KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)
DRITTER TEIL. Entwicklung der Todes-Tanz- und Toten-Tanz-Motive in der lehrhaften Dichtung des Mittel-alters und in den Urtypen der Todes- und Toten-Legenden - ZWEITER ABSCHNITT. Grundformen der Todes- und Toten-Legenden
von den drei Lebenden und Toten (B. d. Condé, N. d. Marginal), auf die Heranbildung der Gesamtlegende und des Totentanzes von grosser Bedeutung und mächtigem Einfluss sein durfte, da sie ja fast ein Jahrhundert vor dem ersten TodesTanz entstand und besonders im XIV. Jahrhundert sich einer ungeheuren handschriftlichen Verbreitung erfreute. Es ist uns zwar noch nicht gelungen, den Prototyp der Geschichte von den drei Jünglingen aufzufinden, aber, wie im Falle der Basler Totenlegende, wird sich auch hier nach weiteren Forschungen irgendeine Erzählung in den früheren Legendarien finden, welche keimartig das Motiv von den drei erweckten Jünglingen enthält, welches — wie wir schon betonten — die einfache Gisant-Typ-Legende zu einer Legende der drei Lebenden und Toten erweiterte. Mit viel weniger Erfolg wurde aber bisher nach der Person des Briefschreibers geforscht. Vom Standpunkte der Motivgeschichte aus ist ja diese Frage auch weniger bedeutend, als das Problem der Entstehungszeit. Nach dem bisher Gesagten steht soviel fest, dass er ein Monotheletist war, dass er nicht sehr gebildet sein konnte, dass er ein Italiener oder Franke war und dass er auch eine Zeitlang in Palästina weilte. Vielleicht ist er mit jenem Mönch identisch, der die Reliquien nach Rom brachte. Und in diesem Falle sollten seine „Fälschungen" eher als ein freies Spiel seiner dichtenden Phantasie betrachtet werden. Seine Tendenz, eine Translatio zu bewirken, hat er ja erreicht und „die Bekämpfung jener griechischen Sekte", welche über das besondere Urteil nach dem Tode falsche Lehren verbreitete und an kein Purgatórium glaubte, gelang — wie wir noch sehen werden — gerade zur Zeit der Abfassung der drei Pseudo-Briefe auf einem grossen abendländischen Konzil. Es kann auch nicht als eine Sache der völligen Unwahrscheinlichkeit beurteilt werden, den Pseudo-Briefschreiber für ein Mitglied eines Eremitenordens zu halten. Denn, wie wäre es sonst erklärlich, dass er in der Persönlichkeit des hl. Hieronymus vor allem den grossen Eremiten so auffällig feiert ? Bis aber eine genauere Untersuchungsarbeit auf dem Gebiete der vorhandenen Handschriften nichts Näheres über den Mann, der die Pseudo-Briefe entwarf, verrät, so lange wird auch das eingehendste Studium der Geschichte einzelner Eremitenorden nichts nützen. Denn es würde bis dahin schwer zu entscheiden sein, ob der Briefschreiber ein Mitglied der „Sackbrüder" war, welche nach ihrer Kleidung so genannt, sich mit der Pflege der Schwerkranken beschäftigend abzutöten wünschten und schon unter Innozenz III. (t 1216) in Saragossa und 1251 in Valencia ein Klosterbesassen und besonders in Frankreich und England ansässig waren. Die Geschichte der Eremitenorden in der zweiten Hälfte des XIII. Jahrhunderts hätte ein Werk, das die Sentenzen des hl. Augustinus und Lebensregeln des hl. Hieronymus den Eremiten als ein Musterbeispiel vorstellen möchte, leicht begünstigen können. Denn gerade um die Mitte des XIII. Jahrhunderts waren auch die kirchlichen Behörden bestrebt, im Kreise der verschiedenen zahlreichen Eremitenorden die sog. Augustinerregel einzubürgern. Den Wilhelmiten befahl Innozenz IV. 1243 sich statt der Benediktinerregel nach der Augustinerregel einzurichten. 1244 gab derselbe Papst auch den vom sei. Johannes Bonus (f 1249) gegründeten Johann-Boniten die Augustinerregel. Dieser Orden fand besonders im Schutze des Papstes Gregor IX. (1230—40) eine mächtige Stütze. Papst Alexander IV. wandte den Johann-Boniten und anderen, besonders in der Mark Ancona bestehenden Eremiten-Genossenschaften eine väterliche Fürsoge zu. Mit der Bulle „Licet ecclesiae cath." hat er am 4. Mai 1256 die verschiedenen Eremiten-Kongregationen zum „Orden der Eremiten vom hl. Augustinus" vereinigt. Wenn auch die Brittinianer im Anconitanischen, weiter die Johann-Boniten und Wilhelmiten vom Papst vereinigt wurden, so widerstrebten nicht nur diese, sondern auch andere Eremiten-Kongregationen dieser Union. Die Sackbrüder z. B. schlössen sich der Vereinigung nicht an und auch die Brittinianer wollten das Eremitenleben nicht aufgeben und bewirkten — sich gegen das gemeinsame Leben richtend — i. J. 1260 eine Bulle, nach der sie weiter nach Eremitenart leben durften. Die Brittinianer werden nach ihrer ersten Niederlassung in S. Blasius de Brittinis (Brictinis) in einer Einöde bei Fano in der Mark Ancona so genannt. Gregor IX. hat ihnen schon 1234 die Augustinerregel vorgeschrieben. Ob aber die feindselige Haltung des Pseudo-Cyrillus gegenüber einem anconitanischen „Praesul" im 24. Kap. seines Briefes ausreicht, um den Briefschreiber unter den Brittinianer-Eremiten zu suchen, welche sich im Anconitanischen niederliessen, das ist mehr als fraglich. Da in dem dritten Brief mehrere „Befreiungsgeschichten" vorkommen, so könnte man mit derselben Logik auf einen Mercedarier oder Nolasker denken, der den hl. Hieronymus als einen Befreier jener hinstellen wollte, die in die Gefangenschaft der Heiden gerieten. Die Mercedarier, 1223 vom hl. Petrus Nolascus (t 1256) gegründet, vom Papst Gregor IX. am 17. Januar 1235 bestätigt, waren ja auch beliebte Ordensleute des XIII. Jahrhunderts, welche ebenfalls nach der Augustinerregel lebten. Den Gründer befestigte in seinem Vorhaben, die in maurischer Gefangenschaft schmachtenden Christen durch Loskauf zu befreien, eine Erscheinung der Gottesmutter in der Nacht vor Petri Kettenfeier (1218). Diesen Orden bezeichnete Alexander IV. i. J. 1255 als „die neuen Makkabäer". Im dritten Pseudo-Brief werden übrigens die drei Jünglinge durch eine Berührung mit dem Busskleide des hl. Hieronymus aus dem Purgatórium befreit. Mit diesem Grundgedanken ist im XIII. Jahrhundert ein Verein von Einsiedlern, der im Orient entstand und dessen Stiftung bis auf die Propheten Elias und Elisäus und