KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

ZWEITER TEIL. Entstehungsgeschichte der Grundmotive des Totentanzes

gegangen ist, weil alle in ihm gesündigt haben" (s. auch Rom. 5, 14; 17 und Rom. 6, 23). „Denn der Lohn der Sünde ist der Tod ..." Nach dem Sinn dieser Stelle ist es klar, dass die richtige Auffassung über den Tod von der richtigen Auf­fassung der ersten Sünde abhängt. Die Lehre der Kirche über die Beschaf­fenheit der Ursünde, über den Urzustand der Ureltern, über ihre ursprüngliche Gerechtigkeit vor dem Sündenfall, über den Tod als eine na­türliche Folge der Ursünde und über das sofort nach dem Sterben eintretende besondere Ge­richt, war im Mittelalter auch für die Entstehung und Weiterentwicklung der Todesmotive mass­gebend, darf also auch von der Forschung nicht ignoriert werden. Der Standpunkt der Kirche 1 besonders über das Wesen der Ursünde scheint aber den Verfassern der einschlägigen Texte, sowie den Handschriftenmalern nicht immer ge­läufig gewesen zu sein, denn im Laufe der Un­tersuchungen stösst der Forscher oft auf An­schauungen, welche die laizisierende Theologie irgendeiner heidnischen oder häretischen Irrlehre entnahm. Wenn sich auch in dem Durcheinan­der der öffentlich kaum kontrollierbaren Geheim­lehren manchmal Ansätze finden, als hätte man die Ursünde weniger als Folge des Stolzes und als einen Ungehorsam, sondern z. B. eher als einen sündhaften Geschlechtsakt der Stamm­eltern betrachten wollen, so steht es trotzdem fest, dass man mit der Kirche übereinstimmend im allgemeinen drei Hauptstände der menschli­chen Natur annahm : den Stand der ursprüng­lichen Gerechtigkeit vor der Ursünde, als noch dem Menschen weder der körperliche, noch der seelische Tod drohte, den Stand der gefallenen menschlichen Natur, als der Mensch u. a. seine Integrität verlor und als der Tod zu einem natür­lichen Gesetz, zur natürlichen Folge der Ursünde wurde, und den Stand der gefallenen und erlösten Natur, in welchem durch die Verdienste des für die ganze Menschheit sterbenden Erlösers dem Menschen die übernatürlichen Gaben wiederge­geben werden und wenn auch die aussernatürli­chen Gaben noch Gegenstand eines Kampfes sind, dem ersten Tod, dem körperlichen Tod nicht un­bedingt der zweite, der seelische Tod folgen muss. Ein Bild : Christus besiegt den Teufel und den Tod, Vielmals wurde diese Szene im Mit­telalter dargestellt. Aber schon im Alten Testa­ment wird diese Erlösungstat erwähnt. Osee. 13, 14: „Aus der Hand des Todes will ich sie befreien, vom Tode sie loskaufen (die buss­übenden Söhne Israels); ich will dein Tod sein ; 0 Tod ! ich will dein Biss sein, Totenreich ! Tröstung ist vor meinen Augen verborgen" (vgl. Hebr. 2, 14). Christus besiegt ja den Tod und die Verwesung durch den Tod selbst. Mit einem Bezug auf jenen Grundsatz, dass der Tod die Folge der Sünde ist, wird vom Teufel gesprochen, der die Macht des Todes hat. Christus hat am Tod teilgenommen, wie alle Kinder Evas; Hebr. 2, 14-15: (14.) „Da nun die 1 M. J. Scheeben, Handb. d. kath. Dogmatik. Freib. i. Br. Herder. 1925. Bd. II. S. 591 ff. Kinder Fleisch und Blut gemein haben, so hat auch er gleichermassen daran Teil genommen, damit er durch den Tod dem die Macht nehme, welcher die Gewalt des Todes hatte, das ist dem Teufel, (15.) und diejenigen befreite, welche durch die Todes­furcht das ganze Leben hindurch in Knechtschaft gehalten wurden." Die Ursache, warum später Gestalten des Todes und des Teufels ineinander geschmolzen sind, findet sich auch in einer Äusserung Christi an seine Gegner, die er die Söhne des Teufels nennt. Und der Teufel war seit Anbeginn ein Menschenmörder, wie später der Tod allein : Joh. 8, 44 „Ihr habt den Teufel zum Vater, und wollet nach den Gelüsten euers Vaters tun. Die­ser war ein Menschenmörder von Anbeginn. und ist in der Wahrheit nicht bestanden Hier ist also der Teufel der „körperliche Tod", da er durch die Lüge den Menschen aus dem Reiche der Ewigkeit geraubt hat. Diese Macht der Lüge hat Christus durch die Macht Gottes vernichtet: 2. Tim. 1, 10. „Jetzt aber ist sie (die Macht Gottes) offenbart worden durch die Erschei­nung unseres Heilandes Jesus Christus, der den Tod vernichtet, dagegen Leben und Unverwes­lichkeit an's Licht gebracht hat durch das Evan­gelium." Christus hat nach der hl. Schrift nicht nur kör­perlich mitgemacht, was jeder Mensch im Tode leiden muss, auch seine Menschenseele musste denselben Weg machen, den die Seelen aller Verstorbenen wandern. Er ging in das Toten­reich, aber nicht, um dort unterworfen zu wer­den, sondern, um jene Seelen, die vor dem Be­ginn des Erlösungswerkes, trotz der gefallenen und unerlösten Natur, sich zur Seligkeit erhe­ben, aber bisher (wohl noch nicht erlöst) der Seligkeit nicht teilhaftig werden konnten, in das Reich der Seligen zu führen. Alle hierauf zu be­ziehenden Stellen berufen sich auf die Psalm­stelle Ps. 15, 10 „denn du wirst meine Seele nicht im Totenreiche lassen, noch deinen Heili­gen (nämlich Christus) die Verwesung schauen lassen." Mit einem Hinweis auf diese Stelle wird auch in der Apostelgeschichte die Aufnahme der Seele Christi im Totenreich als eine Vorbe­dingung des vollständigen Sieges des Heilandes angenommen. Wie hätte er unsere Vergänglich­keit und den Tod besiegen können, wenn er nicht bis in die Unterwelt gegangen wäre, um durch einen grossartigen Sieg auch dort sich los­zukaufen und auch jene aus der Macht der „Vorhölle" zu befreien, deren Erbteil die Selig­keit werden muss ! Apostelgesch. 2, 24 : „Gott aber hat ihn aufer­weckt, von dem Schmerze des Totenreiches ihn befreiend, wie es denn unmöglich war, dass er von demselben festgehalten würde." Ap. 2, 27: wird jene Stelle des 15. Psalms zitiert. Und Ap. 2, 31 : „so hat er (David) in die Zukunft schauend von der Auferstehung Christi gesprochen, dass dieser näm­lich nicht im Totenreiche gelassen ward, noch sein Fleisch die Verwesung schaute." Ap. 13, 36 —37: (36.) „Denn David ist, nachdem er zu seiner Zeit dem Willen Gottes gedient hatte, entschlafen, und wurde

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