KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

DRITTER TEIL. Entwicklung der Todes-Tanz- und Toten-Tanz-Motive in der lehrhaften Dichtung des Mittel-alters und in den Urtypen der Todes- und Toten-Legenden - ZWEITER ABSCHNITT. Grundformen der Todes- und Toten-Legenden

klärt, dass die Seelen der selig Gestorbenen die essentia divina vor dem Jüngsten Gericht nicht sehen könnten. Durandus macht den Versuch, alle Argumente dieser irrigen Ansicht zu wider­legen. Der Papst Johannes XXII. widerruft hier­auf feierlich, was er in dieser Frage fehlerhaft gelehrt hätte. 1 Dass der Papst seinen Irrtum wi­derrufen hat, bestätigen auch die Schriften sei­ner Feinde. 2 Der Nachfolger des Johannes XXII., Papst Benedikt XII., hielt gleich im ersten Jahre seines Pontifikats eine Rede, in welcher er sich den Irrtümern seines Vorgängers widersetzte. 8 Er versammelte auch die Kardinäle, welche mit Johannes XXII. in seiner erwähnten Jenseits­lehre übereinstimmten, und hörte ihre Gründe an. Im Juli berief er die Kardinäle ad Pontemsorgiae, wo er mit ihnen über die Frage diskutierte und ihnen das Werk vorlegte, welches er noch als Kardinal schrieb. 4 Diese Schrift widerlegt nicht nur jene Lehre, dass die Seligen nach dem Tod nicht die vollständige Seligkeit erlangen, son­dern betont in der vierten und fünften Quästion, sowie im zweiten Traktat, dass auch die Schlech­ten sofort nach dem Tode im ewigen Feuer der 3.) Das Motiv der Wiedererweckung eines Der Verfasser der drei Briefe handelte also sehr zeitgemäss, wenn er „die Sekte der Grie­chen" samt allen ihren Jenseitsirrtümern so zu Schanden zu schlagen wünschte, dass er im Rahmen einer erdichteten Visionsgeschichte drei Tote durch den hl. Hieronymus auferwecken liess und den amtlichen Standpunkt der Kirche in der Jenseitsfrage den drei Auferstandenen in den Mund legte. Die Kirche fand sich aber nicht das erste­mal einer Sekte gegenüber, welche das Jenseits überhaupt oder wenigstens die nach dem Tode sofort eintretende Vergeltung leugnete, somit wird auch die Idee dem Pseudo-Briefschreiber nicht das erstemal eigefallen sein, einen Toten über das Schicksal der Seele in der Überwelt zu befragen. Denn der orientalische „Totenzau­ber" hatte ..schon u. a. auch diese Zielsetzung. Selbst die Überweltsmythen der heidnischen Re­ligionen sind gegen nicht selten auftauchende Meinungsrichtungen ihrer eigenen Anhänger ge­richtet, welche ein Vorhandensein des jenseiti­gen Weiterlebens der Seele für Fabel erklären. Von einem Epikur wird berichtet, dass nach ihm die Seelen samt den Leibern der Auflösung 1 Raynald. annus 1334. Nr. 27—28. 2 Raynaldus, annus 1334, Nr. 36—40; Nicolaus pseu­dominorita Ms. Bibl. Vat. Nr. 4008, Fol. 1—2 ; Ptolemaeus Lucensis, hist. eccl. 1. 24. c. 42; Ms. Bibl. Vat. Nr. 2040. fol. 51. 3 Raynaldus, annus 1335, Nr. 10—26. 4 Ms. Bibl. Vat. Nr. 4006. 5 Raynaldus, annus 1336, Nr. 2—16. 6 Ms. Bibl. Vat. Nr. 3765; Ptolemaeus Lucensis, hist. eccl. 7 „Stulte, animam tuam hac nocte repetunt. .vgl. die einschlägige Bedeutung der „Dives-Dialoge" I 8 Raynaldus, annus 1336, Nr. 11. Hölle gepeinigt werden, ja sogar die Dämonen, deren einige „in aére caliginoso" sich aufhal­ten, um die Menschen zu verführen, schon vor dem Jüngsten Gericht in dem Feuer der Hölle gequält werden. Am Anfang des Jahres 1336 5 spricht der Papst Benedikt XII. über die Irrtü­mer seines Vorgängers im Dekret „Benedictus Deus in sanctis suis" 6 das Anathema aus (Avignon). Im 7. Kapitel werden mit einem Hin­weise auf Luk. 12 7 die Schrecknisse der Ster­bestunde eines Sünders dargestellt. Das Dekret 8 erwähnt auch eine Rede des hl. Augustinus „De vanitate hujus saeculi", wo die Ausgänge der Seligen und der Sünder einander gegenüberge­stellt werden. Die Persönlichkeit des hl. Augusti­nus steht auch im Mittelpunkt der Pseudo-Briefe. An der Hand dieses dogmengeschichtlichen Auszuges ist es leicht einzusehen, dass das Werk der drei Pseudo-Briefe ein Kind seines Zeitalters ist, da es — wie die Legende der drei Lebenden und drei Toten, die Gesamtlegende und der Totentanz — die das Jenseits betref­fende Problemenwelt des ausgehenden XIII. und angehenden XIV. Jahrhunderts widerspiegelt. Toten zum Zwecke des Jenseitsberichtes verfallen, wie sie auch mit den Leibern erzeugt werden. 9 Und die ernstere Lebensrichtung stellte schon im klassischen Altertum eine lange Reihe von Männern zur Wehr, von denen es hiess, dass sie in der Unterwelt waren, von dort zu­rückkehrten und von der Tatsache des Weiter­lebens nach dem Tode ein sicheres Zeugnis ablegten. Sogar Piaton bemerkt in seiner Schrift „Über die Seele", dass einigen Leuten „schatten­artige Gespenster" der schon Verstorbenen an Grabdenkmälern erschienen wären. 1 0 Aus, der Schrift des Celsus erfahren wir, dass etwas Ähn­liches, was Christus mit seiner Auferstehung machte, schon Zamolxis, der Sklave des Pytha­goras, bei den Skythen 1 1 und Pythagoras selbst in Italien 1 2 getan hätten, desgleichen Rhampsinit in Ägypten, der nach der Sage in der Unter­welt mit Demeter Würfel gespielt hätte und mit einem goldenen Handtuch beschenkt auf die Oberwelt zurückgekehrt wäre. 1 8 Als Berichterstat­ter des überweltlichen Lebens werden ausser­dem noch Orpheus bei den Odrysen, Protesilaus in Thessalien, Herakles zu Tänaron und The­seus 1 4 genannt. 1 5 Einen Gegensatz zur Jenseitslehre der Kir­che bildeten in den ersten christlichen Jahrhun­9 Hippolytus, Philosophumena I. 22. Bibl. d. Kirchenv. Bd. 40. übers. K. Prey sing S. 38. 1 0 Piaton, Phaidon cap. 30 ; Origenes, Contra Cels. II. 60, Bibl. d. Kirchenv. Orig. II. S. 179. 1 1 Herodotos, IV. 95. 1 2 Diogen. Laért. VIII, 1, 41. 1 3 Herodotos, II, 122. 1 4 Apollodor, Bibl. I. 14, 15 (3. 2); II. 122-124 (5.12) ; Epit. 3. 30. 31. 1 5 Orig. Contr. Cels. II, 55 ; Bibl. d. Kirchenv. Orig. II. S. 172—173.

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