Nagy Ildikó szerk.: Székely Bertalan kiállítása (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1999/2)
BAKÓ, Zsuzsanna: FORSCHUNGSBEITRÄGE ZUM OEUVRE VON BERTALAN SZÉKELY
besten Werken gleichfalls von den Parallelen der biblischen Vorbilder Gebrauch macht - Die Beweinung des László Hunyadi (Beweinung Christi) und Dózsás Volk (Bauernkrieg) (Kreuzabnahme) - und die Richtung der französischen akademischen Malerei in das nationale Thema adaptiert, während er auf einzelnen Bildern auch die Farbenwelt der französischen Romantik zur Geltung kommen läßt. Die Historienbilder von Madarász - Kurutzen und Labantzen, Felicián Zách, Thökölys Traum - haben die ungarische Historienmalerei vor allem mit einer tiefen psychologischen Darstellung und der Wiedergabe einer dramatischen Erhabenheit, frei von oberflächlichem Pathos und erfüllt von aufrichtigen Gefühlen, bereichert. Eme gefühlvollere, dem Menschen nahestehendere Richtung der Münchener Malerei - nach dem repräsentativen historischen Malstil von Cornelius, Kaulbach und später Piloty - vertraten Sándor Wagner mit seinen Bildern Isabella nimmt Abschied von Siebenbürgen und Die Selbstaufopferung des Titus Dugovics sowie Gyula Benczúr mit seinen frühen Historienbildern wie zum Beispiel Der Abschied des László Hunyadi oder Die Gefangennahme Rákóczis auf Burg Nagysáros. Diese wenigen Beispiele machen bereits deutlich, daß die ungarische Historienmalerei in den fünfziger und sechziger Jahren „volljährig" geworden war. Die Werke warfen nationale Schicksalsfragen auf und repräsentierten ein hohes künstlerisjches Niveau. Sie beinhalteten nicht nur nationale Werte wie die Symbole der Verbundenheit mit den Idealen von 1848, sondern auch höhere universelle ethische und humane Werte. Die hier analysierte Historienmalerei von Bertalan Székely fügt sich mit bedeutenden Werken in die Periode dieser Kunstgattung von 1850 bis 1867. Székely ist es gelungen, die zu Beginn seines Schaffens formulierten Vorstellungen von der Schaffung einer nationalen Historienmalerei zu verwirklichen. Den Prinzipien von József Eötvös entsprechend schuf er eine in Inhalt und Form gleichermaßen nationale Malerei. Die vom Adel inspirierte historische Anschauung erfüllte er mit moralischem Inhalt und machte sie so geeignet, höhere Ideale zum Ausdruck zu bringen. János Dobai formuliert das Wesen seiner Kunst folgendermaßen: „... seine Hauptaussage sind die aufopferungsvolle patriotische Heldenhaftigkeit und der Ruhm der moralischen Integrität. Em wichtiges Moment besteht darin, daß das patriotische und das moralische Ideal in Székelys Kunst immer kompliziert miteinander verflochten oder zumindest nahe beieinander erscheinen." 80 Seine Bilder bauern in erster Linie auf diesen beiden Gedankensystemen auf. Die nationalen und die universellen Ideale kommen gleichzeitig, eng miteinander verbunden zum Ausdruck. Die Aussage semer Werke kann nicht nur als historisches Beispiel für adligen-patriotischen Heldenmut dienen, sie läßt sich auch fürjeden und jederzeit als allgemeine moralische Norm nutzen und ist eine Summierung der humanen Werte. Auch in der Gestaltung der Formensprache der ungarischen Historienmalerei vertrat Bertalan Székely die Integration. Geleitet von der geistigen Inspiration der deutschen Romantik erhob er das erhabene adlige Pathos vor allem in lyrischer Sprache in die nach Monumentalität verlangende historische Kunstgattung. Diese Tongebung fand er hauptsächlich in dem Stil von Karl Friedrich Lessing und Alfred Rethel, die in der Düsseldorfer Schule der deutschen Malerei wirkten. Székely verband diesen Stil mit den strengen, klaren Kompositionsprinzipien der akademischen Lehre. Durch ebendiesen komplexen Charakter seiner Kunst und nur so war die historisierende akademische Malerei mit der von Rethel und im übertragenen Sinne auch von Karl Rahl repräsentierten Richtung zu verbinden. Gleichzeitig ist Székelys Stil wegen dieser Komplexität eine mit nationalen Inhalt erfüllte, unverfälschlich individuelle Romantik. Bis 1867 stellte das Schaffen von Bertalan Székely einen nationalen Schatz dar. Nach dem österreichischungarischen Ausgleich hingegen war seine Kunst wegen der kritischen Interpretierungsmöglichkeiten seiner aktuellen politischen Aussage nicht mehr „zeitgemäß" und somit unerwünscht. So wurde Székely wiederholt übergangen und gemieden. Für die Museumsaufnahme seiner Bilder aus der Zeit nach 1867 - Ladislaus V., 1870; Thököly nimmt Abschied, 1873; Der Ausfall Zrínyis, 1883 - mußte er einen harten Kampf führen. Die selbstgestellte Aufgabe hatte seine Malerei jedoch erfüllt, und sie erfüllt sie bis heute: Mit dem Maßstab des universellen moralischen Wertsystems wirkt Székely bis in die Gegenwart beispielgebend und belehrend. BILDNISSE Das Porträt nimmt in Székelys Kunst einen besonderen Platz ein, obwohl die Mehrheit der Fachliteratur die Bedeutung dieses Gebiets unterschätzt und nur als eine Hintergrundgattung behandelt, vor allem verglichen mit der repräsentativen - für die Periode so wichtigen - Historienmalerei. 81 Überblicken wir jedoch einmal diese Gruppe, dann gewinnen wir den Eindruck, daß das Porträt für Székely sehr wichtig war, da er im Laufe seines Schaffens immer wieder darauf zurückkam, während er die übrigen Kunstgattungen nur temporär, in einzelnen Schaffensperioden pflegte. Auf diese Weise stellt das Bildnis ein festes Rückgrat seines gewaltigen Oeuvres dar, und innerhalb seiner Tafelbildmalerei ist es die größte Gruppe, die auf gleichbleibend hohem künstlerischem Niveau präsent ist. 82 Ein Teil der Bildnisse war Auftragsarbeit und sicherte ihm die zum Lebensunterhalt erforderlichen finanziellen Mittel. Bei einer anderen, zahlenmäßig nicht einmal so geringen Gruppe der Porträts läßt sich das Vorhandensein eines Auftraggebers nicht unmittelbar nachweisen, und es hat den Anschein, diese Werke entstanden teils zu Studienzwecken, teils aus dem Interesse des Künstlers für die menschliche Natur und Psyche heraus. Was auch immer der Anlaß zu ihrem Entstehen gewesen