KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

DRITTER TEIL. Entwicklung der Todes-Tanz- und Toten-Tanz-Motive in der lehrhaften Dichtung des Mittel-alters und in den Urtypen der Todes- und Toten-Legenden - ZWEITER ABSCHNITT. Grundformen der Todes- und Toten-Legenden

hediktiner, ein gewisser Sebastianus, eine Vita S. Hieronymi doctoris egregii entworfen hat. Auch Erasmus Gattula 1 kennt diesen Sebastianus, den er für den Schüler des hl. Benedikt hält und der nach dem Cod. Casinen. Nr. 147 und 148 und nach Mss. Sublacensibus et Reatensibus ca. 600 eine Vita verfasste. Inc.: „Plerosque nimi­rum illustrium virorum non ambigo nosse . . . . etc." Stilting meint, dass er viel später als 600 gelebt hätte. Auch in dieser Vita gibt es Irrtü­mer : Hieronymus wäre in Rom zum Kardinal­presbyter gewählt worden, er hätte die Virgini­tas bewahrt, dann hätte er in Rom unter Papst Liberius geschrieben, wo er doch unter Papst Damasus in Rom weilte ; dann nennt der Autor Julianus, den Gegner des hl. Augustinus einen Manichäer, wo er doch ein Pelagianer war ; und schliesslich erzählt diese Vita auch, dass Hieronymus sein Grab am Eingang zur Höhle der Geburtstätte des Herrn, neben dem Grabe von Paula und Eustochium, selbst gegraben ha­be. 2 Auch diese Vita kennt den Inhalt der drei Pseudo-Briefe nicht. Weitere Viten 3 verdrehen die Irrtümer der ersten Biographien noch mehr, aber trotz ihrer Unverlässlichkeit Hessen sie sich zu solchen phantastischen Lügen nicht hinreissen, wie die in den drei Pseudo-Briefen befindli­chen. Der berühmte Enzyklopädiker und Päda­gog, Vincentius v. Beauvais oder Bellovacensis (t 1264) hat nicht einmal von den drei Briefen eine Kenntnis, nicht dass er in seinen kirchen­geschichtlichen Schriften etwas von ihrem Inhalt verwendet hätle. Wären diese also vor 1264 vorhanden, so hätte sich dieser ausgezeichnete Dominikaner-Gelehrte sicher gegen sie gewen­det und sie für falsch erklärt. Aber auch Ja­cobus de Voragine nimmt keine Kenntnis von Wundern, welche jenen der drei Pseudo-Brie­fe nur von weitem ähnlich wären. 4 Wie also im Falle der Translatio, wissen die Biographen bis hinauf gegen 1260 von dem Inhalt und vom Vorhandensein der drei Pseudo-Briefe nichts. In seinem Werke Vitae Sanctorum erzählt als Erster Petrus Calo OP, 5 — der 1310 starb und seine Heiligengeschichten ca. 1300 niederschrieb, — die Wundermärchen der drei Pseudo-Briefe. Der berühmte Kanonist, Giovanni d'Andrea (Jo­1 História abbatiae Casinensis, pag. 12. 2 Vallarsi, XI. 267. 8 vgl. Martianey, V. 11 ff. aus dem 12. oder 13. Jahrh. 4 vgl. noch die Viten über den hl. Hieronymus : Vallarsi. XI. 267 ff.; ebenda XI. 297 ff. angeblich dem Eu­sebius von Cremona zugeschrieben; Migne, Patr. lat. XXII. 235—238 nach einem Cod. Ambros. ex. Bibl. Mediolanen. Nr. 173 und eine Vita im Cod. Bernen. 265 fol. 50a, als eine Kopie aus De viris illustribus cap. 135 ; vgl. Georg Grützmacher, Hieronymus. Leipz. 1901 ; Tillemont, Mémoi­res pour servir á l'histoire ecclésiastique XII. 1707, 1.356: St. Jéröme ; 616—662 : Notes sur Saint-Jérőme ; Vallarsi, S. Hieronymi vita ex eius potissimum scriptis concinnata. Verona 1734—1742 und Venedig 1766—1772 ; nachgedruckt bei Migne, XXII. 5-176. 