Mikó Árpád szerk.: Pannonia Regia, Művészet a Dunántúlon 1000-1541 (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2006/4)

DEUTSCHER AUSZUG - Takács, Imre: Die Werkstätten der Gotik im 13. und 14. Jahrhundert

kesfehérvár sehr aufschlußreich (IV-47.). Das Fragment von Esztergom stammt offenbar aus dem 14. Jahrhundert und zwar nach Zeugnis der wertbaren Details wahrschein­lich von der Hand des Meisters des Grabmals von König Ludwig dem Großen (IV-48a.), und hängt nach der wohl­begründeten Annahme von István Horváth mit dem Testa­ment Ludwigs des Großen aus Aversa des Jahres 1350, beziehungsweise mit der jenem folgenden Stiftung zusam­men. Der Text, der in der Chronik des Anonymen Minori­ten überliefert wurde, bezeugt die Kenntnis der gesonderten Beisetzung des Herzen, wie sie am französischen Königshof üblich war, auch für Ungarn. 38 Nach der wahrscheinlichsten Annahme ließ der König nach der Wahl seines Bestattungs­ortes in der Franziskanerkirche von Esztergom auch die dortigen Königsgräber aus der Arpadenzeit, die Grabmäler von König Béla IV., Königin Maria und Prinz Béla, er­neuern. Die gemeinsame Inschrift der drei Gräber, deren vollständiger Text durch den Verfasser der sogenannten Bilderchronik (um 1360) überliefert wurde, wird von der Quellenkritik einhellig in eine viel spätere Zeit als der Tod König Bêlas, nämlich in das 14. Jahrhundert datiert. 39 Die Möglichkeit der Zusammengehörigkeit des Tumbafrag­ments und der Inschrift wird auch dadurch bekräftigt, daß ein Inschriftstein mit den ersten beiden Zeilen der Grabin­schrift im 18. Jahrhundert noch gesehen wurde, wahr­scheinlich in der Burg. 40 Die erkennbaren Spuren einer Ausbesserung verweisen ebenfalls darauf, daß es sich um ein nachträglich wiederhergestelltes Königsgrabmal handelt, das aber nur Béla IV. gehört haben kann. Das Königsgrab­mal in der Franziskanerkirche von Esztergom dürfte wäh­rend der türkischen Belagerung von 1526 beschädigt wor­den sein, und die Ausbesserung erfolgte dann durch den Austausch des Gesichtsteiles. Für eine ähnliche Ausbesse­rung aus dem 16. Jahrhundert finden sich auch unter den südfranzösischen Grabmälern Beispiele (Abb. 24). Die Quellenangaben vom Beginn der 50er Jahre des 14. Jahr­hunderts, die sich auf die Errichtung dieses Grabmals bezie­hen lassen, werfen aber zugleich noch einmal die Datie­rungsfrage der Deckplatte der Tumba von Székesfehérvár auf. Wenn der Meister der Fragmente von Esztergom und Székesfehérvár tatsächlich identisch sein sollte, dann kann die Entstehungszeit der beiden Grabmäler keine dreißig Jahre auseinanderliegen. Demnach wäre es aber möglich, daß das Fragment von Székesfehérvár doch nicht zum Grabmal von Ludwig dem Großen (tl382), sondern zu dem von Karl Robert (IT 342) gehörte, und darin könnten zu­gleich auch die erheblichen Stilunterschiede unter den Fragmenten der Anjou-Grabkapelle ihre Erklärung finden. ANMERKUNGEN 1 Vgl. den Aufsatz von Pál Engel im vorliegenden Band. 2 Zu dieser Frage zuletzt bei Bogyay, T. : A karoling-kori Veszprém problémája. Veszprém kora középkori emlékei [Das Problem Vesz­prém zur Karolingerzeit. Die Denkmäler Veszpréms aus dem frü­hen Mittelalter]. Veszprém 1994, 6-15. 3 Marosi 1984a; vgl. den Aufsatz Marosi, E. : Esztergomi stílusréte­gek 1200 körül [Stilschichten um 1200 in Esztergom] im vorliegen­den Band. 4 Hervay, F. L. : Repertórium historicum ordinis cisterciensis in Hungária. Roma 1984, 29. 5 Zur Baugeschichte von Pilis bei Gerevich 1985a, 132-137; vgl. noch die Einleitung zum Katalogposten IV-4. 