Szücs György szerk.: München - magyarul, Magyar művészek Münchenben (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2009/6)

TANULMÁNYOK - Szinyei Merse Anna | Magyar festőtanárok lengyel tanítványai Münchenben

ANNA SZINYEI MERSE | POLNISCHE SCHÜLER VON UNGARISCHEN MALERN IN MÜNCHEN München war nicht nur für die Ungarn, sondern auch für die Polen ein künstlerisches Zentrum von hervorragender Bedeutung. Diese weltoffene Stadt mit liberaler Gesinnung war für die ihrer staatlichen Selbstständigkeit für über hundert Jahre beraubten Polen sogar noch viel mehr: Hier konnten sie frei lernen, an Ausstellungen teilnehmen, mit ihrer Kunst sogar ihren Lebensunterhalt verdienen, ohne dass ihnen die Verbundenheit mit ihrer Nation zum Nachteil geworden wäre. Die Mitgliederzahl der polnischen Kolonie wird in der polnischen Forschung im Zeitraum von der ersten Immatrikulation 1828 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges auf mindestens fünfhundert geschätzt. Die Polen bildeten also neben den Ungarn die gröfete ausländische Künstlergruppe in München. Das nationale Bewusstsein der mit Ungarn seit vielen Jahrhunderten freundschaftlich verbundenen Polen war schon immer durch starke Historizität geprägt. Als Nation ohne Land vermochten sie ihre Kultur auf ein hohes Niveau heben, wodurch sie auch ihre Identität wahren konnten. (Es ist nur zu bedauern, dass die anlässlich des 200-jährigen Bestehens der Akademie auf dem Internet zugänglich gemachten Daten in nationaler Gruppierung als eher ahistorisch zu bewerten sind, zumal dabei nicht die tatsächliche Heimat der ehemaligen Künstler, sondern die heutigen politischen Grenzen berücksichtigt worden sind. Dadurch waren nicht nur die Ungarn aus Siebenbürgen/Transsilvanien oder aus Oberungarn, sondern auch die Polen betroffen, die nicht selten als Russen oder Litauer usw. eingestuft wurden. Im Katalog der Ausstellung zum Bizentenar der Münchner Akademie wurden die Kunstanalysen abermals Kollegen anvertraut, die offensichtlich nicht im Geringsten bemüht waren, auf gewisse nationale Empfindlichkeiten Rücksicht zu nehmen, die sich ergeben können, wenn bestimmte Namen einfach als etymologische Frage angesehen und die historischen Fakten ausser Acht gelassen werden.) In München als Schauplatz der polnisch-ungarischen künstlerischen Beziehungen spielte Sándor Wagner eine fundamentale Rolle. In den vierundvierzig Jahren seiner Lehrtätigkeit hatten ihn insgesamt 67 polnische Malerstudenten zu ihrem Lehrer gewählt. Wagner begann seine Tätigkeit an der Akademie am 16. April 1866 als Hilfslehrer und so gehörte die Malklasse von Anschütz nunmehr den Anfängern. 1869 erhielt Wagner seine endgültige Ernennung zum Leiter der Technischen Malschule, später wurde ihm auch die Historienmalerei und schließlich eine Kompositionsklasse anvertraut. Aus Memoiren ist uns bekannt, dass er auf Grund seiner hohen Ansprüche und seiner bravourösen Malfertigkeit auch von seinen Schülern eine höchst gründliche zeichnerische Vorbereitung abforderte. Aus diesem Grund wurden - obwohl dies nicht seine, sondern die Aufgabe der unteren Klassen gewesen wäre - Übungen durchgeführt, solange die erforderliche Routine nicht erreicht worden war. Unter Wagners frühesten polnischen Schülern ragt Maksymilian Gierymski (1846-1874) hervor. Da in der Zeit der Unterdrückung sämtliche polnische Kunsthochschulen geschlossen worden waren, um die Jugendlichen an die Akademien der Reichszentren - nach Sankt Petersburg, Berlin, Wien - zu steuern, zogen diese das unabhängige München vor. So tat auch Gierymski, als Student Teilnehmer des Warschauer Aufstandes gegen die Russen, der 1867 aus Warschau nach München gekommen war. Seine kompakt gehaltenen, Flachlandschaften darstellenden Landschaftsbilder sind mit jenen von Eduard Schleich d. A. (1812-1874) verwandt. Gierymski verliefe die Akademie 1868, wobei sein ehemaliger Landsmann, Józef Brandt (1841-1915) eine Rolle gespielt haben dürfte. Dieser hatte 1867 in der bayrischen Hauptstadt sein Atelier eröffnet, das für die Polen der wichtigste Treffpunkt und seit 1875 auch Privatschule war. Gierymski liefe sich auf den Rat von Brandt hin in der Privatschule des Franz Adam, vorzüglicher Meister von Schlachtbildern und Pferdespezialist, weiterbilden. 1869 haben beide, Brandt und er, ihre Bilder polnischer Thematik in der renommierten Münchener internationalen Ausstellung

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