KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)
ANHANG
— 337 — Fig. 3—4. — Die Fahrt der Seele in die Unterwelt. — Etruskischer Grabstein in Bologna. Museo Civico. — Im oberen Teil beider Darstellungen befindet sich die Gestalt eines Seeungeheuers (Szylla und Charybdis ?). Auf Fig. 3 ist ausser dem Seeungeheuer mit menschlichem Oberkörper auch ein anderes mit einem Pferdeoberkörper sichtbar. Auf Fig. 4 hält das mit einem weiblichen Oberkörper charakterisierte Ungeheuer eine Erdscholle auf dem Kopf. Auf den Bildern des Cornetaner Grabes bedeutete dies die Sündenschuld des Menschen. Die mittlere Raumfläche des Steines füllt das Bild der Fahrt der Seele in die Unterwelt aus. Auf Fig. 3 ziehen Pferde den Wagen, denen der etruskische Todes-Dämon, Charun, vorangeht. Über den Pferden schwebt der beflügelte Merkur. Meist geht aber dem Wagen neben Charun auch Merkur voran, wie das aus der Darstellung Tafel II. Fig. 7 ersichtlich ist. Die Seele sitzt auch hier, auf Fig. 3 im Wagenkorb und hält irgendein Abzeichen ihrer irdischen Würde in der Hand. Die Pferde lenkt ausserdem noch ein Kutscher. Unter den Pferden ein Hund. Auf der dritten Raumfläche von Fig. 3 töten zwei Unterweltsdämonen den Körper des Abgeschiedenen, während zwei andere Geister seiner Seele harren, um sie vor den Unterweltsrichter zu geleiten. Auf der untersten Darstellung des Steines steht die Seele schon vor dem Richter der Unterwelt. Auf Fig. 4 fährt die Seele allein auf einer Biga in das Reich der Toten und wird auf der unteren Bildfläche von einem Unterweltsdämon empfangen. — Phot, nach Alinari Nr. 37777, 37778. Fig. 5. — Die Fahrt der Seele in die Unterwelt. — Eine skizzierte Zeichnung nach einem Original unbekannter Herkunft, erschienen bei G. Kastner, Les danses des morts . .. Paris Brandus 1852, Fig. 9. — Die Darstellung, welche angeblich unter gnostischem Einfluss steht, soll eigentlich die Unterhaltung eines leidenschaftlichen Wettfahrers verbildlichen, der seine Passion auch in der Unterwelt nicht lassen kann. Da aber die vorgespannten Zugtiere scheinbar Löwen und keine Pferde sind, würde sich nach einem Vergleich mit Fig 4 dieser Tafel eine viel plausiblere Interpretation bieten. Demnach wäre auch diese Darstellung ein Bild der Fahrt der Seele in die Unterwelt. Die Seele wird ihrem Lemurencharakter entsprechend als ein Skelett personifiziert. Dem Wagen geht Merkur in der Gestalt eines Skelettes voran und unter der Darstellung (wie auch auf Fig. 3) liegt der Körper, den die Seele verliess, ebenfalls in der Gestalt eines Skelettes. Nach der Entdeckung des Fundortes der Originaldarstellung wird der wahre Sinn dieses Bildes freilich heller beleuchtet werden können. Phot, nach Kastner. — Vgl. darüber S. 126 ff. Fig. 6. — Die furienhafte Gestalt der Unteweltsdämonen. — Ein etruskischer Krug aus dem Museo Faina In Orvieto. — Das Bild erinnert an jene Szene in den Toiengesprächen Lucians, wo die Erinnys der eleusinischen Mysterien den in die Unterwelt gelangten Seelen entgegenkommt. Auch die Lage entspricht auffällig jener Szene, denn rechts sitzt auch hier Cerberus. — Die Gestalt des mittelalterlichen Teufelstodes ist keine direkte Fortsetzung dieser antiken Todes-Dämonen, sondern eine Übernahme aus dem Orient. Erst unter humanistischem Einfluss und in der Kunstepoche der Renaissance-Zeit wurde der mittelalterliche Teufelstod mit den antiken Furiengestalten vermengt. — Phot, nach Alinari Nr. 32477. — Vgl. darüber S. 84. Fig. 7—8. — Orientalischer Ursprung des mittelalterlichen Teufels-Todes. — Zwei tibetanische „TeufelsTänzer", welche von der durch Dr. E. Trinkler geleiteten Zentralasien-Expedition im lamaistischen Kloster HemisGumpa am 9. und 10. des fünften tibetanischen Monats (Juni) während eines Tempelfestes aufgenommen wurden. Das Fest wird zu dieser Zeit zu Ehren Padmassambhavas, des Begründers de§ Lamaismus (747 n. Chr.), veranstaltet. Am ersten Tag des Festes verkünden dröhnende Posaunenstösse den Beginn der Veranstaltungen. Die herbeieilende grosse Menge umringt den unter einem Baldachin thronenden Abt, den Skuschok. Zwei Narren erscheinen, um die Volksmenge zu unterhalten. Vom Wirbel der Gebetstrommel, der Messingbecken und von schrillenden Flöten-Melodien begleitet