KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

ZWEITER TEIL. Entstehungsgeschichte der Grundmotive des Totentanzes

unterhält, von zwei Hautskeletten ergriffen. Sie sind eigentlich Lemuren. Aber das Ergebnis der bisherigen Untersuchung war die Identität der Lemuren mit den Larven. Dann werden auf Taf. II. Fig. 7 und Taf. III. Fig. 1, 3—4 Darstellungen der Fahrt der Seele auf einer Quadriga in die Unterwelt mitgeteilt. Auf die­sen Bildern wird die Seele von Merkur geführt und alle Gestalten, sogar der Tote selber, sind volle Figuren und keine Skelette. Volle Figur ist auch die Gestalt des Kaisers Konstantin, der nach dem Zeugnis seines Biographen 1 auf der Kehr­seite einer kurz nach seinem Tode geprägten Münze nach Art eines Wagenlenkers auf einem Viergespann fahrend, von einer Hand, die sich von oben ihm entgegenstreckt, in den Himmel aufgenommen wird. Aber G. Kastner 2 veröffent­licht Fig. 9 eine Darstellung, deren Fundort und Entstehungszeit ich leider nicht kenne und die ich auf Tafel III. Fig. 5 nach Kastner wieder ver­öffentliche. Die Darstellung stammt wahrschein­lich aus der Kaiserzeit. Hier fährt die Seele — in der Gestalt eines Skelettes — ebenfalls auf einem Wagen in die Unterwelt und hält eine Peitsche in der Hand, mit der sie die statt der Rennpferde vor den Wagen gespannten zwei Löwen antreibt. Unter dem Wagen liegt der Körper, den die Seele soeben verlassen hat, um in die Unterwelt zu fahren. Ihr Körper wird ebenfalls als ein Skelett gekennzeichnet. Aber auch aus dem „holden Seelenführer, Mer­kur", der sonst dem Wagen vorausschreitet und die Pferde im Zaume hält, wurde ein „Skelett­Seelenführer". Dieses Skelett steht vor dem Wa­gen, besser gesagt, geht dem Wagen voran, um der Seele den Weg in die Unterwelt zu wei­sen. Kann dieses Bild anders restlos erklärt werden, als nur so ? Ist hier der „Larven-Ker­Tod" der Gemmen zugleich der tötende und führende „Skelett-Tod" ? Obwohl es aus der Beschreibung Kast­ners nicht hervorgeht, ob wir es hier mit einer Darstellung auf einer Gemme oder auf einem Grabstein zu tun haben, erlauben wir uns trotzdem den Versuch, eine Auslegung her­beizuführen, in der Hoffnung, dass es sich bald jemand finden würde, der den Schleier von der dunklen Vorgeschichte und von der wahren Be­schaffenheit dieses interessanten Bildes lüften könnte. Mir war es leider trotz allen Anstren­gungen versagt, etwas Licht in das Dunkel der Geschichte und des Fundortes dieser Darstel­lung bringen zu können, da ich nicht einmal in jene Studien einen Einblick gewinnen konnte, welche Kastner zitiert. 3 Soviel ist aber klar, dass es sich hier um eine Komposition handelt, wel­1 Eusebius : Vita Const, lib. IV, cap. 73; Konstan­tin t 22. Mai 337; Eusebius t 30. Mai 339. 2 Les danses des morts .. . Paris. Brandus. 1852. pl. II, S. 43. 3 Inscript. 1.1, p. 454 ? ; und Olfers Abhandlung „Über ein merkwürdiges Grab bei Cumae und die in demselben enthaltenen Bildwerke", in den hist.-philol. Abhandlungen der Berliner Akad. aus d. J. 1830, pl. 5, Fig. 6 ? che weniger künstlerischen Zwecken, als vieb mehr der Magie amulettartig dienen sollte, denn nach dem Bericht Kästners soll sie mit hiero­glyphenartigen Aufschriften versehen sein. Kast­ner vertritt die Meinung, dass unser Bild „ein gno­stisches Monument" sei, dass der mit den anti­ken Dämonen und mit dem jüdischen und christ­lichen Satan identifizierte Thanatos gerade un­ter gnostischem Einfluss die Skelettgestalt be­kam. 4 Kastner erwähnt auch ein faktisch gno­stisches Grabmonument, dessen Fundort ich lei­der ebenfalls nicht ausfindig machen konnte. 5 Auf diesem Grabe soll der Triumph Christi über Hades und Thanatos dargestellt worden sein. Hades wird als Drache, Thanatos als ein Skelett per­sonifiziert. Beide tragen einen Pfeil als Waffe und beide sind an das Kreuz Christi gekettet. Kästner nennt die Darstellung des Wa­genlenker-Skelettes einen Todes-Triumph. Trotz­dem ist es nicht ausgeschlossen, die auf dem Bilde auftretenden Skelette als Geister der Un­terwelt zu betrachten, die auf den Gefilden des Elysiums ihre irdischen Unterhaltungen fort­setzen. Der als Skelett gezeichnete Wagenlen­ker wäre also ein Toter, der als einstiger be­rühmter Wettfahrer dieser seiner Passion auch im Jenseits mit grossem Eifer nachgeht. Aber dieser Interpretation widerspricht, dass die Lö­wen, welche man zwar zur Kaiserzeit bei Triumphzügen einigemal als Zugtiere des kai­serlichen Triumphwagens angewendet haben mag, als Rennpferde mit dem Wettfahren nichts zu tun haben. Schon seit uralten Zeiten deu­tet der Löwe unter Begünstigung orientalischer Auffassungsweise auf das Teuflische, Spuckhafte, auf das Geheimnisvolle ; wenn also der Wa­gen der Seele von Löwen gezogen wird, so ge­schieht das in der Absicht, eine mystische Aus­legung zu erzwingen. Der Löwe bedeutet auch nach mittelalterlicher Vorstellung den Teufel und die rosenkreuzlerischen Alchemie-Symbole wollen später mit dem Reiten auf einem Löwen ge­heime psychophysische Vorgänge verbildlichen. 6 Der Kampf des Löwenbändigers Herakles mit dem Löwen von Nemea ist ja auch nach anti­ker Vorstellung das Symbol des menschlichen Ringens um die Unsterblichkeit, in welchem Ringen der Mensch durch seine Geburt von den Himmlischen zur Knechtschaft bestimmt wurde, in dem er aber doch mit göttlicher Hilfe die irdi­schen Schranken niederreissend einen morali­schen Sieg erzwingen kann. Das Löwengespann ist also höchstwahrscheinlich Symbol des geheim­nisvollen Überganges der Seele in der Fahrt vom Totenkörper in die Unterwelt, da ja die in ihrer späteren Crataeis-Gestalt als Führerin der Toten 4 vgl. darüber Kastner S. 43 Anm. 1. 2. 4. 5. 6. 7. und J. Salvador, Jésus-Christ et sa doctrine. Paris, Guyot. 1838, t. II, p. 186, note 4. 6 Kastner S. 43, abgebildet pl. II, fig. 11; und Fr. Münter, Sinnbilder und Kunstvorstellungen der alten Chri­sten. AJtona 1825, Taf. IV. Nr. 87. 6 vgl. W. J. Stein : Weltgeschichte im Lichte des hl. Gral. Stuttg. 1928; S. 318 ff.

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