Mikó Árpád szerk.: Pannonia Regia, Művészet a Dunántúlon 1000-1541 (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2006/4)

DEUTSCHER AUSZUG - Mikó, Árpád: Die Wiedergeburt Pannoniens

schuf. In der zweiten Hälfte der 1480er Jahre trafen in der königlichen Bibliothek dutzendweise die Werke der gefrag­testen florentinischen Miniaturmaler wie Attavante degli Attavanti, Gherardo und Monte di Giovanni del Fora ein, reicht verziert mit aus der Monumentalmalerei übernomme­nen oder gerade auf Miniaturen ausgearbeiteten Bildtypen. Jenes Jahrzehnt war die Blütezeit der all'antica Miniaturma­lerei, als König Matthias und Lorenzo de'Medici diese Werkstätten als gleichrangige Mäzene beschäftigten. Die all'antica Malerei gehörte ebenso zum Repräsentationsin­strumentarium Matthias' wie die Bildhauerei oder Architek­tur. In der Quattrocentomalerei verband sich die Forderung nach Naturtreue mit dem Problem des dargestellten Rau­mes. Im Hintergrund der Tafelbilder, der religiösen Szenen sieht man meist all'antica Architektur. Beispiele für exakt konstruierbare Raumdarstellungen schmückten auch das Frontispicium jener Florenzer Corvin-Kadizes, die zwi­schen 1485 und 1490 nach Buda gelangten. Die bronzene Aedicula-Tafel auf dem Titelblatt der Philostratus-Corvina (IX­1.), die mehrere Innenräume darstellende Miniatur des von Attavante geschaffenen monumentalen Missale Roma­num (Brüssel, BR), oder das kulissenartige Bauwerk auf der Didymus-Corvina (New York, PML) - im Rahmen tau­chen, halb hinter den Pfeilern verborgen, auch König Mat­thias und Königin Beatrix auf - sind gleichzeitig Ausdruck der neubelebten Antiquität wie der veränderten Betrach­tungsweise. 11 Diese neue Sicht des Raumes geriet in der Monumentalmalerei Italiens häufig in Widerspruch zum gotischen Raum der Kirchen und veranlaßte die Meister, Architekturelemente im all'antica Stil zu malen. Wir irren uns wohl kaum, wenn wir hierzu auch den Architekturrah­men der antiken Fresken zählen, die den mittelalterlichen Wohnturm der Burg zu Esztergom schmücken. Die dicken, ungegliederten Wände wandelten sich zu Scheinarchitek­tur; die Füllelemente des Tores aus dem 13. Jh. versah man mit einem dicken Putz, der mit farbiger Bemalung - eine Reihe Blätter und aufgefädelter Scheiben darstellend - be­deckt wurde, an den glatten Torbogen aber zauberte man quadratische Kassetten. 12 Auch in Buda, in nuce, dürfte diese Art imaginärer Architektur vertreten gewesen sein. Fraglich ist allerdings, wie der architektonische Raum selbst ausgesehen hat. Im Zuge der Ausgrabungen des Burgpalastes von Buda kam eine imposante Menge kunstvoll bearbeiteter Steine der Renaissance zum Vorschein, und hauptsächlich auf diesen gründet das Bild, das man sich vom Renaissancepalast Kö­nig Matthias' macht. Da Ausgangspunkt und Schlußfolge­rung oftmals zusammentreffen, sind alle - verbalen und bildlichen - Rekonstruktionen unsicher, nicht so sehr Er­gebnisse der wissenschaftlichen Erforschung des Palastes, sondern vielmehr hinter die - zuweilen sozrealistischen, zuweilen postmodernen - Kulissen der Matthias-Legende zu verweisen. 