KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

DRITTER TEIL. Entwicklung der Todes-Tanz- und Toten-Tanz-Motive in der lehrhaften Dichtung des Mittel-alters und in den Urtypen der Todes- und Toten-Legenden - ZWEITER ABSCHNITT. Grundformen der Todes- und Toten-Legenden

der Kirche S. Maria Maggiore der Prophezeiung des hl. Hieronymus und somit der „Authentizi­tät" der Berichte seiner Fälschungen einen grös­seren Nachdruck geben können. Er verschwieg also den Namen der als Bestimmungsort der Translatio bezeichneten Kirche, weil er ihn nicht wissen konnte, und er wusste ihn nicht, da die Reliquien noch in Bethlehem waren. Es fand auch eine kleine Schrift Verbrei­tung, welche bei Migne, Patr. lat. XXII. 1864, Sp. 237—240 nach einem Cod. Ambrosian. I. LIII. unter dem Titel : Translatio Corporis S. Hie­ronymi (Qualiter corpus S. Hieronymi delatum est Romam, et in Basilica Beatae Virginis Ma­riae ante praesepe" Domini devotissime fuit col­locatum) veröffentlicht wurde und erzählt, wie der hl. Hieronymus einem heiligmässigen Mönch, der „in partibus ultramarinis" blieb (während also andere sich von dort flüchteten 1), im Trau­me, in Vision erschien und infolge des heilig­sten Wunsches der Jungfrau Maria befahl, sei­nen Körper in Bethlehem zu exhumieren und nach Rom überzuführen. Der erwähnte visio­näre Mönch führt dann diesen heiligen Auftrag mit der Hilfe von zwei anderen Mönchen aus, u. zw. ganz im geheimen, damit die Translatio im Kreise des Volkes keinen Anstoss errege. Auch in Rom werden die Reliquien in der Nähe der Krippe des Heilandes bei Nacht beigelegt. Die Schrift über die Translatio endet mit einer Apotheose des Heiligen und ist offensichtlich gleich nach der Tatsache der Überbringung der Reliquien niedergeschrieben worden. Zur Zeit der Entstehung der drei Pseudo-Briefe konnte aber diese Translations-Schrift noch nicht exi­stieren, sonst hätte ja auch der falsche Brief­schreiber ihre Angaben benützt. Übrigens kann es sogar nicht einmal ganz unmöglich sein, dass jener visionäre Mönch der Translatjo, der die Reliquien nach Rom bringt, der die Überführung der Reliquien durchführt, mit jenem Pseudo-Cy­rillus der falschen Briefe identisch ist, dem ja der hl. Hieronymus im Traume denselben Wunsch verkündet. Der falsche Briefschreiber wäre also jener Mönch, der im Heiligen Lande lebend aus irgendeinem Grunde bestrebt ist, die Reliquien des hl. Hieronymus zu retten, dem es vielleicht gerade durch die falschen Briefe gelang, bei den kirchlichen Behörden in Rom die Erlaub­nis zur Translatio zu erzwingen. Denn sogar der Text der Translatio erwähnt etwas vom Ein­fluss der römischen Kurie und begründet die Geheimnistuerei ebenfalls mit der Aussage des in der Vision erschienenen Heiligen : „Et quia jam dictus Monachus Christi fidelissimus a S. Hieronymo intellexerat, ut in talibus populäres vitaret auras obsequiis, ne a Curia minorationem suarum reliquiarum aliquam pateretur, ad Ba­silicam saepe dictam cum duobus illis sociis, clanculo de nocte veniens, solis Canonicis ipsius aulae existentibus, et tarn corde, quam mente, submissa voce, laudes Deo, et B. Virgini devo­tissimas referentibus, inter columnas Basilicae et januam praesepis plena mentis vigilantia se­pelivit". Als Begründung der Translatio wird in der erwähnten Schrift betont, dass aus Jerusa­lem schon alle Reliquien entfernt wurden. Allein der Leichnam des hl. Hieronymus blieb noch fern von Rom — „welche Stadt der Heilige als Kardinal verliess" — im fremden Boden unter fremder Herrschaft liegen. Dabei wiederholt die­se Schrift einen Irrtum, der in den meisten Vi­ten des hl. Hieronymus vorkommt und den auch der falsche Briefschreiber gekannt hat, dass der hl. Hieronymus vom Papst Damasus zum Kar­dinal ernannt worden wäre, was freilich den Tatsachen nicht entspricht. Die Begründung der Translatio lautet im Original : „Igitur postquam illa sancta civitas Hierusalem, propter peccata mortalium, sanctissimis, imo cunctis mansit or­bata reliquiis, solo venerandi doctoris corpore manente ... ad magnificam urbem, unde prius cardinalis recesserat, suum corpus sanctissimum reportari, et in praedicta domo Genitricis Altissi­mi venerabiliter locari". Es lässt sich also die Frage aufstellen, wann Jerusalem und Bethlehem so unmittelbar von „den Heiden" bedroht waren, dass die Rettung der Hieronymus-Reliquien zu einem dringend zu lösenden Problem geworden ist ? In Bethlehem wurde die Basilika auf der Geburtsstätte des Herrn i. J. 326 oder 330 von Kaiser Konstantin und von seiner Mutter Hele­na erhoben. 385 kehrte der hl. Hieronymus nach dem Tode des Papstes Damasus nach Jerusa­lem zurück und nachdem er das Heilige Land bereiste, liess er sich mit seinen Begleiterinnen, Eustochium und Paula in Bethlehem nieder (386), wo er ein Mönchs- und ein Nonnen­kloster gründete. Diese Klöster hatten im Laufe der Jahrhunderte ein sehr wechselvolles Leben, sie wurden ja schon im Leben ihres Gründers durch Pelagianer demoliert ; hatten aber nach den vielen Verwüstungen jedesmal eine neue Blüte erlebt. Von „den Heiden" hatte das Hei­lige Land schon vom VII. Jahrhundert an viel leiden müssen. Der Perserkönig Chosroes II. be­gann einen Krieg gegen die oströmischen Kai­ser Phokas und Heraklius und sandte seinen Schwiegersohn Schaharbarz nach Palästina. Dem Ansturm der Perser und der mit ihnen verei­nigten Juden erlag schon im Jahre 615 Jerusa­lem, aber Heraklius gelang es, die Perser doch zu schlagen, Chosroes wurde von seinem Sohn Siroes entthront und ermordet. Die Heere des Heraklius erlitten aber am Hieromax eine Nie­derlage und das arabische Heer stand abermals unter Khaled und Abu Obeida vor Jerusalem die flüchtigen Griechen bis dahin verfolgend. Nach vier Monate langer Belagerung kapitulierte das christliche Heer, Jerusalem wurde unter Omar 638 durch die Araber erobert und der Pa­triarch Sophronius musste sich mit einer Verein­barung mit dem Khalifen Omar über die Mög­lichkeiten der christlichen Pilgerfahrten begnü­gen. I. J. 1099 gelangte die Haupstadt Palästi­nas wieder unter christliche Herrschaft, wurde aber bald wieder unter Saladin i. J. 1187 durch

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