KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

DRITTER TEIL. Entwicklung der Todes-Tanz- und Toten-Tanz-Motive in der lehrhaften Dichtung des Mittel-alters und in den Urtypen der Todes- und Toten-Legenden - ZWEITER ABSCHNITT. Grundformen der Todes- und Toten-Legenden

Assensibus Faves illicitis ; Tibi cogor obsequi Et exsequi, Opus rectum si judices Vei claudices A recti semitis. 1 Ebenfalls in der Form eines Monologes beklagt sich die noch im Körper lebende Seele über die Sünden, mit denen sie der Körper belastet, in vier Gedichten, welche sich in den Handschriften 137(C), 143(D), 144(A) und 145(B) des Zisterzienserstiftes von Lilienfeld befinden und den Mönch Christian von Lilienfeld teil­weise auch zum Verfasser haben (t vor 1332). Das erste Gedicht mit dem Titel : Apostropha animae plangentis ad carnem. Versibus luden­tibus ; welches im XLI. Band der Analecta hymn, von Dreves 2 nach dem Cod. Campoli­lien. 144, fol. 12a, cod. Campolilien, 145, fol. 212a, und cod. Campolilien. 137, fol. 204b ver­öffentlicht wurde, beginnt : „Christo decrescis, crescis Satanae, caro crassa, / Assa gemes Ia­crimis, imis dicabere ; nosti ?" (Zusammen 12 Zeilen). Ende : „Hortor, ut haec penses, enses Satanae tere parma, / Arma virtute tu te, vis vivere tute". 3 Das zweite Gedicht mit dem Ti­tel : Apostropha animae indignantis ad carnem. Vers, ludent., 4 beginnt : „0 caro cur gaudes ? audes gaudere morosa?" (Zusammen 20 Zei­len). Ende : „Audi dementem mentem, rogo te, bone Paule, / Aulae claustralis alis ego veler aperte / Per te, nam versus versus te concino versus. 5 Das dritte Gedicht mit dem Titel : Animae indignatio contra carnem. Versus dif­ferentiates 6 beginnt : „Marcet ut imbre rosa cre­bro, mea sie caro rosa / Per sordes putres fe­ra, tabida, morbida putres" (Zusammen 16 Zeilen). Ende : „Ad nonnum versus Chaloum scriptito versus / Octo bis ; de me scelus, oro, pater, prece deme". 7 Das vierte Gedicht mit dem Titel : Verba animae indignantis contra vitam carnalem. Versibus diff. s beginnt : „Cri­men olens vita, rea, lubrica, squalida vita . . ." (Zusammen 30 Zeilen). Ende : „Rugerum ver­sus ter denos dirigo versus, / Oro, pater, pro me Domino pia carmina prome". 9 1 vgl. Chevalier, Repert. hymnol. Anal. Bolland. 10 [1891] Nr. 7976. 2 S. 166-167; Nr. 5 Appendix. 3 Chevalier, Repert. hymnol. Anal. Bolland. 19 [1900], Nr. 24520, saec. XIII. 4 Dreves, Analecta hymn XLI. App. Nr. 6. S. 167, nach Cod. Campolilien. 144, fol. 12a, cod. Campolilien. 145, fol. 207, und cod. Campolilien. 137, fol. 204a 6 Der hier apostrophierte Paulus soll der Abt des Stiftes gewesen sein, der am 9. Juli 1316 starb. Chevalier, Repert. hymnol. Anal. Bolland. 21 [1902], Nr. 30267. 6 Dreves, Anal. hymn. XLI. App. "Nr. 7, S. 167— 168, nach Cod. Campolilien. 144, fol. i2b. cod. Campoli­lien. 145, fol. 212b, cod. Campolilien. 137, fol. 204a. 7 Chalochus war ebenfalls ein Abt des Stiftes im XIV. Jahrh. 8 Dreves, Anal. hymn. XLI. App. Nr. 8. S. 168— 169, nach Cod. Campolilien. 145, fol. 212a, cod. Campoli­lien. 137, fol. 203b. 0 Rugerus war ein Mönch des Stiftes. Chevalier, Repert. hymnol. Anal. Bolland. 29 [1910], Nr. 36445. Bei der Beantwortung der Frage, wie diese Monologe der Seele zu dem Dialog der Seele mit dem Körper überleiten konnten, muss je­ner Umstand in Betracht gezogen werden, dass die Illustrationen des Streites, der sich im Mo­ment der Trennung der Seele vom Körper zwischen den beiden entfaltet, die Seele mei­stens als ein nackter Mann, bzw. als eine in Leichentücher gehüllte Leiche aufrechtstehend dargestellt wurde, während der Körper in der Gestalt eines Skelettes im offenen Grabe lag. Der hl. Johannes Chrysostomus (t 407), der die Vererbung des zweifachen Todes, des Todes der Seele und des Körpers, von Adam her, lehrte, erklärt in der 27. Homilie seines Matthäus-Kommentars (Matth 8, 22 : Lass die Toten ihre eigenen Toten begraben . . ."), wie die Seele „tot sein" kann. Der Tod ereilt die Seele schon während ihres Daseins im Körper, denn die Sünde ist ihr Tod und der Teufel ist ihr Totengräber. Chrysostomus vergleicht sogar die „tote Seele" des Sünders mit einem im Grabe liegenden und in Leichentücher ge­wickelten Totenleichnam. 1 0 In derartigen Vor­stellungen der Kirchenväter wurzelt die Idee, die Seele als eine selbständige „Gestalt" dem Körper gegenüberzustellen. In der 4. Homilie des hl. Makarius des Ägypters 1 1 wird betont, dass jedes Wesen nach der ihm eigenen Na­tur ein Körper sei, auch der Engel, die Seele und der Dämon. Diese Lehre wurde nicht nur durch die Vermittlung des apokryphen He­bräerevangeliums und der ebenfalls apokryphen „Petruslehre" verbreitet, sondern sie wird auch in den Schriften der grössten Kirchenväter er­wähnt und besonders vom hl. Hieronymus, von Klemens v. Alexandrien, von Origenes, Justin, Irenäus und Tertullian vertreten. Die alten Kir­chenschriftsteller huldigten damit nicht einer stoischen Anschauung, sondern ihre AuFassung hat ihren Grund in der schwierigen Frage, wie die geistigen Naturen, z. B. die Seele des rei­chen Prassers, in der Hölle „gequält" werden könnte, wenn die Seele keinen Körper hat 1 2. Die Frage nach einem „Astralkörper" der Seele, als welcher schon bei den orientalischen Ma­giern und später in den Schriften der mittelal­terlichen Alchimisten das Skelett fungierte, ist echt orientalischer Natur. Schon nach altpersi­scher Anschauung wird der „Körper der Seele" durch die Sünden verstümmelt, im engsten Sinne des Wortes sogar „verwundet". Eine jede Sün­de lässt auch nach Lukianos eine Narbe auf dem Körper der Seele zurück und der Unter­weltsrichter erblickt in diesen Narben die un­zweifelhaften Beweise der Schuld, bzw. Unschuld 1 0 vgl. Bibl. d. Kirchenv. Bd. 25 ; Chrysostomus Bd. II. übers. J. Chr. Baur, S. 150 ff. 1 1 300-390 ; vgl. „50 geistliche Homilien" ; Bibl. d. Kirchenv. Bd. 10. München 1913; übers, v. D. Stiefenhofer, S. 26—27. 1 2 Stiglmayr : vgl. die Anm. 1. auf S. 26 des oben angeführten Bandes der Bibl. d. Kirchenv.

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