KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

ZWEITER TEIL. Entstehungsgeschichte der Grundmotive des Totentanzes

fast den Göttern gleich gemacht. In der Rolle der Furien, d. h. als Götterbote, vertritt „der Schlaf" immer „die bessere Hälfte des Todes", er ist das mildernde Prinzip, er will dem Men­schen das Leben wiedergeben, er will ihn aus dem Schlafe wecken, aber Thanatos ist der Un­barmherzige, der den Leichnam des getöteten Menschen 1 unaufhaltsam beerdigt (wie die Lei­che Sarpedons, die er in die Heimat trägt und verscharrt) und die Seele rachsüchtig in die Un­terwelt begleitet. Dass die finsteren Eigenschaf­ten des Thanatos allgemein bekannt waren, da­für spricht die Aussage des Pausanias (5, 8, 1), dass die Person des braunschwarzen Kindes am linken Arm der Göttin Nyx (Darstellung der Truhe des Cypselus) keiner näheren Erklärung bedarf. Der eigentliche Thanatos-Tod wird in der Sarpedon-Legende mit der Furiengestalt der Keren vermengt und die Rolle des früheren Thanatos-Todes spielt im Volksglauben und auch bei Euripides „die Unterwelt," „der Hades," den der Volksglaube ebenfalls personifiziert. Früher war Thanatos ein Hüter der Unterwelt und die Furien gingen auf die Oberwelt, um die Seelen abzuholen. Bald wird aber auch der Begriff des Seelenführer-Thanatos verwischt und statt seiner eilt der Fährmann der Unterwelt auf die Oberwelt und wird zu einem „Seelenführer". Die Alexandriner übertragen auf Charon die Macht des Hades. Charon holt sich die unwilligen Toten selber. Auch die Etrusker kennen ein Un­terweltsgespenst, das aus der Unterwelt auf die Oberwelt kommt und die Menschenseelen abholt ; und diesen Dämon nennen sie den „Charu", den sie bläulich, gespensterhaft, fu­rienhaft zeichnen (s. im etruskischen Museum des Vatikans die Nachbildungen der Fresken in dem etruskischen Grab : Tomba Frangois di Vulci). Die Etrusker nennen auch andere furienhafte Gespenster, die den Menschen ab­holen oder töten : so z. B. den „Vanth" (in demselben etruskischen Grab ; beflügelt, in lange Kleider gehüllt) oder in Corneto einen Teufel mit Schlange, namens „Tuculca". 2 Aber der etrus­kische Dämon muss nicht unbedingt beflügelt erscheinen. Dem furienhaften Thanatos und dem gutgesinnten Hypnos der Sarpedonlegende ent­sprechen die schwarzen und weissen Genien der etruskischen Genienreihe. Die etruskischen Genien sind gute und schlechte Genien, obwohl in der griechisch latei­nischen Literatur und Kunst meistens von einem guten Genius gesprochen wird, der den Men­schen im Leben begleitet. Aber Horaz meint, dass dieser gute Genius wandelbar und weiss oder schwarz sei. 3 Die schwarzen Genien können sich in weisse Genien verwandeln, 1 auf den Bildern Weber-Holländer S. 2.32. und Bau­meister, Denkmäler Nr. 1810. 2 Persönliche liebenswürdige Mitteilung des Herrn Prof. Carlo Albizzati im Vatikanischen etruskischen Mu­seum ; s. auch seine wertvolle Abhandlung : Dissertazioni dell' Accademia. Seria II. Vol. 15. 8 Ep. II, 2. 187 if. wenn die Sünde schon gebüsst wurde, wie die Erinnyen zu Eumeniden werden, und wie sich auch die guten Genien, die Eumeniden nach der Sündentat in Erinnyen verwandeln. Nach den klassischen Philosophen werden die guten Menschen im Leben von guten und die schlech­ten Menschen von schlechten Genien begleitet oder verfolgt. Die Sünder werden von den Fu­rien sogar das ganze Leben lang gepeinigt, wie wir das schon im Zusammenhange mit der Fu­rie Erinnys erwähnt haben. Es ist also leicht möglich, dass die Eigenschaften der Furie, des Furien-Genius auf den Thanatos-Begriff der Moira („Mors") übertragen wurden. Auf der etruskischen Genienreihe bemüht sich ein guter und ein schlechter Genius gleichzeitig, die Seele des ge­storbenen Menschen in die Unterwelt zu führen. Der Gedanke der im Leben, wie im Tod gleich­zeitig wirkenden guten und schlechten Genien ist ausdrücklich orientalisch (mongolisch) und entspricht auch der buddhistischen Vorstellung. Der Komödiendichter, Menander, kämpft gegen die Auffassung der guten und schlechten Ge­nien. Auch dies beweist, dass diese Vorstellung" auch bei den Griechen sehr bekannt sein musste. 4 Die Polemik über das Existieren solcher Genien und die Behauptung, es gäben keine guten und schlechten Genien, richtet sich gegen Euklides von Megara. 5 Ähnliche Bestrebungen auch bei Lucilius 6 und Servius. 7 Nicht umsonst hat man auf jener Apotheose des römischen Kaisers des­sen Körper durch den Schlaf und Tod, durch den guten und schlechten Genius zu den Göt­tern tragen lassen. Das Glück und Unglück des Kaisers wird — wie schon erwähnt — auch auf den Triumphzügen durch je einen Diener vertreten. Nach der Sage soll dem Kaiser Ju­lian in Gallien sein Glücksgenius und in Persien der schreckliche Genius erschienen sein. 8 Die Todesfurien erscheinen meistens mit Schlangen bedeckt. Auch der etruskische Cha­run wurde mit je einer Schlange in der Hand und am Kopf gezeichnet. 9 Die Gestalt des Charon wurde also — ebenso wie die Thanatosgestalt — mit Motiven der Keren und Furien vermengt. Auf einer etruskischen Vase erscheint auch ein anderer etruskischer Todesdämon mit Schlan­gen. 1 0 Die mit Schlangen bedeckte Furiengestalt des antiken körperlichen Todes, des Thanatos, stimmt mit der ebenfalls von Würmern zerfres­senen Leichengestalt des mittelalterlichen kör­perlichen Todes überein. Mit der Gestalt des Todes als eines Göt­terboten, der — wie ein Priester — dem Kör­per die letzte Ehre gibt und die Seele in die Un­4 fragm. inc. XVIII. 238 ; Meineke: Clem. Alex. Strom. V. 260. Sylb.; s. Weege : S. 114, 77. 5 Censorion. de die nat. 3, 3. 6 Sat. XVI. Nr. 518 ; II. S. 193; ed. Marx. 7 ad Aen. VII. 743. 8 Ammian. Marcell. XVI. 12, 13. XXV, 2, 3. 9 Monum. dell' Ist. di corrisp. arch 1869, Vol. IX. Tav. XV. 5. 1 0 Archäol. Zeitung. 1863 Taf. III. Fig. 6,

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