KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)
ZWEITER TEIL. Entstehungsgeschichte der Grundmotive des Totentanzes
- 152 — scheulich zuzusehn, weil sich dieser kerl im geringsten nit regte, sondern eben wie sie ime die glider richteten, also gleichsam erstart, dastund (Toter), und habe solches abscheuliches spil auch auf den hochzeiten, gleichsam als eine recreation oder fastnachspil prakticieren gesehn, bin aber sicher berichtet worden, dasz einmal got einen solchen spiler gestraft und der, so der tote sein sollen, warhaftig gestorben und ligen gebliben". Der Schluss ist allerdings eine Vermengung mit jener Sage des Kirchhofstanzes. 1 5. Entwicklung der mittelalterlichen Todesgestalt Das orientalische Motiv des Tanzes konnte auch vom kirchlichen Standpunkt aus ohne Schwierigkeiten auf die Person Christi in symbolischem Sinne übertragen werden. Denn sogar Christus selbst gebraucht Luk. 7, V. 32 den im 0rient wohlbekannten Ausdruck: „Wir haben euch auf Flöten gespielt und ihr habt nicht getanzt", „Cantavimus vobis tibiis, et non saltastis", was in diesem Zusammenhange soviel bedeutet : ,Wir haben euch in die Lehre eingeführt, ihr aber habt uns nicht gefolgt'. Weitere bekannte Stellen beziehen sich auf das Verhältnis der Seele zu Gott. Die Seele ist die Braut Gottes : Jerem. 31, Vs. 4: Rursumque aedificabo te, et aedificaberis, virgo Israel ; adhuc ornaberis tympanis tuis et egredieris in choro ludentium. Weiter Vs. 13 : Tunc laetabitur virgo in choro, juvenes et senes simul, et convertam luctum eorum in gaudium et consolabor eos et Iaetificabo a dolore suo. 2 Der wichtigste Anthaltspunkt für die Christianisierung des orientalischen Teufels-Todes ist die Vision von den vier apokalyptischen Reitern. Diese Vision ist eigentlich ebenfalls eine Darstellung des Triumphes Christi, des Evangeliums (der erste apok. Reiter) über den Tod und Teufel. Die anderen drei Reiter sind bestimmt Teufel. Die Farbe des roten Reiters, des Krieges, entspricht jenem vom Buddhismus überwundenen roten Teufel. Der schwarze Teufels-Reiter gab genug Gelegenheit den schwarzen Thanatos-Ker-Genius der Etrusker, den dunklen KerTod des Euripides mit dem Begriff des Teufels zu identifizieren. Auch der vierte Reiter — obwohl er „Mors" und „Thanatos" heisst — ist ein Teufel, denn die Unterwelt folgt ihm. Er ist der Herr der Unterwelt und ist zugleich „der körperliche Tod", und zwar der „Ker-Tod", der „Lethum-Tod", derdurch schreckliche Umstände, durch Hunger, Pest, Schwert und wilde Tiere tötet. Wir geben hier eine Auswahl aus der ungeheuer grossen Literatur der Apokalypsen-Er1 Simplicissimus von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen i. J. 1668. 2 vgl. Psalm 149, V. 3: Laudent nomen ejus in choro, in tympano et psalterio psallent ei : und Psalm 150, V. 4 : Laudate eum in tympano et choro laudate eum in chordis et organo : weiter Ps. 50, 10: „Exsultabunt ossci humiliata" als Antiphon des Totenoffiziums. klärungen von den ersten zwölf, bzw. dreizehn Jahrhunderten. Erst dann können wir die wirkliche Bedeutung der vier apokalyptischen Reiter ergründen, wenn wir die Meinungen mittelalterlicher und frühchristlicher Theologen kennen lernen. Eine dem hl. Ambrosius zugeschriebene Apokalypsis-Erklärung kennt die oben erwähnte Auslegung der entsprechenden Stelle der Offenbarungen scheinbar nicht. Alle vier Reiter sind nach dieser Auslegung der Herr selber. Auf allen vier Pferden reitet Christus. Das weisse Pferd bedeutet die Seligen, die vor dem Diluvium gestorben sind. Das rote Pferd bedeutet diejenigen Seligen, die bis zur Gesetzgebung gestorben sind. Das schwarze Pferd soll die Lehrer des Gesetzes bedeuten, durch deren Arbeit das Gesetz unklar und finster, unverständlich geworden ist. Das vierte, das fahle Ross, soll die Propheten symbolisieren. Auch der Reiter des vierten Pferdes ist nach dieser Auslegung des IV. Jahrhunderts Christus. Schon diese Apokalypsis-Erklärung hat sehr grosse Bedeutung für die weitere Entwicklung der TodesGestalt. Wenn nämlich Christus in einigen Apokalypsis-Erklärungen die Rolle des vierten apokalyptischen Reiters, des orientalischen Teufels-Todes spielt, so ist es auch selbstverständlich, wenn man im Mittelalter das Motiv des orientalischen Zaubertanzes, des Todes-Tanzes, welches man in den apokryphen Johannesakten dem siegreichen Heiland zugeschrieben hatte, später auf den als Teufels-Tod erkannten vierten apokalyptischen Reiter, auf den Tod ebenfalls übertragen hat. Sancti Ambrosii Mediolanensis Episcopi opera omnia torn. I. pars 2. (Migne patr. lat. XVlI. 1879. Paris. Saec. IV. annus 397 ; Sp. 895 Berengaudi expositio in Apokalypsin :) „Et ecce equus albus .... Equus albus justos designat, qui ante diluvium fuerunt. Sessor vero equi Dominus. Sp. 904. Et ecce equus rufus .... Per equum rufum justi, qui post diluvium usque ad legem fuerunt, designantur. Sessor vero hujus equi Dominus est ... . Sp. 913. Et ecce equus niger .... Per equum nigrum doctores legis possumus intellegere; nigredo enim equi sive obscuritatem legis, quam docuerunt, sive duritiam designat. Sessor autem equi Dominus est .... Sp. 920. Et ecce equus pallidus .... Videntur haec quae de equite quarto dicuntur, ad Antichristum pertinere : sed quia superiores tres equites in bonam partem interpretati sumus, ut convenirent cum apertionibus trium sigillorum ; ordinis rectitudo cogit, ut et istum in bonam partem intelligamus, quatenus concordet cum apertione quarti sigilli, quam ad prophetas pertinere demonstravimus. Equus igitur pallidus prophetas significat ; pallor vero diversis modis accidit hominibus ; aliquando namque pavore, aliquando languore, aliquando morte totum corpus occupante .... sessor autem hujus equi Dominus est, qui in prophetis suis inhabitavit. Sed valde durum videtur, quod nomen mortis habuisse dicitur : ipse enim vita est omnium electorum — sed et mors dici potest reproborum .... Nomen ergo mortis habuisse dicitur, quia Israelitico populo peccanti mortem intulit . . ." Merkwürdigerweise lautet aber die Apo-