KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

DRITTER TEIL. Entwicklung der Todes-Tanz- und Toten-Tanz-Motive in der lehrhaften Dichtung des Mittel-alters und in den Urtypen der Todes- und Toten-Legenden - ZWEITER ABSCHNITT. Grundformen der Todes- und Toten-Legenden

las, darob beim Bischof verklagt ward und sei­nes Amtes entsetzt. Da nun (Sp. 347) der Bi­schof bei einem grossen Feste zur Frühmette über den Kirchhof zog, stunden die Toten wi­der ihn auf und sprachen : „Dieser Bischof liest uns keine Messe, und nimmt uns noch unsern Priester. Bessert er sich nicht, so wird er sicher­lich sterben !" Von Stund an setzte der Bischof den Priester wieder ein, und las selber fortan gar oft die Totenmesse". 1 Eine der wichtigsten Varianten dieser Le­gende befindet sich im „Exordium magnum or­dinis cisterciensis". 2 Der Titel dieses Sammel­werkes lautet nach einem Codex Coenobii Fus­niacensis : „Incipit narratio de initio Cistercien­sis Ordinis, qualiter Patres nostri de Molismensi coenobio, propter puritatem Ordinis secundum tenorem Regulae sancti Benedicti recuperandam egressi, fecundam Cisterciensem Ecclesiam fun­daverunt ..." Nach Angelus Manrique (in den Annalen) ist der Verfasser unbekannt. Aber in dem oben erwähnten Kodex heisst es : „Istum librum composuit quidam abbas, Conradus no­mine, Everbacensis coenobii, qui fuit monachus Claraevallis". Und tatsächlich erwähnt der Ver­fasser in der Distinctio V. cap. 17, Migne, Patr. lat. 185, Sp. 1167 mit besonderer Betonung her­vorhebend das Kloster Eberbach, eine Zister­zienser-Abtei im Rheingau, zum Bistum Mainz (jetzt Limburg) gehörig, welche auf die Veran­lassung des Erzbischofs Adalbert I. von Mainz vom hl. Bernhard von Clairvaux selbst 1131 gegründet worden sei, deren Kirche 1186 erbaut wurde und welche i. J. 1803 gänzlich aufgeho­ben wurde. Der Autor erwähnt aber nicht, dass er der Abt dieses Klosters sei. In einem ..der Schlusskapitel des Werkes werden zwei Äbte genannt (ß. Petrus und D. Garnerius postea epi­scopus Lingonensis), der achte und neunte Abt von Clairvaux (ca. 1180). Diese wichtigen Or­densschriften sind also sicher noch im XII. Jahr­hundert odr höchstens in der 1. Hälfte des XIII. Jahrhunderts entstanden. Allerdings ist chronologisch jene ..Erzählung die jüngste, in welcher jene zwei Äbte erwähnt werden. Das würde wieder in das vorletzte Jahrzehnt des XII. Jahrhunderts weisen. Die Distinctio VI. des Exordium Magnum Cisterc. erzählt im 6. Kapitel die Basler Toten­legende in zwei Versionen. Nach der ersten Version wird durch die Seelen der Toten ein Soldat aus seiner bedrängten Lage befreit, da 1 Das vorige Wunder nach Petrus Cantor in einem undatierten Druck : CLVII. C. 2. „De commemoratione om­nium fidelium defunctorum. Quam grate etiam sint defunc­tis orationes vivorum patet per hoc. quoniam quidam ut refert cantor parisiensis dum per cimiterium transiret sem­per psalmum De profundis dicebat pro defunctis. Qui cum ab inimicis per cimiterium fugiens insequeretur, continuo mortui surrexerunt, et unusquisque instrumentum sui offi­cii in manu habebat, et sie ipsum viriliter defenderunt, et inimicos territos fugaverunt." 2 ed. Biblioth. PP. Cisterciensium F. Brtr. Tissier. Bonofonte, 1660. in fol. torn. I. p. 13 ; Migne, Patr. lat. CLXXXV (1863); S. Bernardi opera saec. XII. ann. 1153 nach Joh. Mabillon. Bd. IV. er für die Toten immer fleissig betete. 3 „Demi­lite a periculo mortis per fidelium animas libe­rato". Ein Soldat, der trotz seines weltlichen Sinns die Vergänglichkeit dieses irdischen Le­bens immer vor Augen hielt, fasst den Entschluss, ein jedesmal, wenn sein Weg durch den Vor­hof der Kirche (atrium ecclesiae) führt, mit nach Osten gewendetem Gesicht stehend (stans facie ad orientem versa), das Vaterunser für die To­ten beten zu wollen. Es ist nicht unmöglich, dass man in der Weise, wie er sein Gebet ver­richtet, irgendeinen Zusammenhang mit orien­talischen Varianten derselben Legende finden könnte. Es geschah, dass der Soldat von seinen Feinden verfolgt wurde. Er gelangte auf seiner Flucht zu einem Kirchhof und, obwohl er in dieser Lebensgefahr nahe daran war, dass ihn seine Feinde einholen und töten würden, wenn er stehen bleibt, war er doch entschlossen, lieber zu sterben, als von seinem frommen Brauch abzulassen. Er blieb stehen, wendete sich nach Osten und betete sein Vaterunser. Seine Feinde glaubten, dass er aus Furcht nicht mehr weiter kann, waren schon im Begriff das Heiligtum schändend in den Kirchhof zu dringen und den Soldaten zu töten, als sie um ihren Gegner im Friedhof eine grosse Menge von bewaffnetem Kriegsvolk gewahrten, welche die Verfolger mit Schwertern und Picken bedrohte. Sie drohten nur und überfielen also die Feinde nicht, wie das auch die Toten in der Hieronymus-Legende nicht tun. Die Feinde des Soldaten flüchteten sich von Furcht ergriffen und der Soldat, welcher von der Erscheinung der ihn schützenden Toten nichts bemerkt hatte (auch die zwei Pilger der Hieronymus-Legende bemerken nichts 1), konnte frei abziehen, nicht minder erstaunt darüber, dass sich seine Feinde so plötzlich eines Bes­seren bedacht hatten. Erst nachdem sich beide Parteien miteinander versöhnt hatten, erhielten sie voneinander die nähere Erklärung und wur­den des Wunders bewusst. Da diese Version eine der wichtigsten ist, welche wir über den Inhalt der Basler Totenlegende kennen, stehe hier auch der lateinische Text : „Contigit vero ut ab inimicis suis insidiantibus sibi quadam vice ita repente circumveniretur, ut aut in instanti periculum mortis ineurrere, aut vitam fugae prae­sidio tutari necesse esset. Cursu itaque rapidis­simo fugiens, casu accidit ut ad clausuram qua coemeterium cingebatur currendo deveniret. . . . citis saltibus clausurae introitum per medium coemeterium transiliens, coepto cursui anhelus instabat ... consuetudinis suae. . . recordatus. . . facie, sicut solebat, ad orientem versa, Domini­cam Orationem tanto sinceriori pietatis affectu dicere coepit... etc. Interim vero crudelissimo le­thalis odii livore exagitati rapidis passibus ad­volant inimici, cernentesque reverenter stantem virum, cujus sanguinem sitiebant, metu mortis diriguisse putabant ; et quasi jam voti sui cru­delem effectum habituri de scelere incontinenti, 3 Migne, Patr. lat. 185, Sp. 1190—1192.

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