KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

DRITTER TEIL. Entwicklung der Todes-Tanz- und Toten-Tanz-Motive in der lehrhaften Dichtung des Mittel-alters und in den Urtypen der Todes- und Toten-Legenden - ZWEITER ABSCHNITT. Grundformen der Todes- und Toten-Legenden

als den Verehrer des Origenes bezeichnet, 1 nach Rom brachte und bei Papst Anastasius (399— 402) die Verurteilung der Irrtümer des Origenes durchführte, ja sogar nach Mailand fuhr, um den Bischof Simplizian zu einem ähnlichen Schritt zu bewegen. Eusebius war es, der Hieronymus eine gegen seine Dialoge gerichtete Gegenschrift des pelagianischen Diakons Annianus von Ce­leda überbrachte und ihn zu einer Widerlegungs­schrift ermahnte. 2 Auch zu Papst Damasus I. steht ja der hl. Hieronymus in sehr engen Beziehungen. Während der Jahre, die er in Rom verbrachte, also zwischen 382—385, war er Sekretär des Papstes und die Beantwortung der seitens der morgen- und abendländischen Synoden an den päpstlichen Stuhl gerichteten Anfragen war ihm überlassen. Von diesem Papst wurde er auch mit der Revision des Italatextes der Hei­ligen Schrift beauftragt. Aber zur Zeit des To­des des Papstes Damasus war Hieronymus in Rom und verliess die Ewige Stadt erst unter seinem Nachfolger Siricius, als er gegen die Nachstellungen der wegen seiner schonungslos geübten scharfen Kritik stark aufgebrachten rö­mischen Geistlichkeit beim neuen Papst keinen Schutz fand. Diese allgemein bekannten Beziehungen des hl. Hieronymus zu Eusebius und Damasus benützte der Fälscher, um nach dem Tode des hl. Hieronymus von seinem Schüler und Freund eine Lobschrift auf den Meister schreiben zu lassen. Was für einen Zweck verfolgte er damit ? Sein Ziel war, durch die Sterbeszenen beim Tode des Heiligen den Tod eines Seligen dar­zustellen und den hl. Hieronymus als den grössten Eremiten zu lobpreisen, in seinen an die umstehende Geistlichkeit gerichteten Er­mahnungen (von Kap. XIII an) den Eremiten ein Handbuch der wichtigsten Lebensregeln zu überreichen. Der Verfasser dieses apokryphen Briefes war in der Literatur der Legenden gut bewandert und kannte viele jener Todesmotive, welche uns aus den bisherigen Quellen bekannt sind. Nach weitläufigen Lobpreisungen des Heiligen wird sein Tod er­zählt. Es ist eigentlich der Tod eines Guten an die Darstellung des Todes Josephi fabri lignarii erin­nernd. Wie im Cyrillusbrief, den wir bald eingehender behandeln wollen, Eusebius selbst, so wird auch der hl. Hieronymus auf seinen eigenen Wunsch kurz vor seinem Tod entkleidet, auf den Sandboden sei­ner Zelle gelegt (Kap. XII.) und mit einem Leintuch zugedeckt. Dann richtet der hl. Hieronymus in der Form eines „Monologes des Sterbenden" eine lange Instruktion an seine Jünger und an Eusebius, der Augenzeuge seines Todes gewesen sein soll (?; Kap. 1 vgl. darüber die Briefe 80, 81 von Hieronymus, Migne, Patr. lat. XXII. (1864). 2 vgl. G. Grützmacher, Hieronymus, Leipz. 1901. Stu­dien z. Gesch. d. Theol. u. d. Kirche. Bd. 6. Heft. 3. Bd. 10. Heft. 1.2. 1.39. 67. ff/81,141. ff.; 11.226, 244 ; III. 10. ff. 57. 