Mikó Árpád szerk.: Pannonia Regia, Művészet a Dunántúlon 1000-1541 (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2006/4)

DEUTSCHER AUSZUG - Takács, Imre: Die Werkstätten der Gotik im 13. und 14. Jahrhundert

reas II. und Béla IV. folgte das Siegel des König-Stephans­Konventes ( convenues regis Sancti Stephani) von Szentki­rály bei Esztergom, das zu den wichtigsten „glaubwürdigen Orten" (Notariatsstellen) des Landes zählte. 22 Der Stil des Typars des Konvents von Pannonhalma, das in die Zeit des Abtes Urias datiert werden kann, wurde durch die stilisti­sche Orientation der Abschlußphase des Kirchenbaus be­stimmt (V-2.). 23 Die spärliche gegenständliche Hinterlassenschaft der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zeugt von der Kenntnis der gotischen Formsprache in weitem Kreise. Die Drachen­figur und das an Anhornblätter erinnernde verbindende Blattwerk an der Krümme eines bronzenen Hirtenstabes, gefunden in Nagyvázsony, lassen sich mit dem gravierten Ornament der Deckplatte des Kopfreliquiars in Melk von umstrittener Provenienz 24 und mit dem Drachenrelief des Wandgrabmals im Chor der Franziskanerkirche von Sopron vergleichen. 25 Das Bild von der Kunst der Zeit von Béla IV. wird durch das vornehme gotische Doppelsiegel der „wel­schen" Bürger von Esztergom (sigillvm latinorvm civitatis strigoniensis) abgerundet (V-4.). Ein herausragendes Denkmal der Architektur vom Ende des 13. Jahrhunderts ist auf dem behandelten Gebiet die Franziskanerkirche von Sopron, in dem zwischen Chor und Schiff ein gewölbter Lettner stand (IV­24.). Die Bruch­stücke wurden in der Nähe der Kirche von Ernő Szakái erschlossen, auch die beispielhafte Rekonstruktion des Baus ist ihm zu verdanken. 26 Die klare Gliederung und die maß­haltende, sich auf die Pfeilerkapitelle und die Schlußsteine beschränkende Dekoration des Lettners in Sopron nimmt bereits - genau den künstlerischen Vorstellungen der Bettel­orden entsprechend - den linearen Baustil des 14. Jahrhun­derts vorweg. Mehrere Hundert Fragmente von Wandpfeilern, Wim­pergen, Baldachinen und Statuen, die im Umkreis der Ab­teikirche von Pilis ans Tageslicht gefördert wurden, hatten zu einem inneren Bau von viel komplizierterer und reicherer Dekoration als der Lettner in Sopron gehört (IV-33.). Wei­tere Baureste, die sich an Pfeilerresten und am Fußbodenni­veau der Kirche abzeichnen und mit den vorhin erwähnten Fragmenten zusammengehören, bezeugen eindeutig, daß wir es mit einem ebenfalls gewölbten Lettner zu tun haben, der das Langhaus der Kirche in zwei Teile geteilt hatte. 27 Auf den Pfeilern der Stirnarkaden und auf den Wimpergen darüber beziehungsweise zum Teil unter dem Gewölbe der Durchgänge standen wohl Figuren von unterschiedlichen Maßen, von denen sich die Bruchstücke einer Madonna und mehrerer weiblicher Heiligen - darunter einer Margarete von Antiochien - sowie eines Engels, der eine Krone hält, identifizieren lassen. Ein kleinformatiger sitzender Löwe von gleicher Herkunft dürfte Bestandteil einer Tierfolge zu beiden Seiten der Wimperge gewesen sein, die man sich ähnlich dem Wimperg der Straßburger Westfassade (Abb. 16) oder des Nordportals des Augsburger Domes vorstellen kann. 28 Nicht nur die Rolle der Löwenfragmente lassen sich durch bayrische Parallelen erläutern, auch der Stil der Dra­perienfragmente und der weiblichen Köpfe läßt sich von der Rottweiler und der Augsburger Bildhauerei herleiten. Der expressive Gesichtsausdruck der Piliser Köpfe, die lächeln­den Münder, die geschwollenen Augen und die kapriziös gewellten Haare (Abb. 17) stehen süddeutschen Denkmä­lern nahe wie die Figuren der Lorenzkapelle von Rottweil, der plastische Schmuck am Nordportal des Augsburger Doms oder eine sitzende Madonna im Bayerischen Natio­nalmuseum 29 (Abb. 18). Die architektonischen Parallelen des Lettners von Pilis finden sich ebenfalls in diesem Raum (Abb. 19). Die süddeutschen Stilverbindungen des reichge­schmückten Lettners zwischen dem Oratorium der Mönche und dem der Konversen dürften mit der Abstammung des Bauherrn, des Abtes Heinrich, und mit seiner diplomati­schen Tätigkeit im Gebiet des Reichs in engem Zusammen­hang stehen. 30 Ähnlicher Weise lassen sich die persönlichen Verbindun­gen des Bauherrn mit dem Stil des Werkes bei Statuen-, Relief- und kleinen bauplastischen Fragmenten aus dem 14. Jahrhundert nachweisen, die im Umkreis des Domes von Pécs zum Vorschein gekommen sind (IV-34-36.). Diese Fragmente gehörten wahrscheinlich zur Innenausstattung der Marienkapelle, die nördlich des Domes von Bischof Nikolaus gestiftet und errichtet wurde. 31 Die Überreste der Kapelle wurden von Mária G. Sándor erschlossen. Das Fundmaterial läßt sich nach Steinmaterial, Bearbeitung und Stil in zwei Gruppen teilen, die bemalten und vergoldeten Stücke, die dem Stil der Fragmente aus Pilis näherstehen, sind vermutlich etwas früher entstanden. Zu dieser Gruppe gehört als Bruchstück eines Hochreliefs ein annähernd le­bensgroßer, zur Seite blickender Bischofskopf (IV-34.), der wohl vom Grabmal des Stifters stammt. Die stilistischen Parallelen des gewaltigen hochstrebenden Blattes im Hin­tergrund eines stark beschädigten Reliefs mit der Darstel­lung der Reiterfigur des heiligen Georgs (Abb. 20) ist unter den ornamentalen Fragmenten aus Pilis bekannt (IV-33. 1). Daß der Bau der Kapelle nach dem Tod des Stifters (1360) auch unter seinem Nachfolger, Wilhelm von Bergzabern (1361-1374), fortgesetzt wurde, ist durch ein Wappenstein aus der zweiten Gruppe der Fragmente bezeugt (IV-39.). 32 Der Wappenschild mit einem griechischen Kreuz, Lilien und gekreuzten Schlüsseln läßt sich aufgrund des Pontifi­kalsiegels von Bischof Wilhelm mit seinem persönlichen Wappen identifizieren (V-12.). 33 Diese zweite Gruppe be­steht aus Fragmenten von unbemalten Statuen und Reliefs aus feinkörnigem dichtem Kalkstein sowie aus bauplasti­schen Fragmenten eines Baus aus ebendiesem weißen Kalk­stein und Rotmarmor (IV-39-46.). 34 Unter den Statuen gehören kniende und stehende adorierende Engel (IV-42. und Abb. 21), und unter den Reliefs eine unversehrte Pro­phetenbüste sowie die Bruchstücke eines Reliefzyklus des Marienlebens (IV-43-46.) zu dieser Gruppe. Der Stil der außerordentlich qualitätvollen Plastiken verweist nach dem Rheinland und nach Frankreich. Der Gebrauch eines offen­bar persönlichen Pontifikalwappens, vereint mit dem Fami­lienwappen, richtet sich nach den heraldischen Repräsenta­tionsgewohnheiten der Kurienkardinäle (Abb. 22). Auch in Ungarn findet man ein Beispiel für die Schaffung eines Gelegenheitswappens unter den geistlichen Siegeln, am Kardinalssiegel des Erzbischofs Demetrius von Esztergom (Abb. 23). Eine Glanzleistung der Bildhauerei Ungarns im 14. Jahr­hundert war die Anjou-Grabkapelle in der Propsteikirche von Székesfehérvár, die heute nur mehr aus spärlichen Fragmenten bekannt ist. 37 Die Deutung des rotmarmornen gwanr-Bruchstückes von rätselhafter Gestaltung und Zuge­hörigkeit, das neuerdings von István Horváth in Esztergom entdeckt wurde, ist auch hinsichtlich der Grabmäler in Szé-

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