Nagy Ildikó szerk.: Székely Bertalan kiállítása (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1999/2)

BAKÓ, Zsuzsanna: FORSCHUNGSBEITRÄGE ZUM OEUVRE VON BERTALAN SZÉKELY

Bei seinen Arbeiten in der Matthiaskirche kam Székely dem um die Jahrhundertwende dominierenden Jugendstil am nächsten, ohne sich allerdings mit dessen geistigen Inhalt und Ästhetiztsmus zu identi­fizieren. Die Verwandtschaft seiner Werke mit dem Jugendstil ist in erster Linie auf sein geniales Formgefühl, seine Neigung zu Improvisationen und seine künstlerische Vertiefung, sein Schwelgen in den Färb- und Formvariationen zurückzuführen. Diese Tendenz findet in der Malerei seiner Schülern, den Meistern der Künstlerkolonie Gödöllő und in einigen Arbeiten von Ignác Roskovics eine Fortsetzung. Die Reihe der sakralen Werke von Bertalan Székely schließt mit zwei Mosaiken in der Leopoldstädter Basilika, die er zwischen 1895 und 1897 schuf. 1895 erhielt Székely den Auftrag, vier Szenen aus dem Leben Jesu zu malen, die für die Gewölbezwickel der Kuppel vorgesehen waren. 263 Das Programm hatte Pfarrer Lénárt Lollok erarbeitet, und Székely fertigte 1896 auch die Skizzen zu den Bildern an. 264 Die vorgelegten Entwürfe fanden jedoch nicht das Gefallen des leitenden Architekten József Kauser. Grund dafür war, daß sich Székely nicht dem Renaissancegeist der Basilika angepaßt hatte. 265 In einem Brief an den Rat der Bildenden Künste vom Oktober 1897 verteidigte sich der Maler damit, daß er, um die abstrakte Form zu finden, hellere Farben verwendet, den Naturalismus vermieden und die Einfachheit der Komposition betont hätte. 26 " Die Kommission akzeptierte seine Meinung, forderte ihn aber auf, die Entwürfe nach Möglichkeit zu verändern und eine realistischere Vortragsweise anzustreben. 267 Székely - der, wie es scheint, bei seinen Wandgemälden in der Matthias­kirche der künstlerischen Abstraktion immer näher gekommen war und eine stilisierte, weniger plastische, die Fläche betonende, mit hellen Farben gemalte und die Linienzeichnung hervorhebende Darstellungsweise gefunden hatte - wollte dem hauptsächlich von Kauser vertretenen Wünschen offensichtlich aber nicht nachkommen. Das führte schließlich dazu, daß die Kommission Kausers Vorschläge und Gegenargumente annahm und die Beauftragung Székelys zurückzog. 268 Es gab ein langes Hin und Her, und Székely schuf letztlich nur für die Lünetten über dem Kirchenportal eine Komposition, auf der Christus und zwei Engel dargestellt sind. Auf Kausers Vorschlag wurde das Werk noch 1894 von der Firma Salviati in ein Mosaik umgesetzt. 269 Die fertige Arbeit läßt eine gewisse Müdigkeit und Unlust verspüren, was nach der oben skizzierten Vorgeschichte auch nicht verwunderlich ist. Ganz anders wirken die Skizzen, die mit frischen Farben und einer klaren und hellen Komposition die Läuterung seines künstlerischen Stils und seinen endgültigen Bruch mit der Romantik markieren 270 (Kat-Nr.: 168, Kat.-Nr.: 169). Die letzten und bedeutendsten weltlichen Wandge­mälde, die Székely ausführte, war der Freskenkomplex im Festsaal des Rathauses von Kecskemét. Die Entscheidung über den Freskenschmuck des Jugendstilgebäudes, das 1893-1896 von Ödön Lechner und Gyula Partos errichtet wurde, traf das Kulturministerium 1894. Mit der Festlegung des Themas und der Ausschreibung wurde der Rat der Bildenden Künste beauftragt. 271 Bei der Programmwahl hielt man sich zwei Gesichtspunkte vor Augen: Zum einen sollte sich das dargestellte Ereignis irgendwie mit der Stadt Kecskemét verbinden, zum anderen sollte es auch dem tausendjährigen Jubiläum des Landes würdig sein. Der erste Vorschlag sah die Abbildung der Schlacht von Alpär vor, wurde aber ver­worfen. Auf der Sitzung vom 22. Februar 1895 kamen auf Székelys Vorschlag sechs Szenen zur Diskussion: der Blutvertrag, die Zeit von Stephan dem Heiligen, die Zeit von Ludwig dem Großen, die Zeit von Matthias, die Zeit von Maria Theresia und die Königskrönung 1867. 272 Székely fertigte die Entwürfe an, die auf der Millenniumsausstellung 1896 - nun schon in einer mit der ausgeführten Form überein­stimmenden Dreiergliederung der ganzfigurigen Darstellung - auch gezeigt wurden. 2 ' 3 Von den Skizzen wurden zwei Themen als Darstellungen über eine ganze Wandfläche realisiert: Der Blutvertrag und an der gegenüberliegenden Wand Die Krönung Franz Josephs I. im Jahre 1867. Die übrigen Wandseiten zieren Porträtfolgen. 2 ' 4 Das Prunkstück des Saals ist zweifellos das Wandbild Blutvertrag, das auch in Székelys Œuvre einen hervorragenden Platz einnimmt (Kat.-Nr.: 173). Als Vorläufer - zumindest unter inhaltlichem Ge­sichtspunkt - ist die Darstellung Blutvertrag aus der 1847 von Johann Nepomuk Geiger geschaffenen Folge zur ungarischen Geschichte anzusehen. Székely schuf jedoch anstelle des ursprünglich romantischen Bildes im Biedermeierstil, unter Beibehaltung der Anordnung der Gestalten, ein formal völlig neues Bild. In seinem Werk liegt die Betonung auf den Linien, den Farben und dem Rhythmus. Die Plastizität läßt sich nur aus einigen wenigen Schattierungen erahnen. Die natür­liche Umgebung wird einzig und allein durch das Grün der Grasfläche und die Baumstümpfe markiert. Auf die Bedeutung des Ereignisses verweisen die am Fuße der rechtsseitigen Figur in verwaschenen Kon­turen sichtbar werdenden Gestalten, die sozusagen als Beobachter des Ereignisses zugegen sind. Das Bild ist von hellen Farben, einer die flache Linienzeichnung betonenden Darstellung und einer märchenhaften Stimmung gekennzeichnet. Es kommt mit seinem stilistischen Formengut - ähnlich wie die Wandbilder der Matthiaskirche - wenn auch nicht bewußt, so doch stilistisch dem Jugendstil nahe. Gegenüber dem Wandgemälde Blutvertrag malte Székely Die Krönung Franz Josephs 1. 1867. Wie bekannt, hatte er sich in einer Aquarellfolge und in Form von Ölskizzen schon 1867 mit dem Thema beschäftigt. Hier im Kecskeméter Rathaus stellte das Ereignis das Schlußbild des Programms dar, denn es war der chro­nologische Schluß der - durch die Porträts der großen Persönlichkeiten skizzierten - Ereignisse der ungarischen Geschichte. Die Feierlichkeit der Szene wird durch die Betonung der teilnehmenden Personen abgeschwächt, wodurch auch das Ereignis selbst an

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