KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

DRITTER TEIL. Entwicklung der Todes-Tanz- und Toten-Tanz-Motive in der lehrhaften Dichtung des Mittel-alters und in den Urtypen der Todes- und Toten-Legenden - ZWEITER ABSCHNITT. Grundformen der Todes- und Toten-Legenden

276­Nach diesem Gedicht folgt in derselben Hs. Wien 2696 : 7. Das Anegenge 179—221. 8. Alberts „Tnugdalus" 221—250. (s. Ehrismann : a. a. 0. S. 162. ff. die Vision eines irischen Ritters von Hölle und Himmel i. J. 1148, sein Scheintod). 9. Die Warnung 251—302; Gedanken über Tod und Verwesung. Standesaufzählung. 10. Heinrich von Melk, Priesterleben 303-307. V. Die Hieronymuslegenden und die Totenlegende von Basel 1 Inhalt und Motive Nach dem Zeugnis der hier mitgeteilten Bearbeitungen des Urtextes aus Ferrara und der Legendenvariante des Heinrich von Melk er­lebte die Legende von den drei Lebenden und drei Toten in ihrem Werdegang ein interessan­tes Anfangsstadium. Die Tatsache, dass der ein­zige Tote der ursprünglicheren Gisant-Typ-Mo­nologe im Laufe der kompilatorischen Erweite­rungen dreimal, in den drei verschiedenen Ver­wesungsstadien des Gisant-Typ-Rades wieder­holt wurde und dass auf den bildlichen Dar­stellungen auch der Lebende sovielmal abgebil­det wurde, wievielmal er einen fortgeschrittene­ren Verwesungszustand des Toten wahrnahm, kann nach dem Studium des Urtextes aus Fer­rara und der Bearbeitung von Heinrich v. Melk als textlich erwiesen betrachtet werden. Im Ur­text aus Ferrara erscheint noch diese dreimalige Wiederholung der Lebenden und Toten als un­sicher und verwischt, bei Heinrich v. Melk ist es dagegen ausdrücklich derselbe Tote, den man dreimal in verschiedenen Verwesungsstadien be­trachtet, während es sich um zwei voneinander getrennte Personen der Lebenden handelt (Mutter und Sohn), deren Zahl durch die Hinzunahme der „Verwandtschaft" ergänzt wird. Keiner der beiden Texte könnte also den Titel : Legende der drei Lebenden und drei Toten bekommen, da diese Legende in ihnen den Endzustand ihrer Vol­lendetheit noch nicht erreicht hat. In den beiden erwähnten Gedichten widmet sich der Dichter noch fast ausschliesslich der Darstellung der Nichtigkeiten und des Verwe­sungsganges, welchem der Körper zum Opfer fällt. Er will die moralische Weltanschauung des Le­sers bessern, hat aber an den dargestellten Ge­schehnissen weiter kein Interesse. Die Legende von den drei Lebenden und den drei Toten, ob­wohl ihre Gestalten aus dem durch das Gisant­Typ-Rad erweiterten Lebensrad herauswuchsen und die drei Lebenden Vertreter der drei Grenz­alter des menschlichen Lebens (Jüngling, Mann, Greis), die drei Toten jene der drei Verwesungs­stadien sind, steht schon vom Gisant-Typ- und Lebens-Rad doch weiter abseits, nachdem sie den Jenseitsbericht in den Mittelpunkt einer legendenhaften Erzählung stellt. Die To­ten erscheinen weniger deswegen, um den Le­benden die Vernichtung des gezärtelten Kör­pers vor Augen zu halten, sondern sie sind viel­mehr bestrebt, einen ausführlichen Bericht über das jenseitige Los ihrer Seelen zu erstatten. Ja, dieser Jenseitsbericht verfolgt offensichtlich eine noch wichtigere Tendenz. Die drei Lebenden sind nämlich nicht immer von gleicher Weltan­schauung : während meistens zwei Lebende die Meinung kundgeben, dass jeder Jenseitsbe­richt nur gefabelt, sei und nur als Schreckmittel diene, um dem Übermut des gemeinen Volkes Schranken zu setzen, und dass die Seele samt dem Körper vernichtet oder nach dem Tod nicht sofort abgeurteit werde, verficht der dritte Le­bende die Lehre der Kirche und ist auch ent­schlossen, nicht nur seine beiden Kameraden der christlichen Jenseitslehre zuzuführen, son­dern sich auch selber zu bekehren, in einen Or­den zu treten oder sich als ein Eremit vom öf­fentlichen Leben zurückzuziehen. Nicht selten sind alle drei Lebenden Vertreter des Unglau­bens und in diesem Falle wird die Szene von der Erscheinung der drei Toten vor die Höhle eines Eremiten verlegt, der dann die Lebenden für die Lehre der Kirche von der Tatsache ei­nes jenseitigen Weiterlebens und einer sofort nach dem Tode eintretenden Bestrafung der Sünder gewinnen will. Wie wir später sehen werden, ist aus diesem Eremiten in der sog. Ge­samtlegende ebenfalls ein Kamerad der drei Le­benden geworden, der sich schon früher bekehrt hat und jetzt in der Klause seines Meisters, ei­nes greisen Klausners, lebt und seinen gewese­nen drei sündhaften Kameraden erst nach Jahren seiner Bekehrung vor der Klause angesichts der drei Toten wieder begegnet. Der Umstand, dass die Legende von den drei Toten und drei Lebenden ausdrücklich im Dienste des Kampfes gegen eine Ketzerlehre steht, welche an kein Jenseits glaubt oder we­nigstens die Tatsache des sofort eintretenden „besonderen Urteils" leugnet, weiter die Sicher­heit, mit welcher diese Legende in sämtlichen Varianten konsequent drei Tote erscheinen lässt, und die durch Motivneuerung erzielte Erweite­rung der Legende mit der Gestalt eines in einer Eremitenhöhle wohnenden Klausners, zur dessen Vision die Erscheinung der drei Toten vor den zufällig auftretenden drei Lebenden wird, lässt auf eine gemeinsame Quelle schliessen, in wel­cher alle diese Motivneuerungen in dem Rahmen der Tendenz eines gegen zeitgenössische Ketzer geführten Streites miteinander vereinigt waren. Schon in den Makarius-Legenden handelt es sich um einen Eremiten, der mit einem Schä­del über das Schicksal der Sünder in der Über-

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