KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)
DRITTER TEIL. Entwicklung der Todes-Tanz- und Toten-Tanz-Motive in der lehrhaften Dichtung des Mittel-alters und in den Urtypen der Todes- und Toten-Legenden - ZWEITER ABSCHNITT. Grundformen der Todes- und Toten-Legenden
1 - 277 welt spricht oder einen Toten auferweckt, um durch seinen Jenseitsbericht die Lebenden zu bekehren, aber jedesmal ist es nur ein Toter oder eine ungewisse Zahl von Toten, die von der Wahrheit der christlichen Jenseitslehre ein Zeugnis ablegen. Im Nicodemus-Evangelium berichten nur zwei Tote, Leucius und Carinus, liber die Vorgänge in der Vorhölle, während sich die Zahl der Lebenden nicht auf zwei oder drei beschränkt. Dabei wollen die Toten in den späteren Fassungen der Legende von den drei Lebenden und drei Toten nicht nur über das Jenseits berichten, sondern sie gedenken, die Lebenden durch den Schrecken, den sie ihnen mit ihrer Erscheinung einjagen, zu quälen, sie für ihre Sünden zu bestrafen und den bekehrten Kameraden zu verteidigen. Es musste also eine weitverbreitete Legendensammlung des Mittelalters geben, in welcher es sich ausdrücklich um drei Tote handelt, die zum Zwecke des Jenseitsberichtes auferweckt werden und in welcher mit diesem Motiv auch die Verteidigung der Guten und die Bestrafung der Sünder durch Tote vereinigt wird. Als eine solche Legendensammlung betrachte ich jene drei Pseudo-Brief e, welche die Vorgänge vor und nach dem Tod des hl. Hieronymus erzählen. Es sind Schriften eines Unbekannten, der seine ziemlich groben Fälschungen nachträglich einigen grossen Kirchenvätern zugeschrieben hat, um den Legenden, welche er in den Pseudo-Briefen erzählt, grössere Glaubwürdigkeit, den in ihnen verkündeten Wahrheiten grössere Tragkraft und Autorität zu schenken. Ohne die Frage der Autorschaft und der Entstehungszeit einstweilen zu berühren, sollen hier die drei Briefe, welche ich mit A, B und C vermerke, vorerst inhaltlich untersucht werden : A : der Brief des hl. Eusebius von Cremona an Damasus, „Bischof von Porto" und an Theodosius, „Senator von Rom" ; B : der Brief des hl. Augustinus an den hl. Cyrillus von Jerusalem ; und C : die Antwort des hl. Cyrillus v. Jerusalem, welche er an den hl. Augustinus richtet. A. Als erster jener drei Briefe, welche in den meisten Handschriften fast ausnahmslos in der oben angegebenen Reihenfolge erscheinen, stehe hier der Brief des hl. Eusebius von Cremona an Damasus, „Bischof von Porto" und an Theodosius oder Theodomus, „Senator von Rom". Der Brief berichtet über den Tod des hl. Hieronymus. 1 Titel : „Eusebius, De morte Hieronymi. Ad Damasum. Patri Reverendissimo Damaso Portuensi Episcopo : et Christianissimo Theodosio Romanorum Senatori, Eusebius olim Hieronymi sanctissimi discipulus, nunc vero eodem orbatus lumine, pium dolorem et suavissimum 'vgl. Migne, Patr. lat. XXII. (1864), Sp. 239-282; saec. V.. annus 420, im ersten Band der Werke des hl. Hieronymus. gaudium". Inc. : Cap. I. Multifariam multisque modis olim Deus Iocutus est omnibus nobis ... Expl.: Vale Hieronyme . . . ut tua valeamus piissima intercessione, et in praesenti ab omnibus protegi nocivis, et in futuro, gaudia (quae jam tu possides) adipisci". Als Briefschreiber wird also der hl. Eusebius von Cremona genannt, der in den 62 Kapiteln des Briefes den Tod des hl. Hieronymus beschreibt. Chronologisch wäre dies ja richtig, da der hl. Hieronymus am 30. Sept. 419 (oder 420) starb und der hl. Eusebius ihn tatsächlich überlebte (er starb den 5. März 423). Dass aber der hl. Eusebius den Brief an den „Bischof" Damasus richtet, der doch aller Wahrscheinlichkeit nach der Papst Damasus I. sein sollte, dass weiter der Briefschreiber auch den „Senator" Theodosius anspricht, unter dessen Namen sicherlich der Kaiser Theodosius I. d. Gr. steckt, das kann nur als eine sehr ungeschickte Fälschung betrachtet werden und verrät den in der Geschichte unbewanderten Fälscher als einen ungebildeten Laien, da doch der Papst Damasus I. schon am 11. Dez. 384, der Kaiser Theodosius aber am 17. Januar 395 starb und daher nach 419 keine Briefe mehr erhalten konnte. Dagegen herrschte zur Zeit des Todes von Hieronymus der oström. Kaiser Theodosius II. Das Verfahren des Fälschers war also ganz unwissenschaftlich. Um seinem kompilatorischen Werke grössere Authentizität zu schenken, schob er Namen jener Persönlichkeiten unter, von denen er die leise Ahnung gehabt hatte, dass sie mit dem hl. Hieronymus irgendwie einen Kontakt hatten. Eusebius war der Schüler des hl. Hieronymus und einer seiner treuesten Freunde. Als er zu Ostern 398 Bethlehem verliess und nach Rom reiste, als er später gegen 400 nach Cremona kam und dort bis zu seinem Tod weilte, blieb er immer der kampflustigste Anhänger des hl. Hieronymus. Eusebius war es, der im Origenistenstreit an Hieronymus festhielt und, obwohl dieser als ein ehemaliger grosser Verehrer des Origenes erst unter dem Einfluss der Stellungnahme des Aterbius und einer in der Grabeskirche verlauteten (i. J. 392 oder 394) Predigt des Epiphanius v. Salamis (des Gegners vom Bischof Johannes v. Jerusalem und von Johannes Chrysostomus in Konstantinopel, was den Origenismus beanlangt) sich gegen die Irrtümer des Origenes wendete, mit dem Bischof Johannes in Jerusalem und mit seinem noch in Aquileja liebgewonnenen Freund Rufin in einen Zwist geriet, doch stand Eusebius seinem Meister auch nach Italien zurückgekehrt stets zu Diensten. Er war es, dem Hieronymus vor der Romreise seinen Matthäus- und Jeremia-Kommentar widmete, da dieser ihn um ein Werk bat, das er in Rom verbreiten könnte. Eusebius war es, für den Hieronymus einen an Johannes v. Jerusalem gerichteten Brief des Epiphanius übersetzte (ep. 51) und der die von Rufin zustande gebrachte Ubersetzung des origenistischen Werkes Ilegl ägyfiw, in dessen Vorrede Rufin den hl. Hieronymus