des Toten an den Vorüber­gehenden, spricht eigentlich den dreifachen Gisant-Typ aus : caro vilis, vermis, pulvis. — Phot, nach Weber-Hol­länder, a. a. 0. S. 85. — Vgl. Näheres hier auf S. 46. Fig. 6. — Lebenslauf und Sterbeszene auf einem etruskischen Sarkophag — Der Sarkophag eines Magi­strats-Mitgliedes in Corneto Tarquinia. Museo Municipale (römisch-etruskisch). — Während der Tote auf dem Deckel des Sarkophags noch im Lebenszustand liegt, aber zum Zeichen des Totseins mit den mystisch deutbaren überein­ander geschlagenen Füssen, wird am Relief der vorderen Seitenwand sein Lebensgang dem Zuschauer vor Augen gebracht. Rechts befindet sich die Darstellung des Kindes­alters, linksdie des Mannesalters des Abgeschiedenen. Rechts führt ihn sein Genius als ein Kind in das Leben. Dersel­be Genius begleitet ihn links auch im Mannesalter. In der Mitte wird der Verstorbene von zwei Todes-Dämonen überfallen, welche ihn mit ihren Hammern zu Boden stürzen. — Phot, nach Alinari Nr. 26058. Fig. 7. — Die Unterweltsfahrt der Seele auf einem Wagen. — Eine etruskische Urne in Volterra. Museo Guar­nacci Nr. 143. — Während der Leichnam des toten Wei­bes am Deckel der Urne in der schon besprochenen my­stischen Stellung als eine volle Fleischfigur dargestellt wird, fährt seine Seele am Relief in einer Kutsche vom bedeck­ten Wagenkorb geschützt und von zwei fahlen Rossen gezo­gen in die Unterwelt. Der Wagen passiert soeben das Tor der Unterwelt und wird von Wächtern untersucht. Die Verwandtschaft, die den Wagen bisher begleitete, ist im Begriffe, stehen zu bleiben und zurückzukehren. Den Pferden geht Merkur mit seinem Stab voran. Es melden sich auch weitere Genien und Geister, welche fortan dem Wagen das Ehrengeleite geben wollen. Ein Everyman­Geschehnis. — Phot, nach Alinari Nr. 34734. Tafel III. — Gisant-Typ und Jenseitsmystik im Altertum und im Orient Fig. 1. — Der Unferweltsweg der Seele im Orient. — Ein roter Tonkrug in Orvieto. Museo dell' Opera. Vaso di Bucchero. — Die Seelen werden von links nach rechts durch spitzbärtige, teuflische Todes-Dämonen in die Unter­welt geleitet, deren Symbol, die thebanische Sphinx, rechts und links, vor und nach der Seelenreihe sichtbar ist. Die Reihe eröffnet und schliesst je ein auf Doppelflöte musi­zierender Dämon. Von der Seelenreihe sind zwei Paare sichtbar. Der Unterweltsdämon geht voran und führt die ihm zum Opfer gefallenen Seele bei der Hand. — Die Mu­sik wird also schon hier als ein mystisches Lockungs­mittel in den Dienst der Unterweltsdämonen gestellt und hat schon in dieser orientalischen Form eine den mit­telalterlichen Todes-Tänzen gleichwertige Bedeutung und Rolle. — Phot, nach Alinari Nr. 25990. — Vgl. Näheres darüber auf S. 126. 144. Fig. 2. — Eine Tänzerin und ihr Skelett : ein ori­entalischer Gisant-Typ. — Im Rothkuppel-Tempel zu Oyzil (nach der Darstellung der Stifter) ca. 700 n. Chr. — Nach der Meinung von A. v. Le Coq und H. Lüders eine uralte Buddhalegende darstellend. Eine Hetäre sucht, die Zuhörer einer Buddhapredigt durch Schaustellung ihrer Reize zu stören, was ihr auch gelingt. Aber Buddha lässt sie im nächsten Augenblick als eine verweste Leiche, als ein Skelett erscheinen und gewinnt die Aufmerksamkeit der Zuhörer zurück (Persönliche Mitteilung von A. v. Le Coq). — Originalphotographie des Mus. f. Völkerkunde, Berlin vgl. A. v. Le Coq, Bilderatlas zur Kunst und Kul­turgeschichte Mittel-Asiens. Berlin 1925. S. 30, Fig. 226; S. 44, Fig. 22. - Näheres darüber auf S. 47.

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