Mikó Árpád szerk.: Pannonia Regia, Művészet a Dunántúlon 1000-1541 (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2006/4)

DEUTSCHER AUSZUG - Mikó, Árpád: Die Wiedergeburt Pannoniens

alle von einer Hand geschaffen sind -, doch trafen aus Italia auch Importwerke ein. So beispielsweise das Tabernákulum aus weißem Marmor, das in der Palastkapelle stand, und von dem bislang zwölf Fragmente identifiziert werden konnten, obwohl die Forschung noch nicht abgeschlossen ist (VII-7., s. noch \TI-8c-d.) Aufgrund seines Mittelteils ist der Hei­ligenschrein den florentinischen Tabernakeln des Zeitalters zuzuordnen, sein Meister gehörte - laut Jolán Balogh - dem Kreise des Benedetto da Majano an. Die Funktion der übri­gen in Visegrád zum Vorschein gelangten, nur teilweise aufgearbeiteten Fragmente aus weißem Marmor (VII-8.) ist gegenwärtig noch unsicher; ein vergoldetes Kandelaber­bruchstück dürfte ebenfalls zur Einrichtung der Kapelle gehört haben. Da die Grabungen in Visegrád fortgesetzt werden, ist mit dem Auftauchen weiterer Fragmente zu rechnen, und ihre Interpretation wird sich wohl noch desöf­teren ändern. Auch in Buda waren die Steinmetzarbeiten aus weißem Marmor Importwerke. Das riesige, mit Raben geschmückte Brunnenbecken dürfte in fertigem Zustand aus Florenz eingetroffen sein (VIII-11.). Ebenso bestellte Matt­hias in der Werkstatt des Verrocchio einen Sprinbrunnen aus weißem Marmor, der vielleicht niemals nach Buda ge­langt ist; aber ein Epigramm, das Angelo Polizianio auf den Springbrunnen des ungarischen Königs schrieb, wird für ewig ein lebendiger Quell der Interpretation sein. 17 Dieser verschwenderische Reichtum, der die königlichen Residen­zen (in erster Linie Buda und Visegrád) kennzeichnete, war im Lande wohl kaum nachvollziehbar. Der Gedanke an ein Imperium sank zusammen mit Matthias ins Grab, und mit ihm auch die künstlerische Repräsentation. König Wladis­law IL wußte mit den großen Bildhauerwerken oder der Bibliotheca Augusta nichts anzufanden, und Matthias' ein­stige Umgebung nicht viel mehr. Nur ein einziges religiöses Werk von der Hand italienischer Bildhauer gelangte - unse­ren bisherigen Kenntnissen zufolge - außerhalb des Hofes nach Nagyvázsony, ein Madonnenrelief (VII-43.). IV. Die frühesten in Stein geschnittenen all'antica Motive Transdanubiens (des ganzen Landes) blieben in Veszprém erhalten. Mit dem Namen des Bischofs Albert Vetési (fl486) kamen drei gotische Steinmetzarbeiten zum Vor­schein (die erste aus 1467), für deren Inschriften man Anti­qua-Buchstaben verwendet hatte. Das ist kein Werk des Zufalls und darf nicht vernachlässigt werden; das wenige, was uns vom Mäzenatentum des Bischofs bekannt ist, ent­hält zu viele all'antica Elemente. Die Schenkungsurkunde des Marmoraltars (ebenfalls mit einer Inschrift in Antiqua : VII-40.) der St. Georgskapelle ist eine Arbeit im Renaissan­cegeschmack aus dem Jahre 1476 (IX-46.), und auch das Meßgewand war in Italien gefertigt (X-51.). Das einzige bekannte Exemplar seiner Bibliothek - ein Priscianus-Band -wurde 1470 in Venedig gedruckt. 18 Seit den Forschungen, die Ágnes Ritoók-Szalay durchführte, weiß man von dem Humanistenzentmm in Veszprém, das mehrere Jahrzehnte hindurch bestand. Hier war der auch zu Galeotto Marzio gute Kontakte unterhaltende Ladislaus Bozkovicz Dom­propst, der (nachdem er das Land 1485 verlassen hatte) in Mähren die ersten all'antica Gebäude errichten ließ (Mo­ravská Tfebová, 1492). 