6 Gábriel, A. : A magyar-francia királyi udvar középkori kapcsolatai [Beziehungen des ungarischen und des französischen Königshofes im Mittelalter]. Pécs 1944, 26. ' Zu den spätromanischen Beziehungen der Kapelle bei Tóth S. 1983. 8 Die stilistische Analyse der Ornamentik siehe bei Marosi 1984a, 67-73. 9 Bony,J. : The Resistance to Chartres in Early Thirteenth Century Architecture. The Journal of the British Archaeological Association 20-21 (1957-1958) 35ff. 10 Sauerländer 1990, 394. 11 Kimpel-Suckale 1985, 516, Abb. 505. 12 Freigelegt von István Horváth aus dem Pfeiler der Brücke aus der Türkenzeit (16.-17. Jh.) der Burg von Esztergom. Für die freundli­che mündliche Mitteilung möchte ich ihm an dieser Stelle meinen Dank aussprechen. 13 London, Victoria and Albert Museum, Inv.Nr. A.3-1911; Wil­liamson-Evelyn 1988, 32-35. 14 Zu den französischen Stilverbindungen des Kreuzganges von Somogyvár bei Marosi 1972 ; Marosi 1984a, 133-134. 15 PRT I. 623, 628-629, 636, 645-646. 16 PRT I. 658. 17 PRT1. 671-672. Vgl. Levárdy, F. : Pannonhalma építéstörténete [Die Baugeschichte von Pannonhalma] II. MÉ 8 (1959) 124. 18 Marosi 1984a, 123 bezieht die Angabe über die Weihe nur auf die Ostteile der Kirche. Dieser Hypothese scheint aber nicht nur die königliche Urkunde aus 1224, sondern auch das 1226 verfaßte feierliche Testament des Abtes Urias zu widersprechen, in dem er wiederholt auf den abgeschlossenen Wiederaufbau des ganzen Klosterensembles zu sprechen kommt; PRT I. 680-682. Vgl. Ta­kács, I. : Mü és személyiség a 13. században. Uros pannonhalmi apát müvészetpártolásáról [Werk und Persönlichkeit ím 13. Jahrhun­dert. Von der Mäzenatentätigkeit des Abtes Urias von Pannonhal­ma]. Pannonhalmi Szemle 1 (1993) 105-106. 19 Zur Rekonstruktion des Grabmals siehe die Einleitung zum Ka­talogposten IV-21. 20 Barnes, C. F. Jr. : Le problème Villard de Honnecourt. Les Bâtis­seurs des cathédrales gothiques. Strassbourg 1989, 209-223; Vgl. Takács, I. : Villard de Honnecourt utazása a művészettörténetben (mit dt. Zusammenfassung: Die Reise des Villard de Honnecourt in der Kunstgeschichte) AH 22 (1994) 15-19. 21 Hervay, F. L. : Repertórium historicum ordinis cisterciensis in Hungária. Roma 1984, 142. 22 Takács 1992a, 60-61, Tafel XXVI. 23 Daselbst 27, Abb. XXVII. 24 Falk, B. : Bildnisreliquiare. Aachener Kunstblätter 59 (1991-1992)212, Abb. 124. 25 MMüv 1300-1470, II. Abb. 633. Aufgrund seiner Anbringung und seines Stils dürfte dieses Relief, ursprünglich wohl die Stirn­platte eines Nischengrabmals, deren Nische zur Zeit zugemauert ist, eher in die erste Bauperiode der Kirche, in das ausgehende 13. Jahrhundert gehören. 26 Vgl. die Beschreibung des Lettners von András Nemes vor dem Katalogposten IV-24. in vorliegendem Band. 2 ' Siehe die Einleitung zum Katalogposten IV-33. und die Zeich­nungen von Endre Egyed daselbst in vorliegendem Band. 28 Suckale 1993, 85, Abb. 64. 29 Suckale 1993, 109, Abb. 88. 30 Zur Rolle des Abtes Heinrich von Pilis bei der Stiftung der unga­rischen Kapelle von Aachen: Székesfehérvár 1982, 60, 70-71; MMüv 1300-1470, I. 223; über Abt Heinrich als Bauherr des Lettners: MMüv 1300-1470, I. 458. 31 MMüv 1300-1470, I. 458. 32 Abgebildet bei G. Sándor 1994. 33 Veröffentlichung des Siegels bei Takács 1984, 49, Tafel XI/50. 34 Sämtliche Bruchstücke waren im Herbst 1989 in einer Sonde­rausstellung des Historischen Museums der Stadt Budapest zu sehen, als dieser Fund zum erstenmal der Öffentlichkeit vorgestellt

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