Nagy Ildikó szerk.: Székely Bertalan kiállítása (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1999/2)

BAKÓ, Zsuzsanna: FORSCHUNGSBEITRÄGE ZUM OEUVRE VON BERTALAN SZÉKELY

Restaurierung und Ausmalung der Kirche wurde im November 1873 von Franz Joseph I. unterbreitet, der auch eme kleinere Summe für diesen Zweck zur Verfügung stellte. 24 ' Kultusminister Ágoston Trefort erließ eine Verordnung über die Erneuerung der Kirche. Daraufhin wurde eine Baukommission für die Hauptkirche von Burg Buda gegründet. Leitender Architekt war Frigyes Schulek. 246 1875 legte Schulek die fertigen Entwürfe für die Matthiaskirche vor. 247 Als erstes wurden Entwurf und Ausführung der Glasfenster der Kirche in Angriff genommen. Zunächst erhielt Ferenc Storno den Auftrag, doch Schulek hatte eine negative Meinung von seiner Arbeit, und die Entwürfe Stornos wurden nicht angenommen. 248 Im April 1884 wandte man sich dann an Bertalan Székely. Er sollte auf Vorschlag von Arnold Ipolyi das Altarbild der heiligen Elisabeth aus der Kirche von Kaschau auf die Glasfenster kopieren. Székely lehnte den Vorschlag ab, mit der Begründung, daß er für die Transpo­nierung der Tafelbilder in Glasmalerei Farbenproben durchführen müsse, die bis zu drei Jahren dauern wür­den. 249 Nach neuerlichen Beratungen wurde das ikono­graphische Programm von Ipolyi verworfen, und auf Vorschlag von Ágoston Trefort ging der Auftrag für die Glasmalerei nun im Juni 1884 an Bertalan Székely und Károly Lötz. Lötz entwarf die heilige Elisabeth, Székely die heilige Margarete, und beide Künstler erarbeiteten gemeinsam die Gestalt der Jungfrau Maria im südlichen Hauptschiff. 250 Székely war im Dezember 1884 mit seinem Teil der Arbeit fertig, die Ausführung übernahm Ede Kratzmann. 251 Im Februar 1890 stand die Entscheidung über die vollständige Innenausmalung der Kirche an. Obwohl Béla Lipthay gegen das Bemalen des Innenraumes war, wurde der Vorschlag von Schulek befürwortet. Er berief sich auf eine alte Bemalung der Kirche im 13. Jahrhundert, denn man hatte 1874 an der Kirchen­mauer ein altes ornamentales Motiv gefunden. 252 Die Künstlern des Historismus haben die Ornamentik häu­fig bei monumentalen Wandmalereien verwendet, und auch die zeitgenössischen Kritiker hielten eine orna­mentale Bemalung für wichtig und notwendig. „Diese kleine, liebenswerte Schwester der monumentalen Wandmalerei haben die Meister in der Blütezeit der Kunst in vollem Maße geschätzt." 253 Die Entwürfe wur­den von Székely gemeinsam mit Schulek erarbeitet und im Juli 1890 der Kommission vorgelegt. 254 Im Hauptchor und in der Heiligkreuzkapelle ist die Wandornamentik am reichsten und am vollkommen­sten. Besonders schön und abwechslungsvoll wirkt die Dekoration der Heiligkreuzkapelle. Die stilisierten Motive erscheinen hier besonders kühn, manchmal nehmen sie gänzlich bizarre Formationen an. Wegen der unglaublichen Vielfalt der künstlerischen Improvisation und der Anwendung der Flächen­wirkung wird der Name Székelys hier zum erstenmal von der Fachliteratur mit dem Jugendstil in Verbindung gebracht 255 (Abb. 76). Über die legendarische Bemalung der Kirche entschied der Minister für Religions- und Unterrichts­wesen nach der Kommissionssitzung im Mai 1891. 236 Im Oktober des gleichen Jahres baten Probst Mihály Bogisch und Béla Czobor darum, keine Ausschreibung für die Malerei zu veröffentlichen, sondern sofort Bertalan Székely mit der Arbeit zu betrauen. Da man jedoch den gründlichen und wohlüberlegten Arbeitsstil Székelys kannte und befürchtete, daß er nicht rechtzeitig fertig werden würde, ersuchte man auch Lötz, sich an den Arbeiten zu beteiligen. 257 Das Programm erarbeitete Béla Czobor, und im Dezember 1891 wurde es der Kommission vorgelegt. 258 In dem Programm gerieten die sakralen Themen - durch die bevorstehenden Millenniumsfeierlichkeiten - zuneh­mend in den Hintergrund. Der Leitgedanke war jetzt die christliche Standhaftigkeit des Landes - Ungarn als Schutzbastion Europas. Eine herausragende Rolle erhielt die Jungfrau Maria als Schutzpatronin Ungarns. Székely und Lötz arbeiteten 1892 und 1893 in der Kirche. Die sehenswerteren und größeren Wandflä­chen im Hauptschiff fielen auch diesmal Lötz zu. Székely malte die Wandbilder in den drei Seiten­kapellen und in der südlichen Vorhalle. 259 Als erstes begann er 1890 mit der Loreto-Kapelle. Das Programm für die Wandbilder dieser Kapelle hatte Schulek nach dem Wunder von Loreto zusammengestellt. 260 Székely malte in den Gewölbekappen singende Engel, die Spruchbänder in den Händen halten, auf denen Lobpreisungen für Maria zu lesen sind. Über der Eingangstür ist der Flug der Santa Casa von Loreto dargestellt: Zwei Engel tragen das Haus, auf dem Dach sitzt die Madonna mit dem Kind. In der Verzierung der Loreto-Kapelle dominiert die Linienzeichnung. In bezug auf die Gesamtwirkung ist auch hier - wie bei den ornamentalen Verzierungen - die Nähe des Jugendstils zu bemerken. 1892-93 vollendete Székely die Bemalung der St.-Emmerich-Kapelle, wo er die Stigmatisation des heiligen Franz von Assisi, des Schutzheiligen von Franz Joseph, abbildete. 261 Das Fresko paßt sich der gotischen Architektur an. In gotischem Rahmen und verziert mit stilisierten orna­mentalen Motiven zeigt die Szene eine Predigt des heiligen Franziskus für die Vögel (Abb. 77). Zur Bemalung der St.-Stephanskapelle kam es erst 1896. Das Hauptbild ist die Szene Stephan der Heilige emp­fiehlt Ungarn dem Schutz der Jungfrau Maria, die geschichtlichen und sakralen Inhalt zusammenfaßt und die Staatsidee des heiligen Stephan verkörpert. Die weiteren Kompositionen der Kapelle, Stephan der Heilige verkündet das Christentum und Stephan der Heilige besiegt das Heidentum, stehen mit ihrer zeich­nerischen Linienführung und der flächenartigen Darstellung ebenfalls dem Formengut des Jugendstils nahe. Die Berührung mit dem Jugendstil wird beson­ders bei zwei aus der Schöpfungsgeschichte gewählten Szenen deutlich - beide sind vernichtet, wir kennen sie nur von Glasplatten. 262

Next

/
Thumbnails
Contents