KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)
DRITTER TEIL. Entwicklung der Todes-Tanz- und Toten-Tanz-Motive in der lehrhaften Dichtung des Mittel-alters und in den Urtypen der Todes- und Toten-Legenden - ZWEITER ABSCHNITT. Grundformen der Todes- und Toten-Legenden
-328 — So sint wir wol gesehen blint. Pfuch, valsche vnd triegende welt 1 25 Du gist Ion vmb boses gelt, Das du vns noch dirre froide gist. Ach nieman weis, wie bose du bist Vnd wie kurtz hie din leben ist. Mortuus dicit : Du endarffst nüt grosses zwivels han : 30 Es enwart nie mönsche, frovwe oder man So schon, so rieh oder so tugenthaft, Dem kunst, mage oder libes craft So vaste mogent by geston : Im mus oveh sin lip alsus zergon, 35 Also du an mir nu sehen solt. Was sol dir Silber oder golt, (Reichtum) Ros, federspil oder schone woth — Es zucket dir als der grimme tot. Er mordet unde widert seit 40 Din hochfart vnd din vpekeit. Die solt du gentzlich varen Ion, Wanne hie noch wirst du alsus geton Vngeschaffen also ich bin. Da von bekere dinen sin. Viuus dicit : 45 Wer sint ir, wannen oder was ? Das sagent vnsz, das wir deste bas Aller der weite mogent clagen Dis iomer vnd dis wunder sagen, Das vns got hie erzaiget hat. (Jenseitsbericht) 50 Was trug mich auf disen pfat ? Wenne alle mine froide han ich verlorn. We got, war zu sint wir geborn, Obe vns das nu volgen sol Das grosses iomers ist so vol 55 Als ich hie vor mir nu mus sehen ? Dis süllent alle sünder iehen, Min zunge mag nüt reden me. Mir wart von vorhten nie so we, Ich sihe nu wol, das ich mus gedagen. 60 Dis iomer wil ich iemer clagen Das ich nu sihe hie vor mir. 0 arme weit, was sint wir ? Ein cleinoter, bose vnd gar vnwert ! Min hertz nüt me froiden gert. Mortuus dicit : 65 Owe, nu sich mich reht vnd eben an. Moht ich sollich bezeichnen han Gehebet, do ich lebende was, Ich frode nu (mich) vil deste bas. Do trug mich also dise bose weit. 70 Nu maht du sehen ir falsches gelt : Wie ful, zervallen vnd wie swartz ich bin. We tovber monsche, wo ist nu din sin. Das dir die weit gevellet so wol. Die ist so vil bitterkeit so vol ? 75 Ich inas noch schöner, wen du bist — (Schönheit) Nu bin ich ful alsam der mist. Do von so schaffe der seien noth, Sit du sist, wie nu der lip zergot. Wie schon er ist vnd wie wol geton 80 So mus er doch alsus zergon. Viuus dicit : We welt, we froide, we iunge iar, We stoltzer lip, we schönes har, We frünt, we mage, we grosses gut We schönes leben, we hoher mut, 85 We blödes, kranckes monschen leben, Hat got üch susslich ende geben Als ich nu vor mir sehen mag, We leider stunde, we leider dag, Das ich zu monsche ie geboren wart. 90 We bose weit, das wir so zart Dich hant, das mus den iemer schaden, Die der sünden last hat uberladen, Wan du dich dieplich von vns stilest Vnd vns din bitter ende hilest, 95 Wie grimme du bist vnd grusenlich. Owe vnd iemer ahemich, Das ich es ie solle gesehen ! Für worheit, ich wil balde iehen, Was ich nu fürbas leben me, 100 Das ich nüt han, wen ach vnd we, Truren, süfzen nach dirre gesiht. Also mir min hertze nu vergiht. Ach vnd ach vnd iemer we, Froide gewin ich niemer me. 105 Ich sihe nu wol, das ich den dot Liden mus vnd bitter not. Owe iemer vnd ach mich. Tot, ich wil iemer forchten dich. Wen du bist so rehte grüsenlich. Hie hant die doten vnd die künige ein ende. IX. Die Legende der drei Lebenden und drei Toten und ihre bildliche Darstellung Als Grundlage zur weiteren Untersuchung der Entstehungsgeschichte des Totentanzes soll hier eine nach dem Beispiel von Künstle und Storck angelegte Zusammenstellung der Angaben der Legende von den drei Lebenden und drei Toten dienen. 1.) Die ältesten Legendenbilder sind aus dem XIII. Jahrhundert : a). Nur drei Lebende und drei Tote werden einander gegenübergestellt : Paris, Bibl. Arsénal. Ms 3142 fol. 311 (W. Storck : Die Legende von den drei Lebenden und den drei Toten. Diss. Heidelberg. 1910. Nr. 30). Die auf dieser Miniatur dargestellten drei Lebenden werden als vornehme Personen ohne ein besonderes Standesabzeichen charakterisiert. Es ist die älteste Illustration der Legende. St. Margherita-Höhle bei Melfi (Storck : 78). Die drei Lebenden sind Vertreter der drei Lebensstufen des Lebensrades : Jüngling, Mann, Greis. Auf dem Arm des langbärtigen Greises sitzt ein Falke. Die drei Lebenden sind also auf die Jagd ausgezogen. Auch die drei Toten scheinen auf eine primitive Weise die drei Verwesungsstadien des Gisant-Typs zu personifizieren. In der Wymondham-Abtei (XIII. Jh. ? ; Englische Malerei in Norfolk ; Storck : Nr. 125). In demselben primitiven Stil, aber mit einer Darstellung des Jüngsten Gerichtes verbunden (Jenseitsbericht !).