KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)
DRITTER TEIL. Entwicklung der Todes-Tanz- und Toten-Tanz-Motive in der lehrhaften Dichtung des Mittel-alters und in den Urtypen der Todes- und Toten-Legenden - ZWEITER ABSCHNITT. Grundformen der Todes- und Toten-Legenden
De ander leuendige Koningh : Mir mag nemand vntsagen. Ick bin vth gereden tagen. 280 My mach nemant wedderstan. Dat sprecke ick apenbar sunder wan. De ander dode Koningh sprack : Godes Crafft de is grot. Wo schire kumpt dy de Dot Vnde maket dy der Zele vnde liues blot 285 So werstu my Gelick vnde Not Du hefft Gewalt in dem Rycke myn Leue Sone, wor is dat Lant din ? De drudde leuendige Konig sprack : Ick bin eyn groter Here, My mach entbrecken nummermere. 290 In Ertryck is nicht myn Gelick. Dat mach ick sprecken kunlick. De drudde dode Koningh sprack : Vermaladiet sistu unrechte Gud, Dar ick so jamerliken vrarae bemen mud ! Ewig hebbe ick dat von myner hosten dat. 295 Myner wert nummermer Rat &c. VIII. Die Vorbereitung der drei Toten-Visionen in der dramatisierten Legendenform mit den drei sprechenden Toten 1 Herzogliche Bibliothek, Wolfenbüttel. Augusteische Handschriften, 4°. 16. 17. Nr. 3088. fol. 85b —87a. hg. bei Künstle (Die Legende der drei Lebenden und der drei Toten und der Totentanz. Freib. i. Br. 1908. S. 38-40). Eine Dichtung, die zwar äusserlich eine dramatische Form hat, jedoch nicht als eine für öffentlichen Vortrag bestimmte Arbeit zu erklären ist (s. Künst le : S. 37). Der Dichter war ein unbekannter Elsässer. Die lateinischen Aufschriften lassen auf eine lateinische Vorlage schliessen. Eine Legendenvariante, die in dieser Form noch im XIV. Jahrhundert entstanden ist (s. Dürrwächter: Die Totentanzforschung. S. 11. Anm.). Die sprechenden Personen, die drei toten und lebenden Könige, sind neben ihrem Text abgebildet (die Federzeichnungen s. Taf. VIII. 8—9.). Die drei Toten steigen aus ihren Gräbern. Unter dem Einfluss der Hieronymus-Legende von den drei auferstandenen Jünglingen wurden — wie es schon mehrmals betont wurde — aus dem einen Toten der lateinischen Dich tung in Femara drei sprechende Tote. Die Visionen von der Nichtigkeit der Weltmacht, Schönheit, Jugend und des Reichtums erschienen immer klarer abgesondert unter dem Einfluss der zeitgenössischen Mönchsliteratur, die aus dem Buche des Ecclesiasticus der Bibel bei der Darstellung der Vergänglichkeit immer mehr schöpfte (z. B. Cordiale de 4°r novissimis. 2. H. XIII. Jhs. Erfurt. Nr. 0 38.). Dieser Einfluss kommt auch in djesem Gedicht zum Vorschein. Es ist zwar ein Übergangsstadium, das der Darstellung der Pariser Handschrift Nr. m. fr. 378 (XIII. Jh. fol. 7b, s. die Anm. zu Taf. VIII. Fig. 8—9, auf S. 341) gleichzustellen ist, welches aber in den Worten der drei Toten doch leicht zu erkennen gibt, dass die drei lebenden Könige in ihnen die Nichtigkeit je einer der irdischen Freuden, — auf die sich auch der Titel, „Dis ist der weite Ion" bezieht — betrachten sollen : Die Nichtigkeit der Macht, des Reichtums und der Schönheit. Dabei sind — wie aus den Illustrationen ersichtlich ist — die drei lebenden Könige verschiedenen Alters : der erste 1 Spielmarinsgedicht. Ein mittelalterliches „BalladenLibretto". Tab. A. II4-5; «—II7 + HU«. ein Greis, der zweite ein Mann, der dritte ein Jüngling. Auch in der Weise, wie sie die Lehre der Toten annehmen, sind sie verschiedenartig gesinnt. Der erste König will die Welt sogleich verlassen, vor der es ihn ekelt. Auch um die Freuden der Welt tut es ihm nicht leid. In dieser Auffassung will er auch seine beiden „Gesellen" bestärken, die aber die Lehren der Toten nicht gern hören und von der Schönheit und vom Betrug der Welt nicht gern scheiden. Dieser Text ist also auch ein Vorbote der Vereinigung der Legende von den drei Lebenden und drei Toten mit der Everyman-Legende. In der dadurch entstandenen Gesamtlegende nahm Everyman die Stelle des ersten, sich freudig bekehrenden lebenden Königs ein. Es ist vielleicht kein Zufall, dass gerade im Text des ersten Toten ein Motiv erwähnt wird, das nach den Forschungen Goedekes (Every-Man, Homulus und Hekastus, Hannov. 1865.) Leitmotiv der Urform der Everyman-Legende war: ein Gedanke des Märchens von den drei Freunden. Dem toten Everyman wird von der untreuen, falschen Welt nur ein „lilachen" mit ins Grab gegeben (vgl. Z. 9-11.). Dis ist der weite Ion. Mortuus dicit : Wir sint dot, so lebent ir, Der ir sint, der worent wir, Ovch werdent ir also wir hie stont Und gewerlich vor üch gont. 5 Ich was ein her sicherlich, An lande, an lüte, gute rieh : — (Macht). Do von bin ich becleidet bas, Danne dise, das lant one has. Mir wart dis lilachen vmbgeben, 10 Das du nu sist an mir cleben : Das ist alles, das ich mines gutes han, Oder weltlicher froide ie gewan. Das ist mir nu rehte bitterkeit Vnd mus mir iemer wesen leit. Viuus dicit : 15 Owe, gesellen, sehent har : Wie werdent wir oder war ? Ich weis nüt wol, was vor vns stot. Lip, leben mir zergot, Ich kam nie in grosser not. 20 Sehent : dis ist der weite Ion, Alsus so werdent wir geton. Worent es lüte, also wir nu sint,