Nagy Ildikó szerk.: Székely Bertalan kiállítása (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1999/2)
BAKÓ, Zsuzsanna: FORSCHUNGSBEITRÄGE ZUM OEUVRE VON BERTALAN SZÉKELY
Bedeutung verliert. Es ist vielleicht das einzige Werk Székelys, das ein gewisses Desinteresse spürbar werden läßt. All das wird aber durch die mit stilisierten Motiven verzierte, dreigegliederte Abbildung der historischen Persönlichkeiten ausgeglichen, die sich über die ganze Wandfläche zieht. So wird vor allem durch den Rhythmus der Darstellung die ästhetische Wirkung des ganzen Saales betont. Über den Rhythmus schreibt Székely in seinem Brief an den Bürgermeister von Kecskemét: „Das ganze Dasein ist erfüllt von Rhythmuserscheinungen. Herzklopfen, das Geräusch von Schritten, der Wechsel von Tag und Nacht, der Wechsel der Jahreszeiten, der vom Lauf der Gestirne abhängt, das Denken, die Erscheinungen, die sich in Gefühlen und Ereignissen wiederholen - alles sind Rhythmuserscheinungen. So verlangt die Architektur, die eine den menschlichen Bedürfnissen entsprechende Gestalt mit dem Zubehör der großen Gesetze der Natur, Druck, Rhythmus, Symmetrie usw. als Ausdrucksweise versehen muß, daß es sich auch in der Malerei, die die Architektur ergänzen will, ähnlich verhält." 275 Es ist Székelys Talent, Formfertigkeit, Phantasie und Gefühl für Monumentalität zu verdanken, daß in der Wandmalerei des Kecskeméter Rathauses trotz des bescheidenen ikonographischen Programms die historische Einheit zum Ausdruck kommt, obwohl die wichtigen historischen Epochen zwischen den beiden dargestellten Ereignissen nur durch Personen dargestellt sind. Székely konnte das vor allem durch den Stilwechsel erreichen. In Anpassung an den Jugendstil des Gebäudes bediente sich der Maler auch bei den Abbildungen der Wandgemälde des Jugendstil-Formenguts. Die Unausgewogenheit bei den historischen Themen wird auf die Weise durch die Harmonie der formalen und stilistischen Elemente ausgeglichen, und es entstand ein repräsentativer Freskenkomplex der ungarischen Nationalgeschichte. Zusammenfassend kann über die Wandmalerei von Bertalan Székely gesagt werden, daß sie einem großen Leitprinzip folgte: Der Künstler paßte sich immer streng und konsequent dem Stil des Gebäudes an. In diesem Sinne nutzte er bei den Neorenaissancebauten das Formengut der Hochrenaissance (Opernhaus und MÁV-Mietshaus), bei barocken Bauten die barocken Formen (Abteikirche von Tihany) und bei romanischem oder gotischem Stil die Formen der Frührenaissance (Dom zu Pécs und Matthiaskirche) als Quelle und fügte dem seine eigenen schöpferischen Fähigkeiten, seme schöpferische Phantasie hinzu. Verbunden mit dem Geist des europäischen Historismus nährte sich seine Kunst aus akademischen Traditionen und klassischen Werten. Diese Elemente integrierte er, ähnlich wie seine europäischen Zeitgenossen, in seine Werke, und so können wir eine geistige und oft auch stilistische Verwandtschaft zu den Vertretern der Wiener historischen Wandmalerei (K. Rahl und seiner Schule), den Münchener Nazarener-Malern (P. Cornelius und Schnorr von Carosfeld) und der Kunst des strengeres, geschlosseneres Formengut bevorzugenden A. Rethel beobachten. Die Annäherung an den Jugendstil resultiert aus der künstlerischen Sensibilität und Genialität Székelys, wobei er sich teils von seinem instinktiven Gefühl, teils von seiner Aufgeschlossenheit und Empfänglichkeit für neue Stile und Techniken leiten ließ. In diesem Sinne bildet seine Wandmalerei ein wichtiges Kettenglied zur Anknüpfung an die neuen, modernen Stilrichtungen.