erscheinen die Teufelstänzer, deren kostbar seidene Tanzgewänder die Gestalt des Teufels durch gewaltige Löwen-, durch groteske Hirsch- und Stierköpfe darstellen. Ausser der tierischen Teufelsfratze hängt über der Brust der in Gruppen tanzenden „Teufelsgestalten" die Darstellung eines Totenschädels. Ebenso wird auch auf den Tierköpfen (vgl. zwischen den Hörnern des Stiers auf Fig. 8) je ein Schädel plastisch angebracht. Es ist der Teufels-Tod des angehenden Mittelalters, der auf einem Stier (bzw. auf einer Kuh) reitend die in einem Kreise aufgestellten Opfer tötet (vgl. Tafel VI. Fig. 5—6— 7). Die an der Brust des Stiers unter dem Schädel sichtbare vogelkrallenartige Verzierung erinnert an das Wahrzeichen des von der Ecclesia besiegten Teufels ; Tafel VII. Fig. 7. — Phot, nach der Reproduktion der Berliner IIlustrirten Zeitung vom 22. Januar 1928, Nummer 4 (Jahrgang 37), S. 156. Photo W. Bosshard. - Vgl. Tab. A III. — Näheres darüber auf S. 147, 185. Fig. 9. — Orientalischer Ursprung des TodesTanzes. — Am zweiten Tage des unter Fig. 7—8 erwähnten tibetanischen Festes werden nach den im Dukang — im Göttersaale — abgehaltenen Zeremonien drei Klosterpferde und ein Klosterhund von der Menge mit roter Farbe bestrichen und unter grossem Gejohle mit Peitschhieben dreimal über den Festplatz gejagt. Dieser Gebrauch soll die vor dem Buddhismus in Tibet herrschende Bön-Religion, die den Göttern Tier- und Menschen-Opfer dargebracht hat, symbolisieren. Es ist also ein Fest des Sieges der buddhistischen Religion über die Bön-Religion. Die von der besiegten Bön-Religion übernommenen Motive —welche also schon mehrere Jahrhunderte vor 747 vorhanden waren — werden hier wiederholt, um sie zu verpönen und zu verspotten, wie etwa im Mittelalter der besiegte Teufel oder Teufelstod dargestellt wurde, um ihm seine Machtlosigkeit zu zeigen (vgl. Tafel IV. Fig. 3—4—5). Die Motive der tibetanischen Tänze stammen demnach aus einer alten orientalischen, heidnischen Religion und gehen scheinbar weit in die vorchristliche Zeit zurück. — Auf der Mitte des Platzes werden zwei in sich eingeschlossene Kreise auf den Erdboden gezeichnet Im inneren Kreis wird eine aus Ton geformte, ebenfalls rot gefärbte menschliche Figur — den Teufel darstellend — auf die Erde gelegt. Diese rote Gestalt ist mit dem mittelalterlichen Teufel identisch. Die Teufelstänzer bewegen sich im Kreise um diese Figur. Endlich zerschneidet ein Lama den Teufel und gibt jedem Tänzer ein Stück. Hierauf erscheint im Kreise der hier abgebildete Toten- oder Todes-Priester, der in der Maske eines Stieres mit einem totenskelettförmigen Todes-Szepter in der Rechten und einer Schädelschale in der Linken einen Beschwörungstanz ausführt, indem die anderen Priester um ihn ausser dem Kreise tanzen. Wie eng die Verbindung der frühchristlichen Apokryph-Literatur mit der heidnisch-orientalischen Auffassung war, beweist nicht nur die Übernahme der teuflischen Todes-Gestalt in der História Josephi, fabri lignarii, sondern auch die Szene der Johannesakten, in welcher der orientalische Zaubertanz des Todes oder Todes-Priesters auf Christus und auf seine Jünger übertragen und so auch in den Todes- und Toten-Tanz des Mittelalters aufgenommen wurde. — Phot, nach d. Zeitschr. „Die Woche",IBerlin. Heft 5, vom 4. Febr 1928. S. 150. - Vgl. darüber S. 147. Tafel IV. — Der Tod im Mittelalter Fig. 1. — Henoch und der körperliche Tod. — Aus Cosimo Stornajolo, Le miniature della topografia cristiana di Cosma lndicopleuste. Cod. Vaticano greco 699. fol. 56a; (Milano 1908) PI. 19 ; — Aus dem IX. Jahrhundert. — Henoch (auf dem Bilde mit griechischer Aufschrift bezeichnet) war nach der hl. Schrift dem körperlichen Tod nicht unterworfen. Der körperliche Tod, als ein toter Mann mit struppigem Haar und Leichentuch auf einem Sarge sitzend dargestellt, wendet sich von Henoch ab, überden er keine Macht hat. Griech. Aufschrift. Nach dem Bericht der Adambücher istdiehier erscheinende Leichengestalt des Todes mit der Leiche Abels identisch — Phot, nach St<majolo. — Vgl. Tab. A III— Is- — s- darüber S. 162. Fig. 2. — Ezechias und der Tod. — Wandgemälde in der Chiesa di S. Maria Antiqua (Schola Cantorum) Rom. — Ein Fresko aus dem VIII. Jahrhundert. — Der