19 Lukács Apáthy ging von hier als Dompropst nach Eger, wo er in der Budaer Werkstatt des Francesco da Castello ein prunkvolles Pergament-Missale für die Veszprémer Kirche in Auftrag gab. 20 Auch János Vitéz d. J., Präsident der Sodalitas Litteraria Danubiana, hatte in der Stadt einen Kreis Humanisten um sich versam­melt; sein glänzendes Pontificale gehört noch heute zu den bestgehüteten Schätzen der Biblioteca Apostolica Vatica­na. 21 Die in der Kathedrale gefundenen Renaissance-Stein­schnitzereien entstammen alle dem 16. Jahrhundert, doch scheint die humanistische Tradition kontinuierlich zu sein. Wenn der Literaturhistoriker das Veszprém des 15. Jh. mit Esztergom, Vác, Pécs oder Várad vergleicht, benennt er damit gleichzeitig jene Kunstzentren, an denen man die Stadt messen konnte. Die all'antica Tradition ist auch hier auf das Zeitalter Matthias' zurückzuführen, und Albert Ve­tési wirkte in der Frühzeit der ungarischen Renaissance als Mäzen. Wie es scheint, ging die Renaissance anfangs wirk­lich nicht über die Mauern der Domkapitel hinaus, und war eher den gebildeten Kirchenherren, die Italien bereist hat­ten, als dem Beispiel Matthias' zu verdanken. Esztergom als Zentrum der Kunst dient mit einer anderen Lehre: aus der Zeit des János Vitéz blieben nicht einmal symbolische Stein Schnitzereien der Renaissance erhalten, gotische dagegen umso mehr; lediglich seine Bibliothek zierten in Italia illuminierte Manuskripte. Hier kann das Erscheinen des all'antica Gebäudeschmucks an die Familie von Beatrix gebunden werden, und zwar eher nach 1490. Humanisten gab es auch hier : zum Beispiel einen Verwand­ten des Janus Pannonius, Péter Garázda, von dessen Bü­chern mehrere reich verzierte Manuskripte erhalten sind; sein Grabstein (den er sich selbst setzen ließ) ist eines der ersten all'antica Grabmäler des Landes. Auch Mihály Kesz­tölczi ließ sich ein Renaissance-Epitaphium errichten (VII­29.); die von ihm gestiftete St. Hieronymus-Kapelle aller­dings hatte eine gotische Tür. 22 Doch das große Zeitalter brach erst mit Tamás Bakócz an, der die Stadt zum führen­den Kunstzentrum des Landes machte. Sein wichtigstes Werk ist seine Totenkapelle, das erste Gebäude mit zentra­lem Grundriß jenseits der Alpen. Aus Esztergom gelangt der Typ weiter in den Norden. Bakócz' in rotem Marmor und vergoldeter Bronze erstarrter Pomp versuchte, eine Fortsetzung der künstlerischen Repräsentation Matthias' zu sein; eine ganze Anzahl der königlichen Schätze (z. B. die Kalvarie) gelangte in Bakócz' Besitz; auf der Throntapisse­rie Matthias' ließ er das Wappen des Königs mit seinem eigenen verdecken. Der Nachfolger von Bakócz in Eszter­gom war György Szathmári, zur Zeit der Jagellonen einer der bedeutendsten Mäzene. Er verbrachte nur einige Jahre in der Stadt, aber in dieser Zeit baute er am Erzbischofspa­last weiter, und unter seinen 1527 in die Burg zu Drégely geretteten Schätzen wird eine mit Edelsteinen besetzte Gar­dine erwähnt. Sein figürlicher Grabstein aus rotem Marmor stand im St. Adalbert-Dom. 23 Im Nachlaß von Pál Várday, er war in der Zeit nach der Schlacht von Mohács Erzbischof, sind mehrere von ihm gestiftete Goldschmiedearbeiten an­geführt, die er vermutlich noch vor 1543 für den St. Adal­bert-Dom in Auftrag gegeben hatte. 24 In Pécs, unserem dritten Beispiel, entfaltete sich die Re­naissancekunst erst ab Beginn des 16. Jahrhunderts, mit der Wahl von György Szathmári zum Bischof, das heißt, mehr als drei Jahrzehnte nach dem Tode des Janus Pannonius. Bei den beiden heute bekannten italischen all'antica Werken, die neben anderen im Auftrage Szathmáris entstanden, handelt es sich um wahrhaft „königliche", die den Werken eines

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