5 Ecchardus, Bibliotheca Praedicatorum, Bd. 1. S. 511 ff. hannes Andreae de S. Hieronymo ; geb. 1270 in Bologna und t daselbst am 7. Juli 1348) schrieb kurz vor seinem Tode eine Biographie des hl. Hieronymus, welche in vier Teile zerfällt. 6 Im ersten Teil des Werkes ist er entschlossen, den Kult des hl. Hieronymus in Italien zu propagie­ren. Im zweiten Teile würdigt er die Taten des Heiligen, erzählt seinen Tod und die Wunder nach seinem Tode. Im dritten Teil bespricht er die Schriften des hl. Hieronymus und im vier­ten Teil folgen Exzerpte aus seinen besproche­nen Werken. Im zweiten Teil dieser Biographie, welche also kurz vor 1348 entstand, verwendet der Verfasser das von den drei Pseudo-Briefen gebotene Material. 7 Der Bischof von Equilio (Jesolo ; seit 1370) und Hagiograph, Petrus de Natalibus (t nach 1400) glaubte ebenfalls, sei­nen Catalogus Sanctorum, den er zur Mitte des XIV. Jahrhunderts schrieb, mit den Wunderge­schichten der drei falschen Briefe bereichern zu dürfen. Während also vor 1260 niemand etwas von den fraglichen Pseudowerken weiss, zitie­ren aus ihnen einzelne Hagiographen, die ca. 1300 und weiter hinauf gegen Mitte des XIV. Jahrhunderts schrieben. Vom Standpunkte des mit den drei Briefen verwandten Schrifttums aus ist es also ebenfalls feststellbar, dass der falsche Briefschreiber nach 1260 und unbedingt vor 1300 seine Fälschungen vornahm. Da er aber — wie schon erwähnt — die Translatio als et­was Kommendes darstellt, und weil es sogar eine Handschrift (in Bern) aus dem ausgehen­den XIII. Jahrhundert existiert, so kann als ober­ste Grenze mit einiger Sicherheit das Jahr 1280 oder 1290 bezeichnet werden. Mit Bezug auf den Inhalt der einzelnen Briefe wurde schon darauf hingewiesen, dass der Pseudo-Verfasser uralte Motive der Apo­kryphliteratur auf den hl. Hieronymus übertrug, und jetzt kann festgestellt werden, dass seine durch Kompilation entstandene Legendensamm­lung auf die Entwicklung der in den letzten Jahrzehnten entstandenen Texte der Legende 6 ersch. später in Basel, ca. 1514 unter dem Ponti­fikat des Papstes Leo X. und unter Kaiser Maximilian I. 7 vgl. z. B. die Manuskripte der kgl. Bibl. zu Bam­berg, Katalog Fr. Leitschuh, Bd. I. Bamberg 1898, Abt. 1. Kirchenväter. Hschr. 91B. IV. 14. aus dem XIV. Jh. anno 1395. f. 1 ; Johannis Andreae Hieronymianus. BI. 1 : Inci­pit Jeronimianus per dominum Johannem Andree doctorem decretorum egregium compositus bonus et praedicare uo­lentibus multum sanus .... Inc. Jeronimianum. Hoc opus per iohannem andree urgente deuocione compositum in par­tes rite diuiditur . . . Expl. fol. 64'; ut supra . . . ipse testa­tur Hieronymus ; Druck s. Hain, Repert. bibl. Nr. 1082; weiter Katal. Bamberg Bd. I. S. 467, Hschr. 89. B. V. 40 aus dem XV. Jh. die drei Briefe : fol. 61' : A ; fol. 134': B : toi. 150': C. Auf fol. 223 folgt : De translatione corporis Jeronimj gloriosi. Inc. Continuando autem in quadam le­genda de Roma transmissa reperimus, quod lapso post mor­tem... tempore... etc. Dann folgen : Miracula und fol. 233 Expl. „Hec suus Andreades descripsit mira Johannes", fol. 233 : Explicit pars 2 a, fol. 233 : Incipit pars tertia, fol. 251'; Expl. pars 3 ; fol. 251': Incipit pars quarta. Dieses Werk ist übrigens in den Katalogen der Hagiographen durch eine Unmenge von weiteren Handschriftenangaben belegbar.

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