13 Wir wissen weniger, als sich uns Möglich­keiten anbieten: das Steinmaterial des Palastes wurde in seiner Gesamtheit noch nicht aufgearbeitet (vgl. : VII-9, 11, 12, 14, 18.). Das Beispiel Visegräds gibt zu denken: in den Jahren 1477-1478 „besiegelte" man die Eheschließung von Beatrix und Matthias mit einem repräsentativen gotischen Gebäude; das Baujahr des Innenhofes, in dem der Herku­les-Brunnen steht, ist 1484 - ein terminus post quem sowohl für die fontana, als auch die Balustrade. Aus den letzten Jahrzehnten der Herrschaftszeit Matthias' können weder die Spätgotik, noch die Renaissance ausgeklammert wer­den. Lehrreicher als zweifelhafte Spekulationen dürfte die Un­tersuchung der mit der Architektur verknüpften kunsthand­werklichen Gattungen sein. Am wichtigsten sind die Majoli­ka-Funde und als deren hervorragende Vertreter die Fußbo­denfliesen, 14 aus denen sich zwei Serien zusammenstellen lassen : die eine reiht sechs- und viereckige, die andere acht­und viereckige Elemente aneinander. Die Hexagonalfliesen haben zwar übereinstimmende Abmessungen, doch ihre Verzierung ist unterschiedlich; es gibt darunter ein Import­fabrikat außergewöhnlich feiner Bemalung (sein Paarstück kam in Eger zum Vorschein) und grober gemalte lokale Massenware (davon wurde in Vác eine größere Menge ge­funden). Zahlreiche Stücke zieren die Embleme des Hauses Aragonien und König Matthias' : ein offenes Buch, ein von flammen umgebener Kessel, Diamantberg, Brunnen, Sand­uhr (VIII-1-9.). In Italien, wo diese Art der Handwerks­kunst geboren wurde, verbreitete sie sich in den Jahren um 1470. Sie waren als all'antica Padiment gedacht, das den Fußboden der Innenräume von Palästen, der Arbeitszim­mer und kleineren Säle (in den Kirchen der Familienkapel­len) bedeckte. Papst Nikolaus V., Piero de'Medici, Alfonz von Aragonien oder Federico da Montefeltro erwarben die­sen Luxusartikel für ihre Paläste. 1S Dazu gehörten auch der Budaer Palast Matthias' sowie - ein einziger Funde bezeugt es (VIII-37.) - seine Residenz in Visegrád. Eine sehr bedeutende Rolle neben Architektur und Male­rei spielten sowohl in Buda, als auch in Visegrád die Skulp­turen. 16 Nur aus Berichten wissen wir von den beiden das Tor bewachenden Erzhelden, dem auf einer Säule stehen­den Herkules aus Bronze, dem all'antica Alterego Matthias' und einem Ahnen aus den Mythen der Ungarn sowie von den ebenfalls mit Statuen geschmückten Springbrunnen. Die Bronzeplastiken wurden 1526 von den Türken ver­schleppt, die Steinplastiken gingen unter. In Buda fand man außer Fragmenten eines monumentalen Reliefs lediglich leere Skulpturensockel. Am interessantesten ist ein aus mehreren Elementen von rotem Marmor zusammenstellba­rer Sockel, dessen runde und quadratische Elemente Bron­zeapplikationen zierten (VII-9.), und auf dem eine wesent­lich kleinere als lebensgroße Plastik (vermutlich aus Stein) gestanden hat; nicht die Größe, sondern ihr Kontext waren für die Monumentalität der Statue ausschlaggebend. In Vi­segrád stieß man ebenfalls auf leere Sockel (VII-3.), doch blieben hier - wenn auch fragmentiert - auch Skulpturen erhalten. Am bedeutendsten ist der Herkules-Brunnen, des­sen Gesims die mit der Hydra von Lerna ringende Figur des kindlichen Herkules krönte, auf den Platten des Brunnen­kranzes aber ist das Matthias-Wappen zu sehen. Letzthin kam das Bruchstück einer ungewöhnlich fein gearbeiteten, qualitätsvollen Puttenstatuette aus rotem Marmor zum Vor­schein, bei der es sich — der Form nach Rundplastik — wohl gleichfalls um eine Brunnenfigur handelt (VII-6.). An sie knüpfen zwei weitere Reliefs aus rotem Marmor an: das Relief einer die Tuba blasenden Putte sowie einer ein geöff­netes Buch haltenden Putte (VII-4-5.); ein jüngst gefunde­nes Stück letztgenannter ergänzt die heraldische Interpreta­tion dieser beiden (in gewisser Weise zusammengehörigen) Fragmente. Bildwerke aus rotem Marmor wurden in Un­garn von italienischen Meistern gefertigt - selbst wenn nicht

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