78, 81, 212, 277. XIII —XL1V). Dann gibt er den Befehl, seinen Kör­per nackt zu beerdigen : „Nudus inde (aus dem Schosse der Mutter Erde) egressus sum, nudus re­verter illuc", was eine Anspielung auf die Everyman­Wesenheit des Sterbenden sein könnte (Kap. XLV). Nachdem das Allerheiligste ihm vom Prister ge­reicht wird, folgen seine Gebete (vgl. Ars-moriendi­Bücher ; Kap. XLVI —LI). Im LII. Kap. erscheint im himmlischen Licht die Schar der Engel und hebt die Seele des Heiligen empor (vgl. die Migne-Legende und die Ereignisse am Sterbebette des hl. Joseph). Im LII1. Kap. wird der Weg der Seele des Heiligen dem hl. Cyrillus von Jerusalem, indem dieser gerade in seiner Zelle betet, in einer Vision geoffenbart. Er sieht den Heiligen von einer Schar singender Engel umringt, die brennende Kerzen in der Hand tragen. Auch der Heiland erscheint, um die Seele des selig Gestor­benen entgegenzunehmen, was wieder eine Reminis­zenz der schon untersuchten Ars-moriendi-Bücher ist. Überhaupt war der Schreiber des Briefes bestrebt, möglichst viel Motive der Migne-Legende und der Ars-moriendi-Bücher in seinem Pseudo-Brief zu ver­wenden. Im XX. Kap. gibt Hieronymus die Beschrei­bung der Vergänglichkeit alles Irdischen in der be­kannten Form : „Ubi superbia ? ubi avaritia ? ubi luxuria? Nonne in divitibus, nobilibus et potentibus?" Es folgen Lehren an die Stände auch im XXI. Kap.: „Ubi convivia ? ubi delicata fercula ? ubi vina pre­tiosa melle mixta, et aromatibus praeparata ? Epu­lemini, et inebriemini : non enim post mortem am­plius facietis ; sed cum divite, qui quotidie epulaba­tur splendide, in tormentis gehennalibus guttam aquae minimam peroptabiiis, nec habere poteritis " Letztere Bemerkung kann als eine Anspielung auf die Parabel des Reichen und des armen Lazarus betrachtet werden. Die Fortsetzung des Textes : „Heu cor lapideum cur te jam malorum non poe­nitet ? Ecce mors properat, ut te conterat, die noctu­que currens. Ecce diabolus jam properat, ut te reci­piat. Ecce divitiae tuae tibi deficient. Ecce vermes corpus, quod tanta enutris diligentia, expectant, ut illud rodant . . . ." Aber nicht nur die Legende vom sterbenden guten Menschen hat der Verfasser auf den hl. Hieronymus übertragen, er hat auch den Jammerruf des sterbenden Sünders wohl gekannt und verwertet : KaR. XLIV. „Heu mihi, Domine, parce mihi ! . . ." usw., wo der Heilige seine Sünden be­weint. Im LIII. Kap. hat sich der Fälscher eines neuen Anachronismus schuldig gemacht. Wie hätte der hl. Cyrillus von Jerusalem den Tod des hl. Hieronymus in Vision sehen können, wo er doch schon i. J. 386 starb ? In der 392 verfassten kirchlichen Literaturgeschichte, in sei­nem Werke „De viris illustribus", 3 gedenkt sei­ner Hieronymus mit den Worten : „Cyrillus Je­rosolymae episcopus, saepe pulsus ab ecclesia, et receptus, ad extremum sub Theodosio prin­cipe octo annis inconcussum episcopatum tenuit". Der Briefschreiber rechnete also sicher auf Leser, denen es sich auf derartige Ana­chronismen überhaupt nicht ankam und die an der Hand seiner Darlegungen im hl. Hiero­nymus das Ideal eines Eremiten leicht erblicken 3 Enchirid. fontium hist. eccl. antiqu. 6, 34 ff. ; ed. Vallarsi, Hier, op., Vcn. 1766/72; Migne. Patr. lat. XXIII, Sp. 601-720.

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