Nagy Ildikó szerk.: Székely Bertalan kiállítása (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1999/2)

BAKÓ, Zsuzsanna: FORSCHUNGSBEITRÄGE ZUM OEUVRE VON BERTALAN SZÉKELY

Gefühle der beiden Hauptpersonen wird die Spannung der Grundsituation gut veranschaulicht: der Tren­nungsschmerz, die Liebe zwischen Vater und Sohn, die Sorge um den anderen und die wegen der Flucht gebotene Eile. In einem einzigen Augenblick ist die Vergangenheit - der sterbende Vater, die verlorene Freiheit - und die Zukunft - der mit seinen Freunden fliehende Sohn, das heißt die Hoffnung auf eine Fortsetzung des begonnenen Kampfes - enthalten. Székelys künstlerische Darstellungskraft ist hier am ausdrucksvollsten. Alle Details, alle Farben sind der Hervorhebung der beiden Hauptpersonen untergeord­net. Sehr wirkungsvoll setzt der Künstler auch das Licht ein, das nur soviel betont, wie erforderlich ist, um die Aussage möglichst intensiv zur Geltung zu bringen. Neben den oben behandelten sieben Historien­bildern hat sich Bertalan Székely noch mit verschiede­nen Bildentwürfen beschäftigt, die er aber nicht ver­wirklichte. Einer dieser Entwürfe kommt in seinem Jugendtagebuch vor und enthält ein interessantes Moment. Das Thema der kleinen Skizze stimmt näm­lich mit dem Bild Königin Isabella nimmt Abschied von Siebenbürgen von Sándor Wagner überein, und aus der Notiz geht hervor, daß der kompositorische Einfall von Székely stammte: „... Diesen Stoff sagte ich Alex Wagner, der ... daraus ein Bild mahlte"' 0 (Abb. 19). Eine andere Skizze zeigt Boldizsár Zrínyi, wie er im Kerker von Sattenburg einen Brief seines Großvaters liest. Von einem weiteren realisierten Historienbild Székelys erfahren wir aus der Zeitung Vasárnapi Újság (April- und Juni-Ausgabe 1873), die ausführlich über ein Schmuckalbum berichtet, das die Stadt Pest der bayerischen Erzherzogin Gisela anläßlich ihrer Eheschließung mit dem bayerischen Erzherzog Leopold schenkte. Von den 12 Gemälden des Albums stammte das erste von Székely. Es stellt die Gemahlin des ersten ungarischen Königs Stephan, Königin Gisela, mit dem jungen Erzherzog Emmerich dar, wie sie den Krönungsmantel betrachten. 71 Das Apropos der Schenkung war, daß auch Gisela, die Gemahlin von König Stephan, eine bayerische Herzogin gewesen war (Abb. 20). Die Zeitung teilt mit, daß nach dem Gemälde von Bertalan Székely ein Holzschnitt angefer­tigt wurde. Das Original war ein Aquarell, das sich jetzt zusammen mit den nur noch lückenhaft vorhan­denen Stücken des Albums im Bayerischen Staats­archiv befindet. 72 Neben den Historienbildern, die sich auf die Vergangenheit bezogen, hielt Székely auch einige aktu­elle Ereignisse im Bild fest. 1867 erhielt er anläßlich der Krönung von Franz Joseph I. zum ungarischen König von der Festkommission den Auftrag, die Ereignisse zu verewigen. Zuvor hatte er schon die Besuche des königlichen Paares auf Zeichnungen für die Presse, hauptsächlich für die Vasárnapi Újság, fest­gehalten. 73 Von den Krönungsfeierlichkeiten malte er vereinbarungsgemäß vier Aquarelle, die das König­spaar als Geschenk erhielt. Auf den Werken waren die Krönung, die Vereidigung, der Schwertstreich und der Ritterschlag dargestellt. Von den Szenen entstanden auch Ölskizzen, die in unserer Ausstellung gezeigt werden. 74 Die Historienbilder von Bertalan Székely sind her­ausragende Zeugnisse der Kunst im Zeitabschnitt 1850-1867. Dieser Zeitraum brachte im Vergleich zur Kunst der vorangegangenen anderthalb Jahrzehnte wesentliche Veränderungen. Am auffälligsten war der Wechsel in der Thematik der Bilder. Immer häufiger kommen Darstellungen vor, die die tragischen Ereignisse der ungarischen nationalen Vergangenheit festhalten. Der Hauptgrund dafür ist die Unterdrük­ungspolitik in der Zeit nach der Niederschlagung des ungarischen Freiheitskampfes, die alle Äußerungen nationaler Gefühle im Keime zu ersticken versucht. So sprechen die Historienbilder, die auch weiterhin im Zeichen des historischen Ideensystems und Nationalbegriffes entstehen, in einer Art Symbolik von der nationalen Unabhängigkeit. Sie liefern Beispiele, erinnern und ermutigen. Tragische Ereignisse wie die Schlacht von Mohács, die ihr vorangegangene Periode und der ihr folgende Zeitraum, die Kämpfe der Ungarn gegen die fremden Mächte - insbesondere die Türkenkriege und die Befreiungskriege gegen die Habsburger - stehen im Mittelpunkt. Die veränderte Geschichtsbetrachtung läßt sich sehr gut an der hi­storischen Bilderfolge ablesen, die Bálint Kiss im Auftrage des Obergespans im Komitat Torontál, László Karácsonyi, malte. Sie sollte ursprünglich 12, später 21 Bilder umfassen. Von dem Entwurf gelangten nur wenige Bilder auch zur endgültigen Form. Grund dafür war eben die Thematik der Folge. Der größte Teil der Bilder hatte nämlich die heldenhaften Kämpfe des Ungartums für die Größe, die Macht und die Unabhängigkeit des ungarischen Reiches zum Inhalt, so z. B. das Duell zwischen Béla I. und dem Herzog von Pommern, die Schlacht bei Augsburg, die Schlacht bei Cserhalom, die kriegerischen Auseinanderset­zungen mit den Kumanen, die Türkenkriege, die Schlacht bei Szendrő, die Erstürmung der Burg Eger ­um nur einige Themen herauszugreifen. 75 1858. als der Auftrag vergeben wurde, entsprach diese Folge in keiner Weise den Vorstellungen der offiziellen Kreise, und so konnte der Plan nicht verwirklicht werden. 76 Ähnliche Entwürfe für eine nationale Bildergalerie sind uns auch von Mihály Kovács, Soma Orlai Petrics, Mór Than und Miklós Barabás bekannt. 77 Neben der Münchener Schule haben die Düsseldorfer Schule und später die von dem Wiener Karl Rahl vertretene Richtung die ungarische Historienmalerei bedeutend beeinflußt. Die barocke bewegte Darstellung der Schlacht von Mohács von Mór Than oder sein Bild Die Ergreijung von Nyári und Pekry sind ungarische Werke der von Rahl repräsentierten malerischen Richtung des warmen Tons und der kraftvoll zum Ausdruck kom­menden Gefühle. 78 Auf dem Bild Die Auffindung des Leichnams von Ludwig II. von Sorna Orlai Petrics taucht erstmals der Anspruch auf eine Sakralisierung des Themas auf. 79 Auf dieselbe Tendenz stoßen wir auch im Schaffen von Viktor Madarász, der auf seinen

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