KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

DRITTER TEIL. Entwicklung der Todes-Tanz- und Toten-Tanz-Motive in der lehrhaften Dichtung des Mittel-alters und in den Urtypen der Todes- und Toten-Legenden - ZWEITER ABSCHNITT. Grundformen der Todes- und Toten-Legenden

sächlich noch in der Höhle zu Bethlehem, in der Nähe der Geburtsstätte des Herrn aufzufin­den sind. Das wichtigste Zeugnis legt aber ei­gentlich Jacobus de Voragine (+ 1298) ab, der seine Legenda Aurea nach 1260 verfasste und im Kapitel über St. Hieronymus nichts von einer Übertragung der Reliquien nach Rom erwähnt. Er, der doch alle Legendenvarianten, manchmal sogar einander gegengesetzte Berichte über die Heiligen fast ganz ohne Kritik übereinander häufte, hätte die Translatio ganz sicher nicht verschwiegen, wenn sie vor der Abfassung sei­nes Legendars vollführt worden wäre. Dagegen aber berichtet Paulus de Ange­lis, 1 dass der Papst Nikolaus IV. am 1. Mai d. J. 1290 der Kirche St. Maria Maggiore Indul­genzen geschenkt haben soll, besonders für die Festtage jener Heiligen, deren Reliquien sich in der Kirche befinden. Und auch der Festtag des hl. Hieronymus wird genannt, was beweisen sollte, dass seine Reliquien i J. 1290 schon in Rom waren. Der Franziskaner, Franz Pipin, zeich­net auf, dass der Papst Nikolaus IV. i. J. 1292 in der Kirche St. Maria Maggiore neben dem Grabe des hl. Hieronymus beigelegt wurde. Nach Stilting geschah also die Translatio im Zeitab­stand zwischen 1260 und 1290 ; die obere Gren­ze könnte sogar mit dem J. 1280 festgesetzt werden. Jene Mönche also, welche durch eine Vereinbarung mit dem Sultan 1277 in den Be­sitz der heiligen Stätten in Bethlehem gelangten, haben scheinbar ihr Ziel erreicht und die ihnen so wertvollen Reliquien im Zentrum des Christen­tums in Sicherheit gebracht. Schon aus diesen Ausführungen glaube ich folgern zu dürfen, dass, wenn die drei Pseu­do-Briefe die Translatio als ein zukünftiges Ge­schehnis, als eine bevorstehende Aufgabe er­wähnen, so sie sicher noch vor 1280 oder 1290 geschrieben worden sind. Aber die Acta Sanctorum beschäftigen sich im bezeichneten Band 2 im II. Abschnitt der Ak­ten über St. Hieronymus auch mit der Frage der Authentizität und der Entstehungszeit der drei Pseudo-Briefe. Die verschiedenen Ausgaben der Werke des hl. Augustinus und Hieronymus haben noch in der Frage der Echtheit oder Un­echtheit der drei Briefe geschwankt. So z. B. veröffentlicht sie Erasmus v. Rotterdam im 2. Bd. der sämtlichen Werke des hl. Augustinus nicht, weil er nach der Einleitung dieses Ban­des (Basel 1527) den Briefwechsel zwischen Augustinus und Cyrillus schon wegen der latei­nischen Sprache für unwahrscheinlich betrach­tete. 8 J. Matianey und A. Pouget 4 bringen aber schon die drei Briefe im V. Bd. der Werke des 1 Basilica S. Mariae Majoris. lib. 6, cap. 1. 2 S. 420-424. 8 S. Aurelii Augustini Opera ed. Erasm. v. Rotterdam. 1569. Ambr. et Aurel. Frobenius, in 10 Bden ; vgl. die Hieronymus-Ausgabe v. Erasmus, Basel 1516 — 1520, dann in Lyon, Paris, Leipz. und die Hieronymus-Ausg. v. Maria­nus Victorius, Rom 1563—72, dann Antwerpen, Paris, Köln. 4 Maurinerausg. Paris 1693—1706. hl. Hieronymus. 5 Nach ihm veröffentlicht sie auch D. Vallarsi, 6 dessen Ausgabe Migne, Patr. lat. XXII—XXX. wiederholt. Stilting betont, dass so­gar schon die Annales Ecclesiastici des Baro­nius zum Jahr 420' bemerken, dass die drei Briefe von jemandem gefälscht wurden, der aus irgend­einer Sentenz des hl. Hieronymus oder Augu­stinus ausging und diese Märchen erfunden hat. Stilting wirft dem falschen Briefschreiber ausser jenen Irrtümern, welche wir gelegentlich der Un­tersuchung des Inhaltes schon eingehend behan­delten, noch weitere Missgriffe vor. Der hl. Hieronymus soll in Weiberkleidung aus Rom geflüchtet haben und soll sich von Rom direkt nach Konstantinopel begeben haben, was frei­lich ganz fehlerhaft ist. Weiter heisst es in den falschen Briefen, dass der hl. Hieronymus seine Jungfräulichkeit bewahrt haben soll, was er doch selber leugnet. Ähnliche grobe Fehler befinden sich auch in den verschiedenen Viten über Hieronymus. Mabillon veröffentlicht im IV. Bd. seiner Ana­lecta 8 die vielleicht älteste Vita St. Hieronymi (nach einem Cod. Luxoviensis und Sancti-Gal­lensis), deren Verfasser ein Zeitgenosse des hl. Hieronymus, Gennadius v. Marseille (t 492) sein soll, der unter dem Titel De viris illustribus das gleichnamige Werk des hl. Hieronymus fort­setzte. 9 Aber es ist fast unglaublich, dass ein so tüchtiger Gelehrter, wie Gennadius, so be­denkliche Behauptungen verbreitet hätte, welche jenen Irrtümern der drei Pseudo-Briefe sehr ähn­lich sind : Hieronymus wäre im 29. Lebensjahr in Rom zum Presbyter geweiht worden, er soll von Rom direkt nach Konstantinopel gegangen sein, erst nach dem Konstantinopler Aufenthalt soll er sich in die Wüste zurückgezogen ha­ben, was doch früher geschah. Dann soll Hie­ronymus noch von Bethlehem aus mit dem Papst Damasus verkehrt haben, wo doch dieser schon früher starb. Endlich schreibt dieser Biograph dem hl. Hieronymus Werke zu, die er nie ver­fasste, und behauptet, dass der Heilige 56 Jahre in Bethlehem gelebt haben soll, wo es doch nur 34 Jahre waren. Es ist vielmehr wahrscheinlich, dass diese Vita erst im VIII —IX. Jahrhundert entstand. Besonders hervorzuheben wäre, dass der anonyme Verfasser von jenen drei Pseudo­Briefen, sowie von ihrem Inhalt gar nichts weiss. 1 0 Eine zweite Vita ebenfalls unbekannten Verfassers 1 1 erzählt das Wunder des hl. Hiero­nymus mit dem Löwen das erstemal. 1 2 Petrus Dia­conus bemerkt in seinem Werke „De viris il­lustribus Casinensibus" (Cap. 4), dass ein Be­6 col. 449 iL 6 Verona 1734-1742, Venedig 1766-1772. I Nr. 43. 8 S. 193 if. 9 vgl. E. C. Richardson, Hier, liber de viris illustri­bus, Gennad. liber de viris illustribus. Leipz. 1896. Texte und Untersuchungen z. Gesch. der altchristl. Lit. XIV. 1. vgl. Vallarsi, XI. 241 ff. I I Martianey, Bd. V. col. 508 ; Vallarsi. XI. 251 ff. 1 2 Vallarsi. XI. 260.

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