KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

ZWEITER TEIL. Entstehungsgeschichte der Grundmotive des Totentanzes

als ein teuflisches Wesen in die Unterwelt führt — kaum viel Unterschied. Den Totenglauben der Antiken haben wir schon untersucht, als wir den dreifachen Gisant­Typ erklärt haben. Dort wurde auch auf den Gebrauch und Inhalt der verschiedenen Namen und Gattungen der Toten hingewiesen. Die Toten wurden in der antiken Kunst als eingeschrumpfte Körper oder als Skelette darge­stellt. Lessing gibt zu, dass es in diesem Falle auch in der griechisch-römischen Kunst Skelett­Darstellungen gegeben hat. War also in der an­tiken Kunst ein Skelett nur ein Gisant-Typ-„Bei­spiel", ein Symbol oder auch eine Person? Das Milieu, in dem die antiken Skelette auftreten, lässt uns auch ihr Wesen bestimmen. Man hat entweder das Leben der Toten in der Unterwelt dargestellt, oder die Fahrt der als Skelett gedachten Seele in die Unterwelt oder ihre Rückkehr auf die Oberwelt charakterisieren wollen. Obwohl uns die letztere Auffassung zur Lösung der Frage führt, wollen wir doch die erstere Form früher untersuchen. Der Glaube an ein überirdisches Weiter­leben der Toten im Elysium oder im allgemeinen in der Unterwelt führte zur Darstellung des Le­bens und Treibens der Toten, die auch nach ihrem Tod ihre irdischen Beschäftigungen fort­setzen. Mehrere Völker, welche von den Rö­mern besiegt worden sind, hatten Totenfeste und den sog. Totenschmaus. Nicht nur die Ver­wandten des Toten versammelten sich nach dem Begräbnis, um an einem gemeinschaftlichen Fest­mahl teilzunehmen, sondern auch auf das Grab hat man Speisen und Getränke gelegt, in der Meinung dass der Tote nächtlich aus seinem Grabe käme, und sich es gut schmecken liesse. Mit diesem Glauben hängt auch die Vorstellung der Freuden des Elysiums zusammen. Die To­ten sollen sich dort an den besten Speisen, Ge­tränken und schönsten Tänzen ergötzen. Als man freilich unter dem Einfluss des Epikureis­mus und Stoizismus diesem alten Glauben die Glaubwürdigkeit raubte, wurde er verspottet oder nur durch eine verbreitete Mode auf Gräbern und Krügen dargestellt. Obwohl Lucanus 1 die Mythen der nordischen Völker für Wahn hielt, hat er sie doch als glücklich gepriesen, da sie durch derartigen Glauben den Tod milder cha­rakterisiert haben, was weder Epikur, noch Stoa vermochte : „Quos ille timorum maximus haud urget leti metus". 2 Von den vielen Totendarstellungen auf Be­chern, Krügen und Gräbern sollen nur einige erwähnt werden. Auf einem grünglasierten Ton­becher aus Pella (Makedonien), aus dem I. Jahr­hundert v. Chr. 3 werden Skelette, sowie Kränze, Doppelflöten, Weinkrüge abwechselnd als Ver­1 Pharsalia I. 349 ff. 2 Über den Tanz im Elysium vgl. Virg. Aen. VI, 644; Tib. Carm. I, 3, 59 und Anacr. Od. IV, 16.) 3 Berl. Antiquarium ; Weber-Holländer : S. 37 ; Tal. 1. Fig. 21. zierung verwendet. Das am Bilde sichtbare Ske­lett steht gelassen, traurig und unbeweglich da. Aus dem Knochengerüst scheinen Schlangen hervorzukriechen. Auf einem ebenfalls grüngla­sierten Cantharus befinden sich tanzende Ske­lettgestalten. 4 Auf einem hellenistischen Gefäss der Schliemann-Kollektion in Berlin 5 tanzt wan­kend ein betrunkenes Skelett. Rechts von der Skelettgestalt steht ein Weinkrug. Hier kommt das lustige Leben der Toten zum Ausdruck, die an Fülle der guten Getränke berauscht tanzen. Es sind aber auch Gisant-Typ-Darstellungen. Die „Säuferei", „der Rausch" könnte kaum ein­dringlicher mit dem Vergänglichkeitsgedanken verbunden werden als auf diese Weise. Man zeichnet den Säufer nicht in voller Figur, son­dern als Skelett. Auch im Museum zu Orleans befindet sich ein antiker Trinkkrug mit vier Ske­letten, die Weinkrüge halten und zwischen Thea­termasken und einem Opferaltar (?) stehen. 6 Die interessantesten Darstellungen befin­den sich auf zwei Silberkrügen des „Boscoreale treasure" im Louvre zu Paris, die wahrscheinlich aus dem I. christlichen Jahrhundert stammen. Einer dieser Krüge wird hier Taf. I. Fig. 20 nach Weber-Holländer veröffentlicht. Die Darstellun­gen sind Karikaturen über Zyniker und scheinbar Illustrationen der Totengespräche von Lukianos. Dies letztere kann mit einiger Sicherheit behauptet werden, denn auf einer Säule, hinter dem Skelett Epikurs, steht Klotho, die also auch hier, wie bei Lukianos, den Todesgott Thanatos vertritt. Mehr Bezug auf den antiken Totenglauben als die Krüge des „Boscoreale treasure" hat das Basrelief eines Sarkophages aus Candia.' Eine Gewandfigur, wahrscheinlich ein Verwand­ter mit Becher in der Hand, opfert auf einem rechts stehenden Esstisch feine Speisen und Ge­tränke einem Toten, der als steifes und unbe­wegliches Hautskelett vor dem Tisch steht. Vom Esstisch rechts ein nackter Sklave, im Begriffe dem Toten aufzuwarten. Von der Gewandfigur links naht ein ebenfalls nackter Sklave die Dop­pelflöte blasend. Selbstverständlich geben unsdiese Bilder kei­nen Anlass, auch nur die kleinste Spur von einer Skelett-Personifikation des Todes zu entdecken. Auf diesen Bechern und Grabdenkmälern kommt der Glaube an das Weiterleben der Toten zum Ausdruck, der aber mit den auf den Gemmen entdeckten Personifikationen des Ker-Todes durch Totenskelette nichts zu tun hat. Wir nähern uns immer mehr dem orien­talischen Totenglauben und Totenzauber, der sich schon bei den Griechen und Römern ver­breitet hat. Im Orient galt es immer als schrecklichste Strafe, jemanden hinzurichten und seinen Leich­nam unbeerdigt liegen zu lassen. Dadurch glaubte 4 Louvre ; Weber —Holländer : S. 39. 5 Weber-Holländer : S. 35; Taf. I. Fig. 22. 6 ebenda: S. 41. 7 ebenda : S. 45.

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