Szücs György szerk.: München - magyarul, Magyar művészek Münchenben (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2009/6)
TANULMÁNYOK - Walter Grasskamp | Akadémiai művészek
WALTER GRASSKAMP | DER AKADEMIEKUNSTLER Neben den zwei Typologien dem Künstlers, der Hofkünstler (16-18. Jahrhundert - nach Martin Warnke) und dem ihn ablösenden Ausstellungskünstler (19-20. Jahrhundert - nach Oskar Bätschmann) ist es von großer Bedeutung, einen weiteren Typ von diesen beiden zu unterscheiden: der Akademiekünstler, der sozialhistorisch anders einzuordnen ist als die anderen. Während sich diese nach ihren Einkünften und Geschäftsfeldern definieren, ist für die Bestimmung des Akademiekünstlers die Art der Ausbildung maßgebend. Dieser Typ bildete sich in der Neuzeit heraus, ist keine missing link zwischen den beiden anderen Künstlertypen; die sozialhistorischen Ubergangsfelder zwischen den drei verschiedenen Typen sollen erst erforscht werden. Zum anderen unterscheidet sich der Akademiekünstler vom Handwerkkünstler, dessen Dominanz von dem Akademiekünstler gebrochen, sein Ausstellungsprivileg eingeschränkt und sein Monopol in der Ausbildung des kunsthandwerklichen Nachwuchses aufgehoben wurde. Im Unterschied zum Amateur und zum Handwerkkünstler war der Akademiekünstler zwar ein angesehener und selbstbewusster Typ, aber in der Sozialgeschichte der Kunst lange Zeit ein eher unerforschtes Wesen, obwohl in der Neuzeit die überwiegende Mehrzahl der Künstler zu diesem Typus gehörte. Es ist einerseits bedauerlich, dass die Frage der Akademie wenig erforscht wurde, andererseits aber erfreulich, dass die akademische Künstlerausbildung seit wenigen Jahren zu einem neuen Schwerpunkt der kunstwissenschaftlichen Forschung geworden ist. Was ist aber ein Akademiekünstler? Mit dieser Bezeichnung ist jener Typ gemeint, der entweder als Hofkünstler eine Akademie besucht oder dort sogar gelehrt hat. Uber eine Akademie sprechen wir nur im Sinne von Hochschulen, die befugt sind politisch anerkannte Diplome für bildnerische Berufe auszufertigen, und überwiegend oder völlig aus öffentlichen Mitteln finanziert werden. Es waren aber gerade auch private Akademien, die in der Herausbildung der modernen Kunst eine bedeutende Rolle spielten; etwa die 1868 gegründete Académie Julian, die als besonders fortschrittlich galt, nicht nur wegen ihres Kunstverständnisses, sondern auch, weil sie Frauen zum Studium zu liefe und ausländische Studenten aufnahm, womit sich die offizielle Ecole de Beaux-Arts lange Zeit schwer tat. Ahnlich gruppierten sich in München zahlreiche Privatschulen um die Königlich-Bayerische Akademie der Bildenden Künste, in denen sich Studenten auf die Aufnahmeprüfung der Kunstakademie vorbereiten oder ein Privatstudium absolvieren konnten. Die Geschichte der Vorbereitungsschulen, Privatakademien, „Damenakademien" und nationalen Zirkel um einen fortgeschrittenen Künstler ist leider wenig erforschbar, da diese Schulen selten Zeugnisse ihrer Existenz und Lehrsysteme in Archiven und Bibliotheken hinterlassen haben. Das gilt auch für die Künstlerkolonien - vor allem dezidiert un- und antiakademische Kolonien, ein weiterer Schauplatz künstlerischer Professionalisierung -, wo sich akademisch ausgebildete und amateurhaft engagierte Künstler zusammentaten und gegenseitig inspirierten. Auch die Geschichte der offiziellen Kunstakademien ist noch nicht geschrieben, neben einer Vielzahl exemplarischer Hausgeschichten einzelner Akademien sind übergreifende Darstellungen eher Mangelware. Genau betrachtet hat der Begriff des Akademiekünstlers zwei verschieden große, aber konzentrische Geltungsbereiche, denn er betrifft im weiten Sinne alle dort ausgebildeten Künstler und im engen Sinne die Professoren, die dort lehrten und somit in doppeltem Sinne Akademiekünstler waren. Im weiten Sinne ist der Begriff nicht spezifisch, weil in der europäischen Moderne fast alle an einer Akademie studiert haben. Auch im engen Sinne ist die Typologisierung nicht einfach, weil viele Absolventen von Kunstgewerbeschulen anschließend noch einige Semester an Kunstakademien studierten, sowie viele Professoren an Kunstgewerbeschulen an Kunstakademien ausgebildet worden waren und versuchten, von ihrer Professur an einer Kunstgewerbeschule zu einer an der Kunstakademie aufzusteigen.