KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

DRITTER TEIL. Entwicklung der Todes-Tanz- und Toten-Tanz-Motive in der lehrhaften Dichtung des Mittel-alters und in den Urtypen der Todes- und Toten-Legenden - ZWEITER ABSCHNITT. Grundformen der Todes- und Toten-Legenden

derten nicht nur die heidnischen Mythologien, sondern auch die apokryphe Vorstellung der verschiedenen jüdischen Gemeinden, nach de­ren Auffassung die Seele nach dem Tode bis zum Weltgericht auf einem luftigen, hellen Ort aufgehoben wird. 1 Die Sadduzäer behaupteten sogar, dass die Seele samt dem Körper stirbt. 2 Eusebius Pamphili, Bischof v. Cäsarea erzählt in seiner Kirchengeschichte, 3 welche er gegen 323 n. Chr. beendet hat, dass am Anfang der Regierung des Kaisers Marcus Julius Philippus Arabs (244—249) in Arabien Männer erschienen, welche behaupteten, „dass die menschliche Seele für eine Weile in der gegenwärtigen Zeit mit dem Körper in der Todesstunde sterbe und verwese, bei der Auferstehung aber mit dem Körper wieder zum Leben erwache". Diese Sekte soll von Origenes zunichte gemacht worden sein. 4 Im Hintergrunde aller Variationen dieses schon erwähnten Thnetospychitismus stand frei­lich das Problem, wie die Seele ohne Körper leben und die überweltliche Strafe ohne die Sinne des Körpers wahrnehmen kann. 5 Dass dies sogar noch im XIV. Jahrhundert ein ziem­lich vielumstrittenes Problem war, beweist der Fall des Pseudo-Minoriten Petrus Johannes Olivi. 6 Dieser, ein Wortführer der „Spirituálén" und Vorkämpfer der Ordensreform, gab nach seinem Tode (14. März 1298 in Narbonne), — obwohl er sich auf dem Todbette dem päpstlichen Urteil unterwarf — durch einige in seinen wichtigsten Werken geäusserte Anschauungen zu verschie­denen dogmatischen Diskussionen Gelegenheit. U. a. behauptete er, dass die menschliche Seele nicht die Form des menschlichen Körpers hat. Der Papst Klemens V. („Si Dominum. . ."), so­wie der Karmelit Guido de Terrena (od. v. Per­pignan, od. Parisiensis ; seit 1321 Bischof von Palma in Majorca und t am 21. Aug. 1342 zu Paris) in seiner Summa de haeresibus erklärte diese Lehre für irrig, besonders deswegen, weil ihr der Wahn entspriessen könnte, dass die menschliche Seele im irdischen Leben weder Verdienste gewinnen, noch für ihre Sünden ver­antwortlich gemacht werden kann und dass es also auch keine jenseitige Strafe gebe. Die andere Schwierigkeit, welche die Thne­topsychiten heraufbeschwören, ist die Frage, ob 1 Hippolytus. Philosophumea IX, 27 ; Bibl. d. Kir­chenv. Bd. 40, S. 261. 2 Hipp. Philosophumena IX, 29 ; ebenda S. 263. 3 Buch VI. Kap. 37 ; Bibl. d. Kirchenv. Euseb. II. übers. Haeuser 1932. München. Kösel. S. 301. 4 vgl. das überaus wertvolle Werk von Paul Volz über „Die Eschatologie der jüdischen Gemeinde im neu­test. Zeitalter". Tübingen 1934; J. C. B. Mohr (Paul Sie­beck) ; besonders Kap. 37—38 über das Schicksal der To­ten, Kap. 37 über das Wiedererscheinen Abgeschiedener zum Endakt S. 229—256 ; über die antike Idee von der abgeschiedenen Seele als Dämon S. 229 und über den „Schlüssel der Totenbelebung" S. 255 if. 5 vgl. dieses schon erwähnte Problem auch bei den Kirchenvätern, z B. in der 4. Homilie des hl. Makarius des Ägypters, Bibl. d. Kirchenv. Bd. 10 S. 26—27 und auch bei Hieronymus, Klemens v. Alexandrien, Origenes, Justi­nus, Irenäus und Tertullianus usw. 6 Baronius-Raynaldus, torn. XV. annus 1312, Nr. 18-19. die Seele von der Unterwelt auf die Erde zu­rückkehren könnte oder dürfte. Die Kirche versäumte es nie, ihre diesbe­zügliche Lehre mit wissenschaftlicher Gründlich­keit klarzulegen, aber im Kreise des Volkes, das für die theologische Begründung weniger Verständnis aufbrachte, verbreiteten sich „schöne Exempel", welchen man von amtlicher Seite wenig Glauben schenkte, sie immer nur als einen schönen Schmuck der Predigt betrachtete und die man — wie die Legenden im allgemeinen — für Gebilde der dichtenden Phantasie ansah. Als Beweismittel werden vor allem jene Visionen herangezogen, welche einzelne Heilige hatten, deren Gewohnheit war, sich in Gräbern zu verbergen. So z. B. erzählt der hl. Athanasius in seiner ca. 357 oder 365 verfassten Vita des hl. Antonius, 7 dass der Heilige gern in Gräbern und auch in einem verlassenen Kastell wohnte und dort von den in der Grabkammer wohnen­den Teufeln gepeinigt wurde. Im Kapitel LX. der Biographie beschreibt Athanasius eine Vision des hl. Antonius, welche diesem die Himmel­fahrt der Seele des Mönches Amun zur Schau stellt. Auch imLXV. Kapitel zeichnet der Verfasser eineVision auf, welche zurFamilie der Ars morien­di-Szenen vom sterbenden Guten und Sünder ge­hört. Der hl. Antonius betrachtet das Schicksal sei­ner eigenen Seele nach dem Tode. Er sieht, wie Engel und Teufel um ihren Besitz kämpfen und wie die Teufel seine Seele vor Gott verklagen würden, wenn er plötzlich sterben sollte. Mit dieser Vision wird diese Vita zugleich auch ein Prototyp der Altercatio animae et corporis. Im LXVI. Kapitel „erblickt Antonius den Weg der Seelen in die Uberwelt und die Weise, wie die Geister der Verstorbenen diesen Weg betreten. Es erscheint ihm die furchtbar missgeformte und übergrosse Gestalt eines Riesen, dessen Schul­tern bis über die Wolken, reichen. Die Seelen steigen auf dem Wege zur Überwelt scharenweise aufwärts, als wenn sie Flügel hätten. Der Riese, der Teufel also, streckt ihnen die Arme entge­gen ; die einen hält er ab, die anderen aber fliegen ungehindert an ihm vorüber. Über solche knirscht dann der Riese mit den Zähnen. — Die Tendenz derartiger Visionsbüchlein ist un­verhohlen, das Beweismaterial auf der Seite der Tatsache des jenseitigen Lebens zu bereichern. Wie die Szene der Wiedererweckung der drei Jünglinge in der Hieronymuslegende sich in der Nähe der Begräbnisstätte des hl. Hiero­nymus abspielt, so wurden auch die Gräber im allgemeinen von jeher als Sammelplatz über­irdischer Geister, als Schauplatz merkwürdigster Visionserscheinungen betrachtet. In diesem Sinne ist die schon beschriebene Vision des hl. Ma­karius des Jüngeren oder des Alexandriners zu verstehen. 8 Es wäre ein Thema für eine ganze 7 Kap. VIII —X ; XII —XIV ; Bibl. d. Kirchenv. 31. Äthanes. II. S. 22 ff., bzw. 698 ff. 8 Palladius v. Helenopolis, História Lausiaca Kap. 18 ; Anf. V. Ih. vgl. auch Kap. 5. über die Jungfrau Ale­xandra, welche auch in einem Grabmal